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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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eindringen zu können. Er machte seine Arbeit und nahm die verschwenderischen Summen Bargeld, die Carver ihm für seine Fähigkeit und seine Diskretion bezahlte.
    »Was für eine große Sache ist es denn?«, fragte der Schwede.
    »Die hier«, antwortete Carver und klopfte auf die Computertasche. »Das ist ein Laptop, in den ich unbedingt rein muss, an sämtlichen Passwörtern und Verschlüsselungen vorbei. Das hat aber einen Haken: Es gibt Leute, die ihn haben wollen, und zwar um jeden Preis. Wenn sie entdecken, dass du ihn hast oder gehabt hast und weißt, was da drauf ist, fackeln die nicht lange. Sie werden dich verfolgen.«
    »Und wie lautet die gute Nachricht?«
    »Ich bin hinter ihnen her, und deshalb muss ich an die Namen und Adressen ran, die in dem Laptop sind.«
    »Du meinst, es gibt Leute, die dich umbringen wollen, und du weißt nicht einmal, wer das ist?«
    »Ich arbeite daran.«
    »Nein, offenbar arbeite ich daran. Und dieser Laptop wird eine Herausforderung sein?«
    »O ja. Wenn ich eines über diese Leute weiß, dann dass sie sehr gute Beziehungen haben. Sie dürften militärische oder sogar NSA-Verschlüsselungen benutzen. Frag mich nicht nach Einzelheiten, aber das ist mit Sicherheit ein Spitzencomputer.«
    Larsson lächelte schief. »Sag das nicht, Mann. Du weißt, das bringt mich nur in Versuchung.«
    Carver grinste. »Also, wenn du nicht glaubst, dem gewachsen zu sein, verstehe ich das …«
    Der Schwede schüttelte den zottigen Kopf. »Das wird dich mächtig was kosten.«
    »Ist das nicht immer so?« Carver übergab ihm die Tasche. Larsson wandte sich zum Gehen, aber Carver hielt ihn zurück. »Ernsthaft, Thor, das könnte heikel werden. Ich werde mich jeden Tag bei dir melden, telefonisch oder per E-Mail, gegen sechs Uhr abends nach hiesiger Zeit. Gib mir fünfzehn Minuten Spielraum. Wenn du nichts von mir hörst, lass den Computer sausen und hau ab. Warte nicht ab, verstanden?«
    »Klar.«
    »Und wenn du an das Adressbuch rangekommen bist, gib mir sofort Bescheid. Das kann uns beiden den Arsch retten.«
    Larsson nickte. Ohne noch etwas zu sagen, gingen sie zusammen zur Brücke. Larsson wandte sich nach links dem modernen Teil der Stadt zu. Carver lief zur Altstadt zurück und folgte den kurvigen Straßen den Berg hinauf, bis er an seinem Haus ankam.
    Aliks schlief noch. Es war kurz nach fünf. Carver zog sich aus und legte sich wieder aufs Sofa, um der goldenen Regel des Militärlebens zu gehorchen: niemals eine Gelegenheit zum Essen, Schlafen oder Scheißen auslassen. Das nächste Mal erwachte er, weil das Licht anging, ihn jemand an der Schulter rüttelte und eine leise, rauchige Frauenstimme fragte: »Ich habe es vergessen: Trinkst du den Kaffee mit Milch und Zucker oder ohne?«

31
    Allein in seinem Büro am Sonntagabend, grübelte Pierre Papin über der Frage, welchen Zug Carver und die Frau aus Paris genommen hatten. Eine Überprüfung der Fahrkartenautomaten hatte ergeben, dass während der fraglichen Zeit, wo Carver sie benutzt haben konnte, mehr als ein Dutzend Tickets gekauft worden waren. Vier davon waren nur für eine Person bestimmt gewesen. Papin war versucht, sie außer Acht zu lassen, aber er musste mit der Möglichkeit rechnen, dass der Engländer die Frau fallengelassen hatte und allein gereist war.
    Mehrere Tickets waren auf Kreditkarte gekauft worden, aber nicht auf Carvers Namen. Doch das war zu erwarten gewesen. Wenn er eine Karte benutzt hatte, lautete sie ganz bestimmt auf ein Pseudonym. Also blieb Papin nichts anderes übrig, als die zwölf Reiserouten und die über zwanzig beteiligten Personen zu überprüfen, in der Hoffnung, seine beiden Verdächtigen herauszufiltern.
    Das war eine umfangreiche Aufgabe und würde viel Mitwirkung bedeuten. Normalerweise würde Papin andere Abteilungen um Hilfe bitten, aber diesmal hatte er nicht die Absicht, das zu tun, wenn es sich vermeiden ließ. Das gebot der Selbsterhaltungstrieb.
    Man sagte, in der Politik säßen die Gegner in den anderen Parteien, die Feinde dagegen in der eigenen. Papin ging nach diesem Prinzip vor. Er hegte ein eingefleischtes Misstrauen gegen seine Kollegen in den verschiedenen Diensten des französischen Sicherheitssystems. Er wusste, dass sie ihm munter ein Messer in den Rücken stoßen würden, wenn sie ihrer Behörde damit einen kurzfristigen Vorteil verschaffen konnten. So funktionierte das Spiel in jedem Geheimdienstgefüge. Es waren nicht die Terroristen, die Spione und sonstigen Gefahren für die

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