Samuel Carver 03 - Assassin
ö nnte, dann h ä tte er Gelegenheit, ihr alles zu erkl ä ren.
Rennende Stiefelschritte und eine scharfe Befehlsstimme drau ß en sagten ihm, dass es nicht mehr lange dauern w ü rde. Dann h ö rte er einen Wagen kommen, der hochtourig heranpreschte, und er wusste – mit dem untr ü glichen Instinkt eines Liebenden –, dass Maddy darin sa ß . Sein Herz machte einen Freudensprung … und setzte schlagartig aus, als zweimal kurz hintereinander gefeuert wurde. Das Motorenger ä usch erstarb.
» O Gott, bitte, oh nein oh nein oh nein …«, flehte Carver. Kurz h ö rte er eine Stimme, die ihm bekannt vorkam, dann schnelle Schritte und wieder einen Schuss aus einer Schrotflinte.
Im n ä chsten Augenblick verwandelte sich Damon Tyzacks Vision von der H ö lle in ein echtes Inferno.
71
Thor Larsson rannte einfach weiter. Während die Männer in schwarzer Kampfuniform vor der lodernden Scheune zur ü ckwichen, lief er direkt darauf zu. Als er am Tor angelangt war, trat er zu, stie ß den Fu ß durch die Flammen, die sich an dem gr ü n gestrichenen Holz hinauffra ß en, und brach sie auf, um sogleich hineinzust ü rmen.
Larsson sah aus wie ein Mensch, der seiner Verdammnis entgegengeht, im Gesicht eine so manisch gesteigerte Verzweiflung, dass sein altes Ich nicht mehr zu erkennen war. An seinen Hosenbeinen krochen Flammen hinauf, und in den H ä nden hielt er eine eigenartige Waffe. Carver zuckte zusammen wie ein geschlagener Hund vor dem Stiefel seines vorbeischreitenden Herrn, doch dann wurde ihm klar, dass diese Waffe nicht gegen ihn gerichtet werden sollte. Larsson griff damit ü ber seinen Kopf, nahm das Bungeeseil zwischen die Scherenz ä hne und schaltete die Kettens ä ge ein. Er schrie etwas, immer wieder dieselben Worte, aber das raspelnde Brummen des Werkzeugs war so laut neben Carvers Ohr, dass er nichts verstand. Nur anhand der Lippenbewegungen erriet er, was Larsson wiederholte wie ein angstvoll reuiges Mantra: Es tut mir leid.
Die Luft waberte von der sengenden Hitze, die die Scheune in einen Glutofen verwandelt hatte. Rauch kringelte sich an den W ä nden empor, ü ber die die tobenden Flammen einen rotgoldenen Schleier warfen, und schl ä ngelte sich unter den Dachbalken entlang. Carvers Augen tr ä nten, und er hatte das Gef ü hl, er m ü sste ersticken, wenn seine Lungen Sauerstoff aus der hei ß en, giftigen Atemluft ziehen wollten. Sein nackter, zerschundener R ü cken f ü hlte sich an, als w ü rde er gebraten und mit dem Schwei ß aus den Poren der verbliebenen Haut begossen, was seinen Qualen noch eine weitere Schicht von Schmerz hinzuf ü gte.
An einem Ende der Scheune, da wo die aufgebrochenen T ü rfl ü gel waren, gab ein versengter Dachbalken nach und fiel krachend herunter und riss ein St ü ck von der Wellblechabdeckung mit sich. Carver legte den Kopf in den Nacken und sah, dass der Balken, an dem sein Gummiseil hing, Feuer gefangen hatte. Der w ü rde also auch bald herabst ü rzen und ihn und Larsson treffen.
» Beeil dich! «, kr ä chzte er.
Larsson arbeitete verbissen weiter, w ä hrend gl ü hende Ascheflocken auf ihn herabsegelten. Er achtete nicht darauf. Die Baumschere s ä gte sich viel zu langsam durch dieses Seil, das eigens daf ü r gemacht war, um der Zugkraft eines hundert Meter tief fallenden Menschen standzuhalten.
Das Feuer kroch in einem gefr äß igen Kreis ü ber den Boden auf die zwei M ä nner zu. Das Tosen und Knacken und Bersten ringsherum war nun schon so laut wie die Kettens ä ge, doch Carver konnte die Antwort heraush ö ren: » Ich hab’s gleich!«
Larssons d ä monische Verwandlung war fast vollzogen. Er war ein Flammenwesen, fast verzehrt von dem Inferno, das er selbst geschaffen hatte. Die letzten Fasern des Seils gaben nach. Larsson warf die Kettens ä ge weg und schrie: » Los! Lauf! «
Carver blickte sich suchend um nach einem Weg hinaus, aber es gab keinen. Das Feuer war ü berall. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, auf die T ü ren zuzurasen und zu beten, dass sie es nach drau ß en schafften, ehe das Feuer sie umbrachte. Carver machte einen z ö gernden Schritt auf die Flammen zu und wappnete sich f ü r diese letzte Anstrengung.
In diesem Moment l ö ste sich ein Balken ü ber ihnen an einem Ende und schwang herab wie an einem riesigen Scharnier, traf Larsson mit entsetzlicher Wucht an der linken Seite des Sch ä dels und riss ihn zu Boden, bevor er krachend aufschlug. Larsson blieb reglos unter dem Balken liegen, der mit dem
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