Samuel Carver 03 - Assassin
Fenster hin und sah ein paar Sekunden lang hinaus, ehe er sich Bahr zuwandte. Es sah so aus, als wollte er etwas sagen.
» Sie haben etwas auf dem Herzen? «, fragte Bahr.
» Kommen Sie mal «, sagte Carver.
» Ich will blo ß eben noch mein M ü sli aufessen.«
» Nein, ich meine, Sie sollten mal kommen.«
Bahr sch ü ttelte den Kopf und seufzte, stand aber vom Tisch auf und ging zu Carver. Er hatte erst ein paar Schritte gemacht, als eine Explosion die Luft ersch ü tterte.
Eine Gestalt im Cockpit der Lady Rosalie rannte zum Heck, w ä hrend sich die Jacht in den Wind drehte und mit nutzlos flatternden Segeln abbremste. Die Schnellboote rasten bereits darauf zu.
» Was zum Henker–? «, br ü llte Bahr.
Die letzten Schritte zum Fenster rannte er und lief weiter, hinaus auf den Rasen. Carver sah, wie er einen Finger ans Ohr legte und in sein Mikro blaffte.
» Ich verstehe nicht. Was sagen Sie da? Was soll das hei ß en: Das Meer ist rot gef ä rbt? «
Oben in dem Hubschrauber blickte der Pilot auf einen karmesinroten Fleck, der sich rings um die Jacht ausbreitete.
» Sieht aus wie Blut, Mann, als ob sich das Meer in Blut verwandelt.«
Bahr kam in den Angestelltentrakt zurück und starrte Carver w ü tend an. » R ü hren Sie sich nicht vom Fleck! «, br ü llte er ersch ü ttert. » Betrachten Sie sich als verhaftet! «
Dann rannte er zum Kai.
10
Carver stand nachdenklich da und sah dem Durcheinander zu, als man dem Pr ä sidenten von der Jacht in eines der Schnellboote half. Sein Platz am Steuer der Lady Rosalie wurde von einem schwarz Uniformierten eingenommen, dann drehte das Schnellboot ab und raste, vom Schatten des Hubschraubers gefolgt, auf das Ufer zu.
» Gehen Sie vom Fenster weg.«
Carver drehte sich um und sah einen jungen Agenten des Secret Service neben der T ü r zum Speiseraum stehen, der die Waffe auf ihn richtete. Er sah aus, als w ü rde es ihm schwerfallen, Haltung zu bewahren. Seine Nerven lagen blank. Wenn sie versagten, w ü rde er vielleicht etwas Dummes tun. Mit m ö glichst sparsamen Bewegungen tat Carver, was man ihm gesagt hatte.
» Jetzt setzen Sie sich an den Tisch, H ä nde mit den Handfl ä chen auf die Tischplatte.«
» Klar «, sagte Carver und gehorchte.
Eine Zeit lang passierte nichts. Von seinem Platz aus konnte er an seinem Bewacher vorbei durch die T ü r in den Flur blicken. Darum sah er, als dort Schritte zu h ö ren waren, den gro ß en beeindruckenden Mann in Jeans und Windjacke mit dem Pr ä sidentenabzeichen an der linken Brust als Erster im T ü rrahmen stehen.
Carver stand unwillk ü rlich auf.
» Hinsetzen! «, br ü llte sein Bewacher und riss pl ö tzlich den Kopf zur Seite, als er begriff, dass der Pr ä sident im Raum war.
» Immer mit der Ruhe, Junge «, sagte Roberts.
Tord Bahr kam direkt hinter ihm herein. Er sagte ein paar leise Worte zu dem Bewacher und schickte ihn hinaus.
Lincoln Roberts richtete seine Aufmerksamkeit auf Carver. Er stand still da und musterte ihn. Schlie ß lich sagte er: » Setzen Sie sich.«
Roberts schlenderte zur Kaffeekanne und goss sich ganz zwanglos eine Tasse ein, als w ä re das ein Besuch bei Freunden. Nach diesem Vorfall hatte seine Aura ruhiger Selbstbeherrschung fast etwas Unnat ü rliches. Als er seinen Kaffee hatte, setzte er sich gegen ü ber von Carver auf den Stuhl, wo Bahr vor zehn Minuten noch gesessen hatte. Er schob die M ü slischale zur Seite, sodass der Tisch zwischen ihnen frei war. Bahr blieb absichtlich stehen, offenbar entschlossen, sein unersch ü tterliches Pflichtbewusstsein zu unterstreichen.
Roberts trank einen Schluck. » Mmmh, der ist gut «, sagte er anerkennend. » Ist Ihr Sandwich in Ordnung? «
» Ja, Sir.«
Carver wurde selten in Gegenwart eines anderen von Ehrfurcht ergriffen. Andererseits hatte er noch nie mit einem amerikanischen Pr ä sidenten eine Tasse Kaffee getrunken, geschweige denn mit einem, f ü r den er sein Leben riskieren w ü rde. Unter den Politikern, denen er bisher begegnet war, gab es wohl kaum einen, f ü r den er in siebentausend Metern H ö he aus dem Flugzeug gesprungen w ä re, um ihre Sicherheitsvorkehrungen zu testen. Stattdessen h ä tte er sie rausgeworfen, nur um mal zu sehen, wie es dann lief.
Roberts dagegen hatte eine andere Ausstrahlung. Wenn er dar ü ber sprach, die Dinge zum Besseren zu wenden, h ö rte es sich an, als meinte er es ernst. Aber vielleicht war er nur ein besserer Schauspieler als die anderen. Wie hie ß es doch
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