Samuel Carver 04 - Collateral
will nicht erleben müssen, dass ich mein Geld zum Fenster rausgeworfen habe.«
Parkes lächelte. »Ja, das ist ein Grund. Keine Sorge, wir schaffen sie heil hier raus. Haben Sie sich wegen der Waffen entschieden? Ich hab noch ein paar volle Magazine für eine AA-12, wenn Sie sie wollen.«
»Nein, danke. Hier ist mehr Präzision als Feuerkraft vonnöten.«
»Stimmt, aber ich dachte, ich frag trotzdem, falls Sie nach der kleinen Vorführung vorhin Ihre Meinung geändert haben. Also, ich habe Ihnen zwei M4-Karabiner mit Schalldämpfer und je drei Dreißiger-Magazinen besorgt. Die nehmen wir bei solchen Operationen, und das Resultat schmeckt uns. Ich habe auch eine M11 für Sie. Hörte gerüchteweise, dass Sie die bevorzugen. Mit Schalldämpfer natürlich.«
Carver nickte. »Danke.« M11 war die amerikanische Bezeichnung für die Sig Sauer P226. »Ich fühle mich immer wohler, wenn ich eine dabeihabe.«
»Ich persönlich habe gern ein gutes Messer bei mir«, sagte Parkes. »Vorzugsweise ein Bowiemesser mit schwarzer Klinge aus Kohlenstoffstahl. Ich habe angenommen, dass Sie und Mr. Iluko auch so denken. Sie können sie vielleicht gebrauchen.«
Bei dem Gedanken, jemandem damit die Kehle durchzuschneiden, verzog Carver das Gesicht. Das war eine entsetzlich intime Art, einen Menschen zu töten. Aber Parkes hatte recht: Leiser und effektiver ging’s nicht.
»Die Ausrüstung ist da drüben im Defender«, sagte Parkes und deutete mit dem Kinn auf einen staubigen, olivgrünen Land Rover. »Er ist vollgetankt und hat einen zusätzlichen Reservekanister für alle Fälle. Ob Sie’s glauben oder nicht, der Sprit war schwerer zu beschaffen als die Waffen. Außerdem haben Sie Wasser, Proviant und eine Winde für die vordere Stoßstange, falls Sie sich mal irgendwo rausziehen müssen.«
»Scheint, Sie haben an alles gedacht.«
»Schließlich wollen Sie die Nichte meines Chefs rausholen. Da ist das Beste gerade gut genug, hm?«
»Ich weiß das zu schätzen. Danke.«
»Keine Ursache«, sagte Parkes. »Also, ich mache mich jetzt besser auf den Weg. Das Flugzeug wartet.«
Er wandte sich zum Gehen und hielt noch einmal inne.
»He, Carver ... viel Glück.«
»Danke«, sagte Carver, »aber eins haben Sie wohl doch vergessen.«
»Was?«
»Kaltes Bier. Das sollten Sie bereithalten, wenn ich heute Nacht über die Grenze komme.«
»Verlassen Sie sich drauf«, sagte Parkes.
85
Parkes, seine Männer und die beiden Kinder von Justus setzten sich in einen Toyota Previa Minivan mit getönten Seitenscheiben, fuhren durch ein Seitentor des Firmengeländes und fädelten sich in den Verkehr stadtauswärts ein. Die Rushhour hatte gerade begonnen. Es dauerte eine Weile, bis sie zu dem zweispurigen Band aus rissigem Asphalt und Schlaglöchern gelangten, das die Hauptroute zur südafrikanischen Grenze bildete, und auch dort ging es nur langsam voran. Gute anderthalb Stunden vergingen, ehe der Fahrer auf eine einfache Schotterstraße abbog, die in die flache, weite Buschlandschaft führte.
Ein paar Minuten später hob die DeHavilland Twin Otter ohne Passagiere vom Buwekuer Flugplatz ab. Nach knapp zehn Minuten Flug, keine achtzig Kilometer von Buweku entfernt, meldete der Pilot an den Tower eine Störung der Instrumente. Er werde notlanden, sagte er und erbat Informationen zu nahegelegenen Landemöglichkeiten.
Der Fluglotse zögerte. Es gab tatsächlich eine Landebahn auf der Flugroute der Twin Otter. Es war einer der vielen Flugplätze für Zwischenlandungen des Militärs, die vor dreißig Jahren von den Briten gebaut worden waren. In einem Krieg, wo der Feind jederzeit und überall im Land auftauchen konnte, wollte man in der Lage sein, die Soldaten schnellstmöglich in die Kampfgebiete zu bringen. Inzwischen waren viele dieser Flugplätze aufgegeben und überwuchert, aber die Landebahnen waren noch benutzbar, trotz allen Grüns, das aus dem Boden drängte.
Der Lotse war sich nicht sicher, ob die Lage dieser Flugplätze als Staatsgeheimnis betrachtet wurde. Andererseits wusste natürlich jeder, wo sie waren. Aber durfte man das öffentlich sagen? Bei einer Regierung, die sich auf Unvernunft und Einbildung gründete, war das schwer zu sagen.
»Es mag Landemöglichkeiten in Ihrer Nähe geben, aber ich bin nicht befugt, genauere Angaben zu machen«, sagte der Lotse äußerst vorsichtig.
Zu seiner Überraschung hörte er den Piloten laut lachen.
»Ja«, meinte der. »Ich habe auch davon gehört.«
Kurz darauf korrigierte die Twin
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