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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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konkurrierenden Hof um seine einstige Frau gäbe. Alles, was er täte, würde danach beurteilt werden, wie weit sie es billigt oder nicht. Das wäre unerträglich.
    Monarchien sind ihrem Wesen nach monopolistisch. Sie können keine Konkurrenz dulden. Theoretisch kann ich also verstehen, warum eine Gruppe oder eine Einzelperson, die sich um den Erhalt der Monarchie sorgt, es für nötig erachten könnte, eine solche Bedrohung der Krone zu beseitigen.«
    Grantham zuckte mit den Schultern. »Aber Sie haben selbst gesagt, dass der Tod der Prinzessin die Monarchie in eine Krise gestürzt hat. Wenn sie wirklich von einem fanatischen Royalisten umgebracht wurde, dann hat er damit das Gegenteil erreicht.«
    »Nicht unbedingt. Seit dem Unfall sind keine zwei Tage vergangen. Es ist also noch viel zu früh, um zu beurteilen, welche Auswirkungen er letztlich haben wird. Nach einer Weile können die Dinge ganz anders aussehen.
    Es ist nun einmal so, dass der Prince of Wales Mrs Parker Bowles unmöglich heiraten, geschweige denn sie zu seiner Königin machen kann. Die Monarchie ist an einem Tiefpunkt angekommen. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie die fünf Jahre bis zum Goldenen Jubiläum Ihrer Majestät übersteht, und noch weniger, dass es gefeiert wird. Doch wie hysterisch die Leute jetzt auch sein mögen, irgendwann werden sie die Prinzessin vergessen. Wenn das eintritt, wenn dem Prinzen verziehen wird, wenn die Familie alles übersteht, nun dann könnte ein nüchterner Beobachter sagen, dass der Mord – wenn es denn einer war – seinen Zweck erfüllt hat.«
    »Das klingt, als würden Sie ihn billigen.«
    »Überhaupt nicht. Sie haben um eine sachliche Beurteilung gebeten, und die habe ich Ihnen gegeben.«
    Grantham nickte. »Ich verstehe. Aber das führt uns zu einer anderen hypothetischen Frage: Wenn es sich nicht um einen Unfall handelt, wer ist dann dafür verantwortlich?«
    Wake lächelte und schüttelte den Kopf. »Tja, da bringen Sie mich in Verlegenheit. Ich fürchte, ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie werden wohl die üblichen Verdächtigen verhaften müssen.«
    »In der Tat, und darum bin ich hier.«
    Wake stieß ein herablassendes Kichern aus. »Wirklich? Ich werde doch wohl nicht auf Ihrer Liste stehen? Sind meine Aktien so gefallen?«
    Grantham ignorierte die Witzelei. »Wir sollten nicht unsere Zeit vergeuden. Wir kennen beide Ihren Leumund. Meine Vorgänger waren in ihren Methoden nicht gerade zimperlich. Wenn sie etwas Inoffizielles erledigt haben wollten, kamen sie zu Ihnen. Niemand wusste genau, wie Sie für die Erledigung Sorge trugen oder wer Ihre Kontakte waren. Man wollte es gar nicht wissen. Das schützte vor unangenehmen Fragen. Aber Sie wussten es.«
    Der alte Mann wurde ungehalten. »Das war alles schon längst vorbei, bevor die Mauer fiel. Wir standen im Krieg mit einem Feind, der vor nichts Halt machte. Heute redet jeder nur noch über die Nazis. Die sind für dieses Land sechs Jahre lang eine Gefahr gewesen. Der Sowjetkommunismus war fast ein halbes Jahrhundert lang eine Bedrohung, und diese Bedrohung habe ich bekämpft. Ich habe meine Pflicht getan. Ich habe keinen Grund, mich zu entschuldigen, und noch weniger, mich zu schämen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Aber wenn da jemand Leute umbringt, weil er glaubt, das sei das Beste für das Land oder die Monarchie oder wer weiß was, dann wissen Sie vielleicht, wer das ist. Also bitte ich Sie um einen Gefallen: Wenn Sie zufällig einigen Ihrer alten Gefährten über den Weg laufen, richten Sie ihnen bitte etwas aus. Wir wollen, dass der Schlamassel beseitigt wird. Keinen Wirbel. Keinen Skandal. Keine Bekenntnisse bei irgendeiner Zeitung. Sagen Sie ihnen, sie sollen das in Ordnung bringen, sonst hören wir auf, die Augen zuzudrücken, und knöpfen sie uns eigenhändig vor. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Im Grunde ja«, sagte Wake, »aber Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie glauben, dass ich Ihnen helfen kann. Dennoch war es sehr interessant, mit Ihnen zu plaudern. Vielleicht sehen wir uns einmal unter weniger unangenehmen Umständen. Und jetzt, wenn Sie erlauben, habe ich zu arbeiten. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Mr Grantham. Meine Sekretärin wird Sie hinausbegleiten.«
    Wake wartete, bis der Besucher gegangen war, bevor er aufstand und sich an eines der hohen Fenster stellte, die auf den Eaton Square hinausblickten. Er sah einem schwarzen Taxi hinterher. Er beobachtete, wie eine Mutter mit ihrem Kind auf dem

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