Samuel Carver 03 - Assassin
geworden oder h ä tte Geschmack an Kasinos gefunden. Ansonsten hatte er genug Geld und davon abgesehen einen gr öß eren finanziellen Vorteil, wenn Carver am Leben blieb, als wenn er tot war.
Vielleicht gab es ja einen pers ö nlichen Grund. Er und Larsson hatten zwar seinerzeit den einen oder anderen Streit gehabt, aber nichts, was irgendeinen Groll hinterlassen h ä tte. Jedenfalls nicht dass er w ü sste. Larsson lie ß sich nicht so schnell in Wut bringen, aber wenn ihn etwas aufregte, scheute er sich auch nicht, es zu zeigen, und sei es, indem er seinen Freund an der Kehle packte und den Kopf zurechtsetzte. Carver musste l ä cheln, als ihm der eine Abend in Genf einfiel. Er war gerade erst aus der Klinik abgehauen und hatte noch nicht klar denken k ö nnen, gelinde gesagt. Das war so ein Moment gewesen, wo man einen echten Freund erkennt, n ä mlich wenn der den Mumm hat und einem ehrlich sagt, dass man sich gerade auff ü hrt wie ein Vollidiot.
Es musste also eine Drohung gewesen sein. Thor war durch Einsch ü chterung zum Verrat getrieben worden. Und weil Carver wusste, dass sein Freund kein Feigling war, konnte es nur um jemanden gegangen sein, den er liebte. Also um Karin. Mann, warum hatte er sich nicht einfach bei ihm gemeldet? Zusammen w ä ren sie mit jedem fertig geworden. Aber das ging gar nicht, nicht wahr? Larsson hatte ihm erst ein paar Tage vor dem Lusterleaf-Auftrag von der bevorstehenden Hochzeit erz ä hlt. Und er selbst war vollauf mit den Vorbereitungen besch ä ftigt gewesen. Als sein bester Freund ihn gebraucht h ä tte, war er nicht da gewesen.
Das Gleiche galt f ü r Maddy. Jeder normale Mann h ä tte Himmel und H ö lle in Bewegung gesetzt, um nach dem Bombenanschlag zu ihr durchzukommen. Stattdessen hatte er lauter Gr ü nde gefunden, sich aus dem Staub zu machen, und jeder einzelne Grund war beschissen. In Wahrheit kam er nicht damit klar, dass eine Frau ihn tats ä chlich lieben k ö nnte.
Doch jetzt w ü nschte er sich nichts mehr, als Maddy ein letztes Mal in die Arme zu schlie ß en. Er wollte sie sp ü ren, riechen, er wollte h ö ren, wie sie ihm schweinische Dinge ins Ohr fl ü sterte, wollte sich lachend mit ihr herumw ä lzen. Er wollte ihr sagen, was f ü r ein Arsch er gewesen war und wie leid es ihm tat, dass sie seinetwegen so viel durchmachen musste, w ä hrend sie einfach nur mit ihm zusammen sein und eine sch ö ne Zeit mit ihm haben wollte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich, um sie sich mit allen Sinnen ins Ged ä chtnis zu rufen und dar ü ber vielleicht die Schmerzen, die Ersch ö pfung, die Angst zu vergessen, die an ihm zehrten. Vielleicht w ü rde ihm das eine kleine Weile lang Frieden verschaffen.
Aus diesem Grund registrierte er nicht gleich das Schrappen des landenden Hubschraubers, das die pl ä rrenden Fernseher ü bert ö nte. Und er brauchte noch etwas l ä nger, um zu erkennen, dass es ein anderer war als der, mit dem Tyzack weggeflogen war. Wenn es also nicht Tyzack war, der da kam … Eine Woge der Hoffnung durchflutete ihn. Jemand kam ihn retten!
» Hilfe! Hierher! Hilfe! «, schrie er. Erst nachdem er das mehrmals wiederholt hatte, begriff er, dass keiner ihn h ö ren konnte. Er brachte nur noch ein leises Kr ä chzen zustande. Selbst jemand, der zwei Schritte vor ihm st ü nde, h ä tte M ü he, ihn zu verstehen, von Leuten drau ß en vor der Scheune ganz zu schweigen.
Doch es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ihn fanden …
… oder?
Die Zeit verstrich, die Sekunden dehnten sich wie Gesichter im Zerrspiegel, und nichts passierte. Carver meinte, Wagent ü ren zu h ö ren. Danach … wieder nichts.
In den kurzen Pausen zwischen den Jingles und den Nachrichtenmeldungen lauschte er angestrengt. Ein paar Minuten sp ä ter kamen zwei weitere Fahrzeuge an. Als N ä chstes h ö rte er die vertraute Ger ä uschfolge eines gewaltsamen Eindringens. Gut, dachte er, es gab also noch ein weiteres Geb ä ude. War ja klar. Wenn das eine Scheune war, musste es auch ein Wohnhaus dazu geben. Sie ü berpr ü ften die Geb ä ude eins nach dem anderen. Die Scheune w ü rde bald dran sein. Er brauchte nur abzuwarten und einen k ü hlen Kopf zu bewahren.
Ihm fiel ein, dass man ihn wahrscheinlich verhaften w ü rde. Sie w ü rden in ihm den Bombenleger sehen, nicht das halb strangulierte, geschundene Opfer eines Besessenen. Doch das war ihm egal. Wenn er nur an Maddy schreiben, sie anrufen, vielleicht einen Gef ä ngnisbesuch von ihr bekommen k
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