Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain

Vom Netzwerk:

Sicherheit oder die der Raffinerie zu gefährden. Und um es noch schlimmer zu machen, würde alles, was er tat, von denen aus der Zentrale, die die Firma bei der Konferenz offiziell vertraten, genauestens zur Kenntnis genommen und beurteilt werden.
    Wenigstens hatte man ihm ein paar Helfer zur Seite gestellt. Drei salopp gekleidete Männer hatten sich ihm als Bevollmächtigte des Verteidigungsministeriums vorgestellt. Zwei trugen einen Militärausweis bei sich, der sie als Sergeant Tom Croft und Major Hugh Gould auswies, ohne die Einheit zu benennen, der sie angehörten. Der dritte stellte sich als Andy Jenkins vor und sagte, er sei ziviler Berater.
    Willie Holloway hegte keinerlei Zweifel, dass alle drei Namen falsch waren. Er hatte lange genug in erdölreichen Gegenden der Welt gearbeitet, wo es noch viel unangenehmer war als in diesem Teil von Pembrokeshire. Angehörige der Special Forces erkannte er auf den ersten Blick. Und er würde ihr Hilfsangebot nicht ablehnen.
    »Wir freuen uns, wenn wir Ihnen helfen können«, sagte Rod Tyrrell, nachdem Holloway ihm die Hand geschüttelt hatte. »Lassen Sie uns mal einen Blick auf einen Plan der Anlage werfen, damit wir sehen, wie wir die Sache bewältigen und das Risiko möglichst gering halten können.«
    Carver sagte nichts. Bis auf weiteres wollte er Augen und Ohren offen und den Mund fest verschlossen halten.

43
    Carn Drum Farm
    Die Metropolitan Police in London verfügt über ein Antiterrorkommando, das sogenannte SO15, das für Bedrohungen der Hauptstadt zuständig ist. Die Dyfed-Powys Police jedoch ist nicht ausgestattet, um es mit Terroristen aufzunehmen. Warum auch? Ihr Zuständigkeitsgebiet, das den Südwesten und das mittlere Wales umfasst, hat die niedrigste Verbrechensrate in ganz Großbritannien. In den Siebzigern waren lediglich ein paar Ferienhäuser, die Engländern gehörten, von aufgebrachten walisischen Nationalisten in Brand gesteckt worden, aber seitdem war das ganze Gebiet für seinen Mangel an gemeinschaftswidrigem Verhalten bekannt. Das Blutbad auf der Carn Drum Farm überstieg daher die Erfahrung der Polizisten, die als Erste den Tatort in Augenschein nahmen. Sie suchten den gesamten Hof nach Leichen ab, aber sowie klar war, dass sich die Taten auf das Haus und die unmittelbare Umgebung beschränkt hatten, schenkten sie den Außengebäuden nur wenig Beachtung, sodass zunächst niemandem auffiel, was die Bewohner der Farm während ihres Landaufenthaltes getrieben hatten. Jedenfalls hatte unter den Kollegen keiner die Ausbildung oder berufliche Erfahrung, durch die er eine improvisierte Bombenfabrik hätte erkennen können.
    Hinzu kam leider auch, dass die Personalstärke schon bis an die Grenze beansprucht war, da Beamte zum Schutz der nicht eingeplanten Konferenz an der Raffinerie Rosconway abgestellt worden waren. Außerdem nahmen auch der Chief Constable und einige höhere Polizeibeamte daran teil. Als bei der Zentrale in Carmarthen die ersten Meldungen über dasschreckliche Verbrechen auf der einsam gelegenen Farm eingingen, war dessen Bedeutung überhaupt noch nicht erkannt. War dort ein Raubüberfall eskaliert? War das ein kultischer Gruppenselbstmord? Niemand wusste das bislang, und da es Tage, wenn nicht Wochen dauern kann, die sichergestellten Spuren am Tatort eines Gewaltverbrechens, besonders bei einem so weiträumigen, auszuwerten, deutete noch nichts auf terroristische Motive hin.
    Auch Deirdre Bulls Warnung hatte keine Alarmwirkung, denn der Arzt nickte ihr nur beruhigend zu.
    Als sie den Kopf auf die Krankentrage sinken ließ, drehte er sich zu einem Kollegen um und bemerkte lediglich: »Ein bisschen zu spät dafür.« Natürlich nahm er an, sie meine den Überfall auf die Farm. Was hätte sie sonst meinen können?

44
    Rosconway
    Gerade jetzt, wo er wasserdichte Sicherheit für die Raffinerie am meisten brauchte, waren die Kapazitäten in dieser Hinsicht noch geringer als sonst, erklärte Willie Holloway seinen Unterstützern. Tyrrell, Schultz und Carver standen in seinem Büro im zweiten Stock eines der schmucklosen, flachen Verwaltungsklötze. Die Konferenzräume im Erdgeschoss waren eilig für die Diskutanten des Gipfels und die Journalisten bereit gemacht worden.
    »Die Hälfte meiner Leute dient jetzt als Parkwächter«, grummelte Holloway. »Die stehen alle am Tor, kontrollieren Ausweise und dirigieren die Wagen über den Platz.«
    »Was ist mit der hiesigen Polizei?«, fragte Tyrrell.
    »Die haben Straßensperren