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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hätte von dem Unglück in Rosconway profitiert und zig Milliarden Dollar gemacht …«
    Als »zig Milliarden Dollar« auf etliche Notizblöcke gekritzelt wurde, nahm Zorn den Ton und die Haltung eines ernsten, hochgesinnten Schulleiters an, der vom Betragen einiger ungezogener Schüler enttäuscht ist. »Ich bin nicht darauf vorbereitet, solche Spekulationen mit einer offiziellen Äußerung zu würdigen. An einem solchen Tag ist es einfach nicht angebracht, an private Gewinne zu denken. Menschenleben sind weitaus wichtiger als finanzielle Gewinne oder Verluste.«
    Wenn es nicht angebracht war, an private Gewinne zu denken, dann war damit indirekt ausgedrückt, dass es welche gab … und die Worte »zig Milliarden« waren bereits vermerkt worden und würden gleich damit in Verbindung gebracht werden. Nun fügte Zorn dem Ganzen eine politische Dimension hinzu. »Aber ich kann sagen, dass ich bereits mit dem britischen Premierminister und dem Schatzkanzler gesprochen und beiden versichert habe, dass ich zu einer Zeit, wo ich die Gastfreundschaft dieses Landes genieße, nicht die Absicht habe, dessen Wirtschaft zu schädigen. Darum habe ich mich all meiner Short-Positionen von britisch notierten Unternehmen, Staatsanleihen und Pfund Sterling entledigt.«
    Er hatte Mühe, seine Belustigung zu verbergen, als er sich die schiere Panik in den Handelsräumen von Banken und Hedgefonds vorstellte, wenn sie diese Nachricht verarbeiteten. Sie würden sich beeilen, dasselbe zu tun, und natürlich hatte er das vorausgesehen und entsprechende Maßnahmen ergriffen.
    Jetzt war es Zeit zu zeigen, dass es ihm nicht nur darum ging, Geld zu machen. Er konnte es auch weggeben. »Ich bin sicher, dass diese große Nation sich rasch und vollständig von dem Schlag erholen wird, den sie heute empfangen hat, genau wie nach den Bombenangriffen der Deutschen und den Bombenanschlägen vom 7. Juli. Und um mein Scherflein dazu beizutragen, werde ich einen Hilfsfonds für die Opfer und ihre Familien einrichten, in den ich hundert Millionen Dollar aus meinem Privatvermögen einzahlen werde.«
    Die Höhe der Spende löste bei den Journalisten tatsächlich hörbares Staunen aus. Irgendwann würden sie vielleicht merken, dass das nicht mal ein Prozent seines privaten Gewinns war. Doch fürs Erste würde die Leute nur diese Zahl in den Schlagzeilen interessieren. Zorn fing den Blick einer jungen Frau auf, die am Rand der Journalistenschar stand. Sie arbeitete für seine PR-Agentur und starrte ihn so bewundernd anwie eine Dreizehnjährige den Star einer Boygroup. Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln, dann setzte er seine Rede fort.
    »Zu guter Letzt möchte ich noch sagen, dass ich absolutes Vertrauen in die Fähigkeiten der britischen Behörden habe, die Täter zu fassen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Wir alle haben jetzt die Pflicht, auf jede erdenkliche Art bei den Ermittlungen zu helfen und diejenigen zu unterstützen, die von dem abscheulichen Verbrechen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber wir müssen auch normal weiterleben. Der Terrorismus darf nicht siegen. Ich werde meinen Terminplan genau einhalten und rate jedem, dasselbe zu tun. Vielen Dank.«
    Sofort wurde er mit Fragen bestürmt, und Hände schossen in die Höhe, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber Zorn beachtete sie nicht. Er nickte nur einigen knapp zu, drehte sich um und ging zurück ins Haus.
    Ein weiterer Teil seines Plans war mit triumphalem Erfolg ausgeführt worden.

57
    Bronglais General Hospital, Aberystwyth
    Es war 13.15 Uhr, als der Hubschrauber auf einer Freifläche am Westrand des Universitätsgeländes neben dem Gebäudekomplex der Nationalbibliothek von Wales aufsetzte. Das Krankenhaus war nur ein paar Hundert Meter weit entfernt, und noch ehe der Pilot den Motor abschaltete, stieg Carver aus und lief quer über den Rasen an einer Gruppe verwunderter Studenten vorbei. Er begab sich zur Intensivstation, zeigte an der Rezeption den Ausweis vom Verteidigungsministerium und ging zielstrebig vorbei. Vor dem Zimmer von Deirdre Bull wachte eine junge Polizistin.
    »Meine Name ist Jenkins«, sagte Carver und zeigte ihr seinen Ausweis. »Ich muss mit Deirdre Bull sprechen.«
    »Das ist nicht möglich«, beschied sie ihn. »Niemand darf da rein, nicht mal wir.«
    »Verstehe«, sagte Carver. »Aber mein Chef hat mit Ihrem Chef gesprochen, und damit meine ich den Chief Constable. Prüfen Sie das bitte nach.«
    Die Polizistin führte ein kurzes Gespräch

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