Samuel Carver 03 - Assassin
rpergeknatter kleiner Schusswaffen durch den schrillenden Alarm und wartet darauf, dass einem die erste Kugel das Fleisch aufrei ß t. Aber es kommt keine, und dann wirft man sich die letzten sechs Meter nach vorn …
Carver kam auf dem Boden auf, machte eine Rolle vorw ä rts und schaffte es lebend bis zur Hauswand. Die Franz ö sischen Fenster waren direkt vor ihm. In der Hand hielt er eine Handgranate, um sie aufzusprengen, und pl ö tzlich verstummten die Sch ü sse und der Alarm, und seine klingelnden Ohren h ö rten jemanden schreien: » Waffen fallen lassen, sofort! «
Carver gehorchte. Langsam und ohne jemandem einen Grund zum Schie ß en zu geben, legte er die Pistole und die Handgranate auf die Steinplatten.
» Jetzt die H ä nde hinter den Kopf.«
Wieder folgte Carver der Anweisung.
» Umdrehen, sch ö n langsam.«
Carver drehte sich um und blickte in das Gesicht von Special Agent Tord Bahr. Um dessen Mund spielte ein h ö hnisches L ä cheln, und in den Augen blitzte echtes Vergn ü gen, als er die Pistole hob, direkt auf Carvers ungesch ü tzte Brust richtete und abdr ü ckte.
9
Carver verbrachte die grauen Morgenstunden auf einer Liege im Angestelltentrakt des Hauses, unverletzt von den Sch ü ssen, die auf ihn abgefeuert worden waren. Es waren Platzpatronen gewesen. Um halb sieben, nach drei Stunden Schlaf, sa ß er im Essensraum, in einer Hand einen Becher mit starkem Kaffee, in der anderen ein Steaksandwich, bei dem das Brot von Blut und Fett getr ä nkt war.
Der Secret Service hatte Carver mit einem dunkelblauen T-Shirt und einer grauen Trainingshose versorgt. Er hatte auch eine Zahnb ü rste bekommen, aber keinen Rasierer und keine Haarb ü rste. Er sah ziemlich genauso aus wie irgendein x-beliebiger Mann am Samstagmorgen nach einer harten Freitagnacht. So gefiel es ihm: m ö glichst normal und unauff ä llig aussehen.
Carver war nicht besonders gro ß , gerade mal eins achtzig. Er war kein Muskelpaket und strahlte nicht die k ö rperliche Bedrohlichkeit aus, die typisch war f ü r viele M ä nner, die mit Gewalt ihr Geld verdienten. Er war froh, wenn er nicht auffiel und wenn er unbemerkt seinen Gesch ä ften nachgehen konnte. Nur ein scharfsichtiger Beobachter w ü rde das beherrscht Athletische in seinem Gang bemerken oder die Steilfalte auf der Stirn oder wie seine klaren gr ü nen Augen pl ö tzlich auf etwas aufmerksam wurden. In diesem Moment jedoch waren sie nur auf das Sandwich gerichtet.
Auf der anderen Seite des Tisches a ß Tord Bahr eine Schale M ü sli mit Magermilch und Bananenscheiben. Er war bereits in Anzug und Krawatte, hatte den H ö rer im Ohr und das Mikro am Handgelenk. Von der n ä chtlichen Aktion war ihm nichts mehr anzumerken. Das einzige F ü nkchen menschlicher Schw ä che, das Bahr sich erlaubte, war seine entspannte Miene, die einem echten L ä cheln gef ä hrlich nahekam und die seiner tiefen Befriedigung dar ü ber Ausdruck gab, wie der Scheinangriff ausgegangen war, bei dem die Schnelligkeit seiner Leute getestet werden sollte. Aus seiner Sicht war die Nacht ein voller Erfolg gewesen. Carver hatte ihn auf eine harte Probe gestellt, doch er hatte verloren.
» Der Wingsuit «, fragte Bahr, nachdem er sich vergewissert hatte, dass er keine M ü slikr ü mel mehr im Mund hatte, » wie sind Sie auf die Idee gekommen? «
» Per Eliminierungsprozess «, antwortete Carver. Er lehnte sich seitlich in seinem Stuhl zur ü ck und sah durch die offenen bodentiefen Fenster. » Zuerst dachte ich an einen ganz normalen HAHO – oder HALO-Sprung, aber dann … Moment …«
Carver stand auf und ging ans Fenster. Die Lady Rosalie war ausgelaufen und kr ä ngte in der frischen Brise, die Segel blendend wei ß in der Morgensonne. Zwei Schnellboote flankierten sie, und ein Hubschrauber schwebte ü ber ihr.
» Wer hat die Jacht rausgefahren? «, fragte er.
» Der Pr ä sident «, antwortete Bahr. » Er war die ganze Nacht hier.«
» Der Pr ä sident? « Carver musste sich zusammenrei ß en, um nicht Fleisch und Kaffee ü ber den Boden zu spucken. » Was soll das hei ß en? Ich dachte, das sollte eine Ü bung sein. Ist das ü blich, dass er dann vor Ort ist? «
» Nein, absolut nicht. Das ist mehr als un ü blich. Wir haben eine Ü bungseinheit und eine Anlage. Egal, wof ü r wir trainieren m ü ssen, wir k ö nnen es dort tun. Aber der Pr ä sident hat seine eigenen Vorstellungen, und nat ü rlich respektieren wir die.«
Carver sagte nichts. Er drehte sich wieder zum
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