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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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nicht weitergehen konnte, dass sie etwas unternehmen musste. Es ging nicht nur darum, dass sie dringend Geld brauchte, es war auch eine Frage der Selbsterhaltung. Sie musste etwas finden, wodurch es ihm besser ging, nicht nur um seinetwillen, sondern auch um ihretwillen, um ihrer beider willen. Mit jedem Tag, der verging, spürte sie, wie sie ihn ein bisschen weniger liebte, und das fand sie schrecklich. Carver war der erste Mann, für den sie wirklich etwas empfand, und das zu verlieren hieß, alles zu verlieren.
    Sie ließ den schlafenden Carver allein, fuhr zurück in die Wohnung und entschloss sich, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Während sie sich den Klinikgeruch und die Niedergeschlagenheit vom Körper wusch, stellte sie sich die gut ausgebildete, trickreiche Agentin vor, die sie einmal gewesen war. Was würde diese Frau tun? Ganz einfach: Sie würde sich für ihre Aufgabe wappnen und sie angehen.
    Als sie zu Mittag gegessen hatte, stand ihre Entscheidung fest.
    Sie zog sich die sauberste und am besten passende Jeans an, die sie hatte, dazu ein weißes T-Shirt, ihren Wintermantel und einen Schal, und steckte sich die Haare unter eine Baskenmütze. Sie packte ihre einzige Sonnenbrille und das Portemonnaie in die Umhängetasche, nahm eine Kneifzange aus Carvers Werkzeugschublade in der Küche und war bereit. Sie hatte einen Plan, und allein schon deswegen fühlte sie sich so gut wie lange nicht mehr.
    Ihre ersten KGB-Aufträge hatten in feinen Hotels stattgefunden, mal in Moskau, mal in Leningrad. Sie wusste, wie es dort zuging, und sie kannte sich mit den Abläufen bei Angestellten und Gästen gut aus. Dort würde sie sich an die Arbeit machen.
    Ihre erste Wahl war das Impérial, eines der besten Häuser der Stadt. Es zog reiche ausländische Touristen und Geschäftsleute an, die die Zimmer belegten, und Genfer Bankiers und Diplomaten, die die Bars und Restaurants besuchten. Das war genau die richtige Umgebung für Aliks, wo sie ihren alten Zauber wiederbeleben wollte. Doch als Erstes musste sie sich für den Auftritt die passende Kleidung besorgen, und da ihr die Mittel fehlten, um etwas zu kaufen, würde sie es sich auf anderem Wege beschaffen müssen.
    Sie spazierte an dem Hotel vorbei und ging um den Block herum zum Personaleingang mit einer breiten Ladezone für Lieferwagen. An einer Seite gab es eine Pförtnerloge mit Stechuhren für die Reinigungs- und Küchenkräfte und das Instandsetzungspersonal. Aliks ging zu dem Portier, der in der Loge saß, und sprach ihn in schlechtem Französisch mit starkem russischen Akzent an.
    »Entschuldigen bitte«, sagte sie.
    Der Portier las eine Boulevardzeitung. Er beachtete sie gar nicht.
    »Entschuldigen«, wiederholte sie. »Haben Termin bei Haushälterin, drei Uhr, geben Stelle für Zimmermädchen.«
    Der Portier bewegte den Blick widerwillig zum Terminbuch hinüber.
    »Name?«
    »Jekaterina Kratochwilowa«, sagte Aliks. Es klang wie ein schneller, unverständlicher Silbenbrei.
    Der Portier blickte hilflos auf die aufgeschlagenen Seiten und runzelte verärgert die Stirn. Er hatte nicht das Geringste verstanden.
    »Kein Eintrag«, sagte er. »Kommen Sie ein andermal wieder.«
    »Unmöglich! Haben Termin. Bitte noch mal gucken, Jekaterina Kratochwilowa.«
    Zwei Zimmermädchen kamen herein und drehten sich nach ihnen um, um zu verfolgen, worum die Auseinandersetzung ging. Aliks fing ihren Blick auf.
    »Sie vielleicht helfen«, rief sie ihnen zu. »Wollen zu Haushälterin, haben Termin. Sie mich jetzt empfangen, ja?«
    Die beiden Frauen sahen den Portier fragend an.
    »Ich kann das nicht entscheiden. Es steht nichts im Buch«, beharrte er.
    Aliks sah die Frauen flehend an. Sie hatte den Zeitpunkt für ihren Coup ganz bewusst gewählt. Um drei Uhr nachmittags hatten die abreisenden Gäste das Hotel schon verlassen, und die Zimmer wurden für die nächsten hergerichtet, die aber noch nicht eingecheckt hatten. Das war die ruhigste Zeit des Tages, wo auch eine überlastete Wirtschafterin einen Moment Zeit hatte, um sich eine unerwartete Bewerberin anzusehen.
    Eine der Frauen bekam Mitleid.
    »Ich gehe sie holen«, sagte sie.
    »Danke, vielen Dank«, sagte Aliks überschwänglich. Der Portier blieb unbeeindruckt.
    Die Zimmermädchen verschwanden.
    Aliks trat ein paar Schritte zurück, hinaus aus dem hellen Licht.
    Der Portier wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
    Am Ende des Ganges tauchte eine Frau mittleren Alters auf mit schmalen Lippen und strengem Blick, die

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