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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor
Autoren: Tom Cain
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nach der Welt von heute! Also warten wir jetzt auf die letzte Warnung, dass das Ende nah ist, die Ankunft Satans auf der Erde. Freunde, Sie müssen auf der Hut sein. Denn Satan wird bald kommen, und wenn es so weit ist, müssen wir uns zum Krieg bereit machen.
    Wir wissen, wo diese letzte große Schlacht stattfinden wird, denn es steht geschrieben: ›Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.‹
    Wie Sie wissen, gibt es diesen Ort wirklich. Es ist der Berg von Megiddo in Israel. Man kann dorthin reisen und ihn mit eigenen Augen sehen.
    Aber, liebe Brüder und Schwestern, haben Sie keine Angst vor dieser großen Schlacht. Denn der Christus, der in Herrlichkeit wiederkehrt, ist ein mächtiger Christus, ein Krieger auf einem weißen Schlachtross, ein Christus, der seine Feinde zittern macht. Also freuen Sie sich, dass er kommt. Seien Sie glücklich, dass Sie gerettet werden. Aber seien Sie bereit für den letzten Kampf zwischen Gut und Böse.
    Denn er ist Christus.
    Er bringt uns Entrückung.
    Und er ist auf dem Weg!«
    Als rings um ihn herum die Rufe »Amen!« und »Lobet den Herrn!« erschallten, war Waylon McCabe zwischen zwei gegensätzlichen Empfindungen hin- und hergerissen. Einerseits erregte ihn die Aussicht auf die baldige Entrückung, die Reverend Ray ausgemalt hatte. Und gleichzeitig war er von einem heimlichen Schrecken erfüllt, der ebenso mächtig war wie die Angst, die er beim Absturz des Flugzeugs durchlebt hatte.
    Erst vor ein paar Wochen, nachdem er seinen Husten den ganzen Winter über nicht losgeworden war, hatte er endlich seinen Arzt aufgesucht. Nach wenigen Stunden war er an einen Onkologen im M. D. Anderson Center in Houston überwiesen worden. Nur um sicherzugehen, hatte er eine zweite Meinung eingeholt, vom Chef der Sloan-Kettering Krebsklinik in New York.
    Beide sagten dasselbe. McCabe hatte zwei inoperable Tumore in der Lunge. Es hatten sich auch schon Metastasen im Gehirn gebildet. Die Ärzte waren sich nicht sicher, meinten aber, der Krebs könne durch die Chemikalien verursacht worden sein, die er in dem brennenden Flugzeug eingeatmet hatte. McCabe sah die bittere Ironie: Sein Attentäter hatte ihn am Ende doch noch erwischt. McCabe hatte nur noch ein paar Monate zu leben, neun im äußersten Fall, ab dem sechsten im Krankenhaus. Er stürzte ab, direkt auf das gähnend leere Grab zu. Und darum packte ihn die Furcht, er könnte noch vor dem großen Tag sterben. Sie verzehrte seinen Verstand.
    Natürlich glaubte er an die Auferstehung des Fleisches und an das ewige Leben. Diesen Glauben bekräftigte er jede Woche in der Kirche. Aber sein Glaube war keine Hilfe, wenn ihn der Gedanke an seinen Tod in den dunkelsten Stunden der Nacht in den Klauen hielt. Trotz der tröstenden Worte des Glaubensbekenntnisses konnte er nicht sicher sein, dass er aus dem letzten großen Schlaf wieder aufgeweckt würde. Er wollte leben, mehr als alles andere auf der Welt, mit offenen Augen den großen Tag erleben, wo der Herr zu seinem Volk zurückkehrte. Er sehnte sich danach, zu sehen, wie diejenigen vernichtet wurden, über die Reverend Ezekiel Ray gesprochen hatte, wenn Christus die Trauben des Zorns zerquetschte und wenn das Blut seiner Feinde die Täler Israels bis zum Rand füllte.
    Wenn diese Vernichtung nicht bald passierte, nun, dann würde Waylon McCabe eben selbst dafür sorgen, und wenn es ihn den letzten Cent kostete.

11
    Aliks fuhr mit dem Bus nach Genf zurück, ging über die Rhône und durch die schmalen Kopfsteinpflasterstraßen hinauf in die Altstadt, wo jahrhundertealte Häuser standen, die schmal waren wie Buchrücken. In den Schaufenstern der Konfiserien lagen herzförmige Schachteln. In Boutiquen und Designerläden dominierten verführerische Wäsche und Kleider. Über alldem wachten die Banken in dem Wissen, dass alles, einschließlich der Liebe, seinen Preis hatte.
    Sie blieb einen Moment stehen, um sich eine Schaufensterpuppe mit einem kurzen schwarzen Partykleid anzusehen. Dazu war ein Paar Schuhe dekoriert, die nur aus einem nadelspitzen Absatz und ein paar dünnen Lederriemchen bestanden.
    So etwas hatte sie früher auch getragen. Sie hatte sich die Kleider mit sicherer Hand ausgesucht, denn sie kannte ihre Wirkung. Diese Frau wollte sie wieder sein, mit einem Drink in der einen und einem gut aussehenden Mann an der anderen Hand. Doch das Spiegelbild in der Schaufensterscheibe zeigte ein erbärmliches Geschöpf in einem Mantel aus einem Secondhandladen
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