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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Das waren die einzigen Wimbledon-Plätze, die legal übertragbar waren und zu jedem Preis weiterverkauft werden durften. Jeder Platz brachte persönliche Vorrechte mit sich: einen Sonderzutritt zu den Show Courts, Privatbars, Restaurants und dergleichen mehr. Wenn Zorn solche Tickets hatte, brauchte Carver auch welche. Er rief bei einem Ticketshop an.
    »Wir können Ihnen ein Debenture Ticket beschaffen. Wann brauchen Sie es?«, fragte der Angestellte.
    »Montag, Mittwoch und Freitag.«
    Ein leiser Pfiff kam durch die Leitung. »Mein lieber Mann, das wird teuer. Ich meine, das Günstigste, das wir für das Halbfinale der Herren am Freitag haben, ist, Augenblick … 6758 Dollar, macht in Pfund –«
    »Bemühen Sie sich nicht, ich nehme es«, sagte Carver. »Und ich nehme auch die anderen zwei Tage. Und ich möchte auch Number One und Number Two Court an allen drei Tagen.«
    Der Angestellte lachte leise, während er ausrechnete, was das kosten würde. »Sie haben vor, auf allen drei Plätzen gleichzeitig zu sein?«
    »Ich möchte dort sein können, wo ich sein muss.«
    »Meinetwegen, aber da gibt es ein Problem, ja? Für den Number Two Court gibt es keine Debenture Tickets. Folglich stehen dafür keine Tickets mehr zum Verkauf.«
    »Doch, durchaus.«
    »Nein, keineswegs. Sehen Sie, das ist nicht legal.«
    »Sicher nicht«, sagte Carver. »Aber wenn ich bereit bin, denselben Preis für Number-Two-Court-Tickets zu zahlen wie für Centre-Court-Tickets, dann wird sie mir wohl auch jemand verkaufen wollen. Ich zahle bar, wenn nötig. Also, können Sie mir helfen?«
    »Tja, Ihnen diese Tickets zu verkaufen wäre an sich kriminell …« Es entstand eine Pause, und Carver spürte den Kampf zwischen Gier und Angst, der in dem Mann stattfand. Und wie er sich gedacht hatte, siegte die Gier.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Carver würde noch den ganzen Samstagabend brauchen, bis sein Plan endgültig stand. Doch vorher wollte er mehr über die Branche wissen, in der seine Zielperson tätig war. Seine finanziellen Angelegenheiten wurden von einer Genfer Privatbank erledigt, bei der der Dienst am Kunden oberste Priorität hatte. Als Carver seinen Kundenberater Timo Koenig anrief und ihn fragte, ob er ein Stündchen auf einen Drink erübrigen könne, sagte Koenig ja, und dass es Samstagabend war, konnte ihn – erklärtermaßen – nicht davon abhalten.
    »Großartig. Dann treffen wir uns in der Bar des Beau Rivage«, sagte Carver.
    Das Beau Rivage war ein traditionelles Grand Hotel am Ufer des Genfer Sees. Sein letzter Besuch dort war eine ganze Weile her, und auch da hatte er sich mit einem Bankangestellten getroffen, und er war noch mit Alix zusammen gewesen. In der Nacht war es für sie beide nicht so gut gelaufen. Doch vor Koenig würde er das sicher nicht erwähnen, und schon gar nicht das Schicksal des Bankangestellten.

16
    Hotel Beau Rivage, Genf
    Carver bestellte die Getränke, ein Bier für sich und einen Martini für seinen Gast. Koenig war ein Fünfzigjähriger, der sich mit Tennis und Skifahren fit gehalten hatte und das Wochenende in einer makellos gebügelten Jeans, einem Ralph-Lauren-Poloshirt und einem Baumwollpulli bestritt, der so frisch und sauber wirkte, als wäre er gerade erst aus dem Seidenpapier des Geschäfts ausgepackt worden. Carver war unrasiert und hatte auch keinen Grund gesehen, daran noch etwas zu ändern, bevor er sich auf den Weg machte. Koenig gegenüber fühlte er sich wie ein Vagabund, doch das beeinträchtigte ihn nicht im Geringsten. »Was können Sie mir über einen gewissen Malachi Zorn sagen?«, fragte er.
    »Nicht viel«, antwortete Koenig. »Ich hatte noch keinen Grund, mit ihm Geschäfte zu machen. Hat er nicht sein Vermögen mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers gemacht?«
    »Das werden Sie besser wissen als ich. Wie arbeitet so ein Mann? Sie sagen, er hat von der Lehman-Pleite profitiert. Das heißt wohl, er hat gegen sie spekuliert. Aber wie?«
    »Mm … ein guter Martini«, sagte Koenig und genoss seinen Schluck, ehe er antwortete. »Mit CDSs … Verzeihung, mit Kreditausfall-Swaps.«
    »Und das ist?«
    »Ein Kreditausfall-Swap ist ein Mittel, mit dem ein Investor aus dem Verlust eines anderen Gewinn schlagen kann. Man könnte sagen, das ist eine Versicherungspolice auf etwas, das einem nicht einmal gehören muss.«
    Die Unterhaltung dauerte erst eine Minute, und Carver kam sich schon vor wie in einem Paralleluniversum. »Das hört sich für mich an, als würde ich eine

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