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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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recht haben, bleibt der Preis stabil, und Zorn verliert das Geld, das er beim Kauf der Optionen ausgegeben hat. Aber wenn die Anteile abstürzen, sagen wir auf drei Dollar, nimmt Zorn seine Optionen in Anspruch, verkauft für acht Dollar und streicht fünf Dollar je Anteil Gewinn ein.«
    »Für den die Bank bezahlt?«
    »Praktisch ja.«
    »Was zahlt dann Zorn für diese Optionen?«
    »Ach, Sam, das ist eine sehr komplizierte Frage … Aber die Antwort kann auf zwei sehr einfache Elemente reduziert werden: Zeit und Risiko. Je größer die sind, desto mehr kostet eine Option. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie möchten Verkaufsoptionen auf den Preis eines Hauses erwerben undwetten, dass sein Wert sinken wird. Eine Sechs-Monats-Option auf ein Haus aus Stroh wird Sie viel mehr kosten als eine einwöchige Option auf ein Haus aus Ziegeln.«
    »Außer Sie wissen, dass der große böse Wolf eine Abrissbirne hat.«
    »Genau … Auf jedem Markt ist die Exklusivinformation das wertvollste Gut von allen.«
    Carver trank einen großen Schluck Bier und nutzte diese Zeit, um zu begreifen, was er gerade erfahren hatte. »Wissen Sie, was ich an alldem wirklich nicht verstehe?«, sagte er, als er das Glas absetzte. »Was ist der Zweck des Ganzen?«
    »Das bringt Geld. Welchen anderen Zweck braucht man?«
    »Aber es schafft keine Werte«, führte Carver an. »Sie haben es selbst gesagt. Jedes Mal, wenn es einen Gewinner gibt, verliert ein anderer genau dieselbe Summe. Es wird also nichts Neues geschaffen. Ach, nein … Moment … Mir kommt gerade der Gedanke, dass wenn ein Händler einen Abschluss tätigt und einen dieser Kreditausfall-Swaps oder eine der Verkaufsoptionen verkauft, vermerkt er das als neues Geschäft und bekommt einen Anteil davon als Bonus. Habe ich recht?«
    »Sicher«, bestätigte Koenig. »Er bekommt einen bestimmten Prozentsatz des von ihm erzeugten Profits als Gehalt, also theoretisch …«
    Carver empfand die typische Aufregung, die sich einstellt, wenn man plötzlich Einblick in etwas Neues erhält. »Gut … Dann vergehen also ein paar Jahre, und leider stellt sich heraus, dass diese Kreditausfall-Swaps eine schlechte Idee waren. Die Lehman-Bank geht pleite. Nun hat Zorns Swap Millionen gekostet, sogar Milliarden … Zahlt der Kerl, der sie ihm verkauft hat, für den Verlust? Nein, natürlich nicht! Wahrscheinlich arbeitet er nicht mal mehr in derselben Bank. Aber die Bank muss jedenfalls zahlen.«
    »Natürlich, das zeigt sich dann in der Bilanz.«
    »Genau! Also sinkt der Profit der Bank, oder sie macht sogar Verlust. Jedenfalls verlieren ihre Aktien an Wert, und die Aktionäre verlieren Geld … und diese Aktionäre sind hauptsächlich Rentenfonds, die das Geld für gewöhnliche Leute anlegen, die von dem Ganzen keinen blassen Schimmer haben. Folglich sind diese Renten nun weniger wert … Und was passiert, ist im Grunde Folgendes: Arme Leute verlieren ihr Geld, weil reiche Idioten damit spielen, ohne dass sie selbst je Verluste hinnehmen müssen.« Carver schüttelte überrascht den Kopf. »Razzaq hatte wohl doch recht …«
    »Verzeihung, wer ist Razzaq?«
    »Jemand, mit dem ich mich unterhalten habe. Er sagte, Malachi Zorns Geschäfte machen letztendlich gewöhnliche Leute ärmer. Und er hat damit recht. Er vergaß nur zu erwähnen, dass all die anderen Mistkerle genau solche Geschäfte mit genau derselben Wirkung machen.«
    Koenig lachte nervös und versuchte die Stimmung zu entschärfen. »Beruhigen Sie sich, Sam, wirklich … So habe ich Sie noch nie erlebt. Mein Gott, wie gut, dass Sie gerade keine Waffe dabeihaben. Hier sitzen lauter Investmentbanker. Sie würden glatt jemanden erschießen!«
    »Ja«, sagte Carver, »würde ich wohl.«
    Custer County, Nebraska: sechs Monate vorher
    Aus der Luft betrachtet sieht das Tal, das sich in den Nordwesten der Stadt Broken Bow erstreckt, wie die Reste von Kacheln an einer verfallenen Mauer aus. Die graubraune und olivgrüne Erde ist mit perfekten rechteckigen Feldern gesprenkelt, in denen runde grüne Spritzer leuchten, erzeugt von den rotieren d en Wassersprengern, die das Land berieseln. Die staubigen, schnurgeraden Straßen, die das flache Tal zerteilen und sich regelmäßig kreuzen, sehen aus wie Spachtelmasse.
    Natürlich ist das nur im Sommer so, wenn das Getreide wächst. Im Winter ist der steinharte Boden dunkel wie Bitterschokolade und mit zuckerweißem Schnee bestäubt. Jed Rogers baute an der Landstraße 92 Mais auf Feldern an, die schon sein

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