Samuel Carver 04 - Collateral
brauche ich nicht. Ich danke für Ihre Gastfreundschaft, Mr. Klerk. Es hat mich gefreut, Sie wiederzusehen. Sie ebenfalls, Zalika. Mr. Tshonga, ich wünsche Ihnen Glück für die nächste Wahl.«
Tshonga hatte ein freundliches, verständnisvolles Lächeln für ihn. »Danke, Mr. Carver. Aber vermutlich wird es dazu nicht kommen. Ich glaube, wir haben uns nicht zum letzten Mal gesehen.«
»Darauf würde ich nicht zählen.«
»Überlegen Sie es sich, Sam«, drängte Zalika. Dann nahm sie einen harten Ton an und sagte: »Überlegen Sie sich gut, was Sie zurückweisen.« Es klang wie ein Ultimatum und nicht wie eine Bitte.
Carver hatte darüber nachgedacht. Er war nahe daran gewesen, alle seine rationalen, sorgfältig zurechtgelegten Argumente für die Ablehnung des Auftrags über Bord zu werfen, nur um in der Nähe von Zalika Stratten bleiben zu können. Er hatte seinen Willen zusammennehmen müssen, um allem den Rücken zu kehren, was sie zu bieten hatte. Jetzt konnte er nichts erwidern, ihr keine Erklärung präsentieren, warum er sie zurückwies.
Klerk, der mit harten Bandagen nichts erreicht hatte, verlegte sich inzwischen auf die weiche Methode. »Es sind noch ein paar Tage hin, bis die Gushungos nach Hongkong fliegen. Wenn Sie Ihre Meinung ändern: Das Angebot steht noch.«
Carver nickte grüßend. »Ich finde selbst hinaus.«
41
Carver kam von Campden Hall nicht so schnell weg, wie er gedacht hatte. Kurz bevor er zur Haustür hinausging, hörte er eine leise, drängende Stimme hinter sich. »Mr. Carver! Bitte, warten Sie einen Moment!«
Es war Brianna Latrelle. Sie kam auf ihn zugeeilt und sah sich hastig nach allen Seiten um, ob sie auch niemand gesehen hatte.
»Haben Sie akzeptiert?«, fragte sie noch leiser, sobald sie bei ihm stand, und fasste sein Handgelenk. Sie hatte einen erstaunlich festen Griff. »Den Auftrag, haben Sie ihn angenommen?«
»Ich reise ab«, sagte Carver. »Ich muss mein Flugzeug erreichen.«
»Sie haben also abgelehnt?« Sie ließ ein wenig lockerer, und ihre Schultern senkten sich erleichtert. »Ich hoffe es ... um Ihretwillen.« Ihre Finger schlossen sich erneut. »Ich weiß nicht genau, worum es sich eigentlich dreht. Aber allein die Art, wie sich alle benehmen, gibt mir eine böse Ahnung. Bevor Sie gekommen sind, haben sich Wendell und Tshonga stundenlang eingeschlossen. Niemand durfte auch nur in die Nähe des Zimmers. Dann Zalika in dieser Verkleidung, um Ihnen etwas vorzuspielen ... Ich kann gar nicht sagen, warum mich das so beunruhigt. Ich meine, Wendell hat ständig Besprechungen. Was ist an dieser so außergewöhnlich? Ich nehme an, da meldet sich meine weibliche Intuition. Albern, nicht wahr?«
Carver löste so sanft wie möglich ihre Hand von seinem Arm. Ms. Latrelle meinte es gut, wusste aber offenbar nicht Bescheid.
»Ich muss jetzt gehen«, sagte er freundlich.
Bis er durch die Tür war, hatte er sie bereits aus seinen Gedanken gestrichen und befasste sich mit seiner Reiseroute.
Der letzte Flug von Luton nach Genf startete gerade, als Carvers Taxi vom Rinnstein wegfuhr. Er ging online, las den Flugplan und fand eine Maschine der British Airways, die in zwei Stunden von Heathrow abfliegen sollte. In der Business Class waren noch Plätze frei. Carver buchte einen und checkte online ein.
Von Klerks Haustür bis zum Terminal 5 des Flughafens Heathrow waren es gut hundertsiebzig Kilometer. Carver zog vier Fünfzig-Pfund-Scheine aus der Brieftasche.
»Die gehören Ihnen, wenn Sie mich in achtzig Minuten hinbringen«, sagte er zu dem Fahrer, der Asif hieß.
Das Geld nützte gar nichts. Auf der M11 gab es Baustellen, wo die Geschwindigkeit auf 40 km/h beschränkt und von Blitzern überwacht wurde. Dann gelangten sie auf die M25. Asif fuhr hundertzwanzig, um die verlorene Zeit wettzumachen, kam aber ein bisschen zu spät am Flughafen an, sodass Carvers Flug schon weg war. Carver gab ihm die zweihundert trotzdem und buchte um: einen Swissair-Flug nach Zürich.
Bis er dort landete, war Genf nur noch mit dem Zug zu erreichen. Der fuhr um vier Minuten nach elf ab und kam kurz nach halb zwei in der Nacht an. Vom Bahnhof ließ sich Carver von einem Taxi zur Altstadt bringen, ging ihn seine Wohnung und lag kaum auf dem Kissen, da schlief er schon.
Für den Flug nach Zürich hatte er sein Handy ausgeschaltet und darauf verzichtet, es wieder zu aktivieren. Er fürchtete, Zalika könnte anrufen und ihn überreden wollen, sich umzuentscheiden, oder ihm einfach Vorwürfe
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