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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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und Fünf-Sekunden-Abschnitte Telefonkonversation einzustreuen, mit dem Ergebnis, dass niemand mehr, am wenigsten sie selbst, den geringsten Überblick hatte.
    Ihre Situation war beispielhaft für das gesamte Unternehmen. Es war, als spielte ein Orchester aus dem Stegreif ohne Partitur und ohne Probe eine Symphonie. Am Konferenzort selbst war soeben erst die örtliche Polizei eingetroffen, um das Gelände abzusperren. Ein paar Übertragungswagen, einer von der BBC und einer von Channel Four News, waren vom Konvoi getrennt worden, nach Westen gefahren und hatten sich hoffnungslos verfahren. Keiner schien noch zu wissen, was wichtiger war: die Sicherheit aufrechtzuerhalten – dann dürfte man den Fernsehleuten nicht sagen, wohin sie fahren mussten – oder möglichst viel öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen – dann wäre es zwingend notwendig, ihnen die Information zu geben.
    Zwischen Whitehall und den Beamten, die bereits am Ort des Energiegipfels waren, wurde ständig hin und her telefoniert. Endlich fällte irgendwo irgendjemand eine Entscheidung. »Rosconway … Sagt ihnen, sie sollen einfach Rosconway in ihre Navis eingeben.«

41
    Rosconway
    Wenige Minuten nachdem die Hubschrauber Northolt verlassen hatten, trafen Carver, Tyrrell und Schultz an der Raffinerie ein. Unterwegs hatte Carver ein bisschen mehr über Major Rod Tyrrell erfahren, um ihn mit vollem Rang ansprechen zu können, oder mit Rodders, wie seine Männer ihn nannten. Er und Schultz hatten zusammen im Irak, in Afghanistan und in einigen anderen Krisengebieten gedient. Sie waren harte, erfahrene Kämpfer und unterhielten sich miteinander mit einer Ungezwungenheit, die den Rangunterschied herunterspielte, aber nie völlig außer Acht ließ. Der Sergeant Major war eins neunzig groß, hatte einen Bizeps mit dem Umfang einer Schweinekeule und das Bulldoggengesicht eines Rugby-Stürmers. Er hatte genau null Geduld für Schwäche, Inkompetenz oder Blödsinn irgendwelcher Art. Wenn er also von Tyrrell etwas hielt, war das alles, was Carver wissen musste.
    »Was für ein Chaos«, sagte Schultz angewidert, während sie an einer völlig unangemessenen Sicherheitskontrolle vorbei auf einen Parkplatz fuhren, wo die Fahrzeuge wahllos abgestellt waren. Leute in verschiedenen Stadien von Ziellosigkeit und Verwirrung und panischer Telefonitis rannten durcheinander, während das Sicherheitspersonal in schwarzen Uniformen und gelben Warnwesten verzweifelt versuchte, eine Form der Ordnung herzustellen.
    »Ein Riesendurcheinander«, pflichtete Tyrrell bei. »Aber sehen wir es positiv: Wenn die Guten keine Zeit hatten, die Sache zu organisieren, dann die Bösen auch nicht.«
    Schultz lachte. »Sie hatten immer eine ganz spezielle Logik, Boss.«
    »Hm«, brummte Tyrrell, der das Chaos im Vorbeifahren scharf beobachtete. »Hoffen wir nur, dass ich damit auch recht habe.«

42
    Willie Holloway brauchte das so dringend wie ein Loch im Kopf. Schon an einem normalen Tag war es hart genug, Betriebsleiter von National Petroleum zu sein, geschweige denn an diesem. Er leitete eine Anlage, die von gigantischen Supertankern beliefert wurde. Diese mussten während der Sommermonate durch den Hafen gelotst werden, damit sie nicht eine der vielen Jachten und Ausflugsdampfer, die sich so unbekümmert zwischen ihnen bewegten wie Elefanten in einem Ameisenheer, über den Haufen fuhren. Die Tanker waren mit Rohöl gefüllt und jeder für sich eine lauernde Umweltkatastrophe. Praktisch jede Produktionsstufe in der Raffinerie brachte Substanzen hervor, die für Menschen tödliches Gift oder Explosivstoff oder beides waren. Die fertigen Produkte wurden dann in riesigen Tanks gelagert, die praktisch die größten Molotow-Cocktails der Welt darstellten.
    Und jetzt war ihm auch noch das aufgehalst worden. Kaum sechzehn Stunden waren vergangen, seit die Zentrale Holloway angerufen hatte, um ihm zu sagen, dass seiner Raffinerie die Riesenehre zuteilwurde, Gastgeber einer Konferenz über die Gefahr terroristischer Angriffe zu sein. Das bedeutete, er musste mit über hundert Leuten fertig werden, die völlig ahnungslos über ihr Ziel bei ihm abgeladen wurden. Er wusste schon, wie die drauf waren – ein Haufen aufgeblasener Pinsel, die alle felsenfest glaubten, sie dürften gehen, wohin sie wollten, und tun, was sie wollten –, wobei natürlich keiner jemals in einem Werk der Ölindustrie gewesen war. Und seine Verantwortung war es nun, diese Leute alle durch den Tag zu bringen, ohne ihre

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