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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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seine Last los, sodass sie ihm von der Schulter rutschte und ungeschützt auf den Boden schlug.
    Carver rannte auf die beiden zu, ignorierte die sengende Hitze und den giftigen, beißenden Chemikaliengestank. Schultz lag bewusstlos am Boden, neben ihm eine Frau mit blutüberströmtem Gesicht und einem gebrochenen Bein. Carver wusste, dass er die Frau tragen konnte, aber Schultz war etwas anderes. Er wog hundert Kilo, zu viel für Carver, um ihn mit einem Arm hinter sich herzuziehen, wenn er eine Frau auf der Schulter trug. Er packte Schultz am Oberkörper und schüttelte ihn, gab ihm zwei, drei, vier schallende Ohrfeigen. Schultz blinzelte, stöhnte, versuchte, den Blick auf das Gesicht über ihm zu richten.
    »Aufstehen!«, brüllte Carver. Doch er konnte sich selbstkaum hören, so stark war sein Gehör von den Explosionen betäubt.
    Schultz blickte ihn verständnislos an.
    »Aufstehen, Sergeant Major!«, brüllte Carver. »Das ist ein Befehl!«
    Es schien unmöglich, aber die Luft heizte sich weiter auf. Carver konnte kaum noch atmen. Ihm war schwindlig, es rauschte in seinen Ohren, und sein Blick war getrübt.
    Er konnte nur verschwommene Umrisse ausmachen, als Schultz versuchte, vom Boden hochzukommen. Carver ging auf ein Knie, griff unter die Frau und hob sie sich auf die Schulter. Es kostete ihn alle Kraft und allen Willen, um sich mit ihrem Gewicht aufzurichten. Dann streckte er den Arm nach Schultz aus.
    »Nehmen Sie meine Hand!«, krächzte er. Seine Stimmbänder versagten ihm fast den Dienst.
    Carver fühlte, wie sein Handgelenk umklammert wurde. Von Ferne hörte man das singende Knirschen von nachgebendem Stahlblech, und die Reste einer Destillationskolonne tauchten aus den Flammen auf, ragten über den drei gestrandeten Menschen auf und begannen mit der langsamen, stetigen, aber zermalmenden Unerbittlichkeit eines gefällten Mammutbaums in ihre Richtung zu fallen.
    Carver schlang die Finger um Schultz’ Arm und zog ihn auf die Beine. Die zwei Männer rannten taumelnd los, als das obere Ende der Stahlsäule an der Stelle auf die Straße krachte, wo sie eben noch gewesen waren.
    Carver trieb sich weiter an, lief einen Schritt nach dem anderen. Im Delirium überwältigender Hitze und Sauerstoffmangels kam es ihm vor, als wäre er um ein Vierteljahrhundert zurückversetzt in die Zeit, als er darum kämpfte, in den SBS aufgenommen zu werden, fühlte sich erinnert an die Gewaltmärsche mit vollem Gepäck, mit denen jeder den Lehrgang abschließen musste, selbst wenn seine Kameraden ihn über die Ziellinie schleppen mussten. Damals waren die Kälte, der Regen und der stechende Wind der Brecon Beacons der Feind gewesen, das Gegenteil der Kräfte, gegen die er jetzt kämpfte. Doch prinzipiell war es dieselbe Situation. Man lief weiter, auch wenn jede Faser des Körpers danach schrie, aufzugeben. Man lief weiter, wenn man glaubte beim nächsten Schritt sterben zu müssen. Man lief weiter bis zum Ende.
    Und auf einmal merkte Carver, dass die Luft einen Hauch kühler geworden war und der Rauch hinter ihm lag. Er kehrte in die Wirklichkeit zurück und fand sich auf der Straße am Zaun wieder. Schultz stand neben ihm, hustend und würgend. Einige Meter weiter gab es einen kleinen Flecken mit kühlem, grünem Gras. Carver wankte hinüber und legte die Frau darauf ab. Er band sich die Krawatte ab und wickelte sie um ihr gebrochenes Bein, um den Bruch ein wenig zu stabilisieren. Dabei fiel ihm das Namensschild auf, das sie sich an die Jacke geheftet hatte. »Nicola Wilkins – Cabinet Office«. Carver tastete mit einem Finger unterhalb des Kinnbackens und fühlte einen schwachen, flatternden Puls.
    »Gratuliere«, murmelte er. »Sie haben es überlebt.«

53
    Wentworth
    Der britische Premierminister hatte ein Fernsehereignis gewollt. Was er bekam, war eine Horrorshow. Malachi Zorn freute das.
    Alles war mit einer Kamera festgehalten worden: ein Hubschrauber in der Luft explodiert, der andere abgestürzt, ein Trümmerhagel auf die wartenden Beamten und Journalisten, Tote und Verletzte am Boden, schreiende Reporter, die endlich kapierten, dass sie ebenso verletzbar waren wie jeder andere, ein tosendes Flammenmeer, donnernde Explosionen und immer mehr Fernsehteams unter den Opfern, sodass ihre Übertragung ausfiel. Schließlich wurde der Bildschirm für eine Minute lang schwarz, da von Rosconway niemand mehr sendete. Erst jetzt begannen die Moderatoren in den Studios zu realisieren, dass sie soeben auch den Tod alter

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