Samuel Carver 05 - Collapse

enger Zeitplan. Er wird sich nicht mehr als unbedingt nötig beeilen wollen. Denn dadurch kommen Fehler zustande.Also … Mittwoch oder Freitag … Vielen Dank, das war sehr nützlich.«
    »Und mein Geld?«
    »Wird wie immer auf Ihr Konto überwiesen.«
    »Mit einem Bonus, wenn es Ihnen gelingt, Carver auszuschalten?«
    »Von einem Bonus habe ich sicher nicht gesprochen.«
    »Natürlich nicht.« Ginger fixierte ihn mit einem spröden, freudlosen Lächeln. »Das mussten Sie gar nicht. Und ich muss Ihnen nicht sagen, dass ich ein Erfolgshonorar erwarte, wenn der Anschlag auf Zorn verhindert wird … Egal wie er verhindert wird.«
    »Ich habe das zur Kenntnis genommen«, sagte Choi. »Aber sicher haben Sie noch viel zu tun. Meine Leute werden Sie hinausbegleiten.«
    Choi sah ihr hinterher, wie sie das Zimmer verließ. Für eine Europäerin war sie unbestreitbar attraktiv, und es amüsierte ihn zu beobachten, wie arrogant sie ihre Sexualität einsetzte und annahm, ihr könne kein Mann widerstehen. Es wäre unterhaltsam, den Spieß eines Tages umzudrehen und sie betteln und flehen zu lassen, dachte er. Das war ihr sicher noch nicht oft passiert. Sie hatte große Macht, und das hatte sie korrumpiert und faul gemacht, genau wie den Westen insgesamt. Beide würden noch um Gnade winseln.
    Aber eins nach dem anderen. Es würde ihm großes Ansehen einbringen, wenn er einen Mann beseitigte, der solche Verärgerung verursacht hatte. Natürlich würde er sich von Peking Anleitung erbitten, doch wie die Instruktionen lauten würden, war ihm schon klar. Samuel Carver würde sterben müssen, damit Malachi Zorn leben konnte. Und er, Choi Deshi, würde selbst dafür sorgen, dass die Aufgabe zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten und zum Ruhm seiner Person erledigt würde.

15
    Genfer Altstadt
    Nachdem Carver sich mit Razzaq geeinigt hatte, verbrachte er zwei volle Tage in tiefer Nachdenklichkeit. Er erwog verschiedene Identitäten und Verkleidungen, prägte sich stundenlang die Kreuzungen und Orientierungspunkte wichtiger Straßen ein, verglich eine Reihe von Plätzen im Freien und in Gebäuden, erwog die diversen Methoden, das Leben eines Menschen zu beenden.
    Eine Weile spielte er sogar mit dem Gedanken, das Privatflugzeug, das Zorn von New York nach London brächte, zu manipulieren. Der Plan wäre allerdings verrückt: Das hieße, selbst ein Flugzeug zu mieten, den Atlantik zu überqueren und vor Zorns Abflug an dessen Jet heranzukommen. Außerdem wäre das sowieso zu früh. Er und Grantham waren darauf angewiesen, zunächst mehr über Zorns Absichten zu erfahren. Und Carver musste flexibel bleiben können, brauchte ein bisschen Spielraum für den Fall, dass eine plötzliche Planänderung nötig sein sollte. An diesem Auftrag war alles dubios, und er hatte nicht vor, sich mit heruntergelassener Hose erwischen zu lassen, falls es Razzaq, Zorn oder einem noch unbekannten Mitspieler einfiele, die Spielregeln zu ändern.
    Schließlich konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf Wimbledon, besorgte sich alle verfügbaren Informationen über den All England Club und das Stadtviertel, in dem er ansässig war. Während er sich die Luftaufnahmen des Tennisgeländes ansah und mit dem Plan verglich, den die Webseite des Turnierveranstalters anbot, fiel ihm ein Eingang auf der Somerset Road auf, der gleich hinter dem Pressezentrum lag. Derwar bei den Zuschauereingängen nicht erwähnt und schien für Lieferanten bestimmt zu sein, die das unersättliche Publikum des Turniers mit Essen, Getränken und Werbeartikeln versorgten. Links neben dem Tor verschwand die Straße in einem Tunnel. Er brauchte nicht lange, um zu entdecken, dass er zu einer Laderampe unter dem Number One Court führte und bei einem Ausgang auf der Church Road auf der linken Seite des Clubs endete. Es musste also einen Weg geben, wie die Lieferungen von der Rampe zu den Stellen gelangten, wo sie gebraucht wurden, ohne dass die Menschenströme über der Erde gestört wurden, vermutete Carver. Das hieß, viele kleine Tunnel und für ihn somit die Möglichkeit, auf unterirdischem Weg auf das Gelände des All England Lawn Tennis Club zu gelangen und es wieder zu verlassen.
    Er warf auch einen Blick auf die Debenture Tickets, die Zorn gekauft hatte. Der ursprüngliche Besitzer hatte 27750 Pfund für das fünf Jahre dauernde Recht bezahlt, für jeden Tag der Championships ein Centre-Court-Ticket zu kaufen (für den Number One Court kostete das für denselben Zeitraum nur halb so viel).