Samuel Carver 04 - Collateral
werden inzwischen alle von Einheimischen geführt, weil man sonst vom Staat enteignet wird. Tatsächlich werden sie aber über eine Reihe von Briefkastenfirmen und Auslandskonten von uns geführt. Entscheidend ist, dass die in Malemba keiner mit Wendell Klerk in Verbindung bringt, was für uns jetzt nützlich ist. Das Gleiche gilt für das Flugzeug. Die Leute in Buweku glauben, wir arbeiten für eine eigenständige Sicherheitsfirma und wollen mit einem potenziellen malembischen Klienten ins Geschäft kommen. Wenn wir gelandet sind, zeige ich den Leuten vom Zoll die Bordkoffer mit den schicken Überwachungsgeräten, die wir bei Präsentationen benutzen. Sie werden den Kopf schütteln und mit der Zunge schnalzen. Dann werden sie erklären, dass es gegen die offizielle Politik verstößt, solche Produkte ins Land zu lassen, weil die heimische Industrie da nicht mithalten kann. Natürlich gibt es keine heimische Industrie mehr, aber ich werde nicken und sagen, dass ich dafür Verständnis habe und ob tausend US-Dollar den Einfuhrzoll abdecken. Dann wird man uns durchwinken. Und damit auch die Waffen, einschließlich, und das wird Sie freuen zu hören, der beiden AA-12, die unter dem Projektor, den Lampen und dem PA-System versteckt sind.«
»Haben Sie auch was, das einen nicht gleich umbringt?«
»Ja, ja ... wieso auf einmal so zimperlich? Was ist verkehrt daran, die Scheißkerle einfach umzupusten?«
»Nichts, solange es die richtigen sind. Ich möchte nur keine Unschuldigen töten. So etwas überlasse ich lieber Leuten wie Mabeki.«
»Das ist ein nobler Grundsatz. Ich hoffe nur, das bringt Sie nicht um.«
»Bisher nicht. Wie steht’s mit dem Transport?«
»Am Flughafen warten ein Kleinbus, ein Dreitonner, ein Japaner mit Allradantrieb, der uns rein- und wieder rausbringt, und drei Fahrer, die in Buweku jede Abkürzung und jeden Schleichweg kennen. Der Transport ist also gesichert.«
»Hervorragend«, sagte Carver. »Dann gehen wir den Plan noch mal durch.«
82
Justus Iluko wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seine Anwältin hatte ihnen saubere Hemden und ein geblümtes Kleid für Farayi gekauft, damit sie vor Gericht respektabel aussahen. Aber die Innenwand des Gefängniswagens glühte wie ein Ofen, und seine zwölf Passagiere die auf den seitlich angebrachten Bänken saßen, brieten in der Hitze. Von draußen hörten sie den Verkehr, die Hupen und die Fahrer, die auf den Stau schimpften, als könnte ihre gerechte Empörung daran etwas ändern.
Justus lächelte seine Tochter an, als der Wagen anfuhr. »Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann kommen wir an die frische Luft.«
Er wartete auf eine Antwort oder eine Geste, aber nichts kam. Farayi war in tiefe Niedergeschlagenheit versunken.
»Habt keine Angst«, sagte Justus. »Wir sind unschuldig. Selbst wenn die Polizei das nicht zugibt, der Richter wird es erkennen und uns freilassen. Da bin ich ganz sicher.«
Er hätte Farayi gern über den Kopf gestrichen, wie er es früher getan hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war, aber seine Hände waren durch eine zu kurze Kette mit den Füßen verbunden, sodass das unmöglich war.
»Du weißt, dass das nicht wahr ist«, widersprach Canaan verbittert. »Die Richter sind genauso schlimm. Selbst wenn sie wissen, was richtig ist, haben sie Angst, es zu tun. Sie wagen es nicht, Gushungo zu verärgern.«
»Aber Gushungo ist tot.«
Der Einwand kam von einer Frau. Sie hieß Winifred Moyo und war die Witwe eines Farmers. Sie war auf dem Weg zu ihrem Prozess, weil sie ihren schreienden Enkel zum Schweigen bringen wollte, indem sie ihn in den Kessel warf, der über dem Feuer hing.
Es gab allgemeine Verblüffung in dem Gefängniswagen, dann rief jemand: »Hört nicht auf die! Das ist eine Verrückte!«
»Er ist tot, ganz bestimmt«, beharrte Mrs. Moyo. »Der Wärter hat es mir heute Morgen erzählt.«
»Sie hat recht, ich habe das auch gehört«, warf ein anderer ein.
»Wer ist dann jetzt an der Regierung?«, fragte Justus. »Tshonga endlich? Wenn ja, bekommen wir vielleicht einen gerechten Prozess.«
»Nicht Tshonga!«, plapperte die Moyo. »Es heißt, der ist auf der Flucht vor der Polizei. Er ist ein Krimineller genau wie wir!«
»Mr. Tshonga ist ein guter Mann«, widersprach Justus. »Ich bin sicher, dass –«
Sein Satz ging in lautem Gehupe unter, während der Wagen plötzlich eine Vollbremsung machte. Von vorne hörte man Leute schimpfen. Dann verstummten sie, und es folgte das
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