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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Laufverengung schoss, sodass sich der Schrot wie Konfetti am Himmel verteilen würde. Er konzentrierte sich schlicht und einfach auf das Element, worauf er Einfluss hatte: die Genauigkeit beim Zielen.
    Die ersten vier Scheiben wurden vernichtet.
    Als das dritte Paar aus der Wurfmaschine schnellte, traf Carver die erste Scheibe genau in der Mitte, die zweite aber nur am hinteren Rand und hätte sie fast verfehlt. Jetzt war er es, der der Versuchung entgegenwirken musste, seine Technik zu ändern, der das Selbstvertrauen aufbringen musste, beim Alten zu bleiben.
    Sein Herz hämmerte, er spürte den klebrigen Schweiß in den Achselhöhlen. Er riss sich zusammen.
    »Pull!«, rief er.
    Die Tonscheiben flogen hoch, und just in diesem Moment wurde der bis dahin gleichmäßige Wind böig. Das dauerte nur ein, zwei Sekunden, genügte aber, um die Scheiben in ihrer Flugbahn abzulenken. Die rechte bremste und verlor an Höhe, sodass die andere scheinbar von ihr wegraste. Nun flog jede einen grundverschiedenen Kurs, und Carver musste mitten im Schwenk korrigieren und auf die bereits fallende Scheibe zielen. Irgendwie gelang es ihm, sie zu treffen und den Lauf herum- und nach oben zu reißen, während er den Himmel nach der zweiten absuchte.
    Wo zum Teufel war sie abgeblieben?
    Sein Rücken war nach hinten gewölbt wie ein straff gespannter Bogen und das Gewicht seines Kopfes so weit zurückverlagert, dass er beinahe hintenüberkippte, als er sein Ziel endlich fand. Er hatte keine Balance mehr, keinen ruhigen Arm, er stümperte wie ein Anfänger.
    Carver drückte ab.
    Der Schuss knallte durch die Sommerluft wie eine schallende Ohrfeige, gefolgt von einem frustrierten »Nein!«.
    Zalika konnte ihre wütende Enttäuschung nicht mehr im Zaum halten. Carver hatte sein Ziel pulverisiert. Bei seinem Schuss war alles schiefgegangen bis auf das Resultat.
    Danach war die letzte Dublette eine Kleinigkeit. Carver verließ den Stand mit vollen zehn Punkten.
    »Wir haben also Gleichstand«, stellte Zalika kühl fest.
    »Wissen Sie das genau?«
    Sie blickte ihn stirnrunzelnd an, doch ehe sie etwas erwidern konnte, hörte sie hinter sich ein höfliches Räuspern.
    »Ich habe den Punktestand«, sagte McGuinness.
    Er hielt die Zählkarten mit den Kästchenreihen in der Hand. Eine diagonale Linie im Kästchen zeigte den Treffer an.
    »Mr. Klerk, Sie sind Dritter geworden. Ich habe Sie noch nie so gut schießen sehen, Sir. Gut genug um zu gewinnen, will ich meinen, in neun von zehn Fällen. Und Sie, Miss Zalika, na ja, kann mir nicht vorstellen, wie jemand so gut schießt und nicht an die Spitze gelangt.«
    Sie lächelte müde. »Danke, Donald.«
    »Aber der Sieger ist Mr. Carver. Er liegt einen Punkt vorn.«
    »Was?« Zalikas Augen versprühten ein zorniges Feuer. »Unmöglich! Wir haben Gleichstand!«
    »Ich fürchte, nein, Miss. Sie haben bei den letzten fünf Dubletten zweimal verfehlt.«
    »Ich weiß, aber ein Fehlschuss gehörte zu der Dublette, die wiederholt wurde. Der wird nicht gezählt. Das haben Sie selbst gesagt. Der Schuss auf die erste Taube gilt, und die habe ich getroffen.«
    »Ja, haben Sie. Aber nur bei Dubletten auf Schuss wird der Punkt gezählt. Diese waren aber simultan. Und ich fürchte, die Regeln sind eindeutig, Miss. Wenn bei simultanen Dubletten eine Scheibe für ungültig erklärt wird, wird der zweite Treffer nicht gewertet. Bei der Wiederholungsdublette wird neu gezählt. Und Sie haben die erste Taube bei der Wiederholung und die zweite Taube der letzten Dublette verfehlt. Als Mr. Carver alle zehn traf, hat er Sie überholt.«
    Zalika seufzte. »Ich verstehe.« Sie blickte Carver an. »Also sind Sie der Sieger.«
    »Ja.«
    »Aber nur regeltechnisch.«
    »Gewonnen ist gewonnen. So ist das nun mal.«
    Sie blickte ihn aus schmalen Augen an. »Sie haben von der Regel die ganze Zeit gewusst, stimmt’s? Als ich gesagt habe, Sie können nicht gewinnen, haben Sie’s gewusst.«
    »Ja, das stimmt. Aber ich musste trotzdem noch alle zehn schaffen.«
    Zalikas Blick war kalt wie nackter Stahl an einem frostigen Wintermorgen. Doch als sie sich abwandte und wegging, meinte Carver schwören zu können, dass sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht stahl, fast so als wäre sie der eigentliche Sieger.

39
    Justus Iluko hatte den Tag in einem UNO-Supply-Centre verbracht, wo er die Verantwortlichen überzeugen wollte, die Ausgabe von Mais an das Vertriebenenlager, das auf seiner Farm entstanden war, zu verdoppeln. »Sie bringen

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