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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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ich weiß nicht, zehn Jahren etwa, ein typischer Soldat, der eine nach der anderen hat, nichts Ernstes, weißt du? Aber bei Kate war es ernst, gleich von Anfang an. Ich habe sie auf einer Party kennengelernt. Wir haben uns unterhalten und nicht mehr aufgehört, bis es hell war. Wir saßen aneinandergedrängt in dem großen Sessel, und jeder hat ziemlich viel von sich erzählt. Als die Nacht vorbei war, wusste ich, sie war die Frau, die ich heiraten würde.«
    Er hob den Kopf, um Aliks anzusehen. Das Leuchten war aus ihren Augen verschwunden.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Das war wohl zu viel.«
    »Nein, ich wollte es ja wissen.«
    »Ich höre jetzt damit auf.«
    »Nein, nicht. Erzähl mir alles.«
    »Da gibt es nicht mehr viel zu erzählen«, sagte er, als sie den Kopf wieder auf seine Brust legte. Er starrte an die Decke. »Jedenfalls lief es darauf hinaus, dass wir uns verlobten. Ich habe den Dienst quittiert, um ein neues Leben anzufangen. Ihr Vater hatte einen Jachtverleih, und ich wollte ein paar Jahre bei ihm arbeiten und dann das Geschäft übernehmen, wenn er sich zur Ruhe gesetzt hatte. Dann … Dann … Wir wollten essen gehen. Ich blieb kurz zurück, nur für eine Minute; sie ging schon über die Straße, und so ein Scheißkerl in einem gestohlenen Wagen fuhr über die rote Ampel … und ich war nicht da …« Er kniff die Augen zusammen, um die Erinnerungen und die Tränen zurückzudrängen.
    Carver sah den Raum vor sich, wo sie zusammen gegessen hatten: er, Kate und Bobby Faulkner, der seit dem Tag, wo sie beide als Offiziersanwärter bei derselben Auswahlkommission der Admiralität zur Prüfung erschienen waren, sein engster Freund gewesen war. Er hörte ihn noch die unverschämten Geschichten über seine vergangenen Untaten erzählen und wie er unter dem Schleier des Spotts seine Sympathie verbarg. Carver sah die versoffenen Wichser an der Bar, an denen sie später vorbeigingen, spürte den Stoß an der Schulter, als ihn einer absichtlich anrempelte, um ihm vorzuwerfen, er habe sein Bier verschüttet. Er sah Kate in der Tür stehen, als er sagte: »Geh schon zum Wagen, es wird nicht lange dauern.«
    Carver machte die Augen auf und sagte: »Sie hatte keine Chance. Sie war auf der Stelle tot. Das war ein gewisser Trost. Sie hat nicht gelitten, nicht einmal mitbekommen, was sie getroffen hatte.«
    Aliks strich ihm eine Strähne aus der Stirn. »Aber du hast gelitten …«
    »Nein, ich habe mich betrunken. Ich habe meinen Hass genährt, habe alle anderen leiden lassen. Darum bin ich wahrscheinlich in diese Branche geraten.«
    Er erzählte ihr von Trench, der ihm viel bedeutete, und der ihn aus der Ausnüchterungszelle geholt und ihm die Telefonnummer gegeben hatte, die sein Leben verändert hatte.
    Aliks ballte die Faust und boxte ihn gegen die Schulter. »Gut, und jetzt bist du hier, und ich bin bei dir. Genug geredet. Was werden wir tun?«
    Carver richtete sich auf die Ellbogen auf. »Wir gehen dem Geld nach.«

33
    Sir Perceval Wake drückte den Knopf seiner altmodischen Sprechanlage, die sein Arbeitszimmer mit der Sekretärin draußen in der Halle verband. »Schicken Sie ihn herein.«
    Die Wohnung am Eaton Square, in der er lebte und arbeitete, nahm zwei Etagen eines hohen weißen Hauses ein. Es gehörte zu einem abgestuften Gebäudekomplex an einer Hauptverkehrsstraße, die vom aristokratischen Tummelplatz des Sloane Square zum Buckingham-Palast führte. Die Regierungsbehörden von Whitehall waren nur fünf Taximinuten entfernt. Dies war die teuerste Wohngegend der Welt. Wakes Hunger nach Geld und Einfluss war stets genauso groß gewesen wie sein Wissensdurst.
    Seit Jahrzehnten kam die Regierung Ihrer Majestät zu Sir Perceval Wake, um sich Rat zu holen, und sie bezahlte stattliche Summen für dieses Privileg, ebenso die Leiter städtischer Institutionen und multinationaler Konzerne. Er hatte seine Karriere als Dozent für Politische Geschichte an der Oxford University begonnen, doch bei den brillanten, aber verarmten Akademikern dieser Stadt hatte er nicht lange bleiben wollen. 1954 veröffentlichte er ein Buch, das auf seiner Dissertation aufbaute. Es hatte den provokanten Titel: Nützliche Idioten – Die Rolle westlicher Intellektueller bei der Ausbreitung kommunistischer Diktaturen.
    Zu einer Zeit, da sogenannte progressive Denker noch geglaubt hatten, die Sowjetunion sei eine Macht des Guten, schlugen Wakes Ideen ein wie eine Handgranate in eine Tonne Fisch. Er wurde eine Hassfigur der

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