Samuel Koch - Zwei Leben
Bundeswehr â Samuel Koch wurde plötzlich Journalist. Das war eine tolle Aufgabe und befreite mich gröÃtenteils von den langweiligen Seiten der Bundeswehrzeit.
Aus der Traum
Doch dann kam alles ganz anders. Nachdem ich nach mehrtägiger Testphase in Köln die Eignung zum Offizier bestätigt bekommen hatte, absolvierte ich die letzten Wehrfliegerverwendungsfähigkeitstests in Fürstenfeldbruck, und das Ergebnis war ernüchternd: Strahlflugzeuge würde ich nicht bewegen dürfen; höchstens Fläche- und Hubfluggeräte. Ich fragte nach, warum. Die Antwort klang für mich geheimnisvoll: Ich wurde unter anderem nicht zugelassen, weil ich wohl âmotorisch zu harmonisch fungierteâ, auf Deutsch: Hände und FüÃe arbeiteten bei mir zu synchron. Piloten aber müssen, ähnlich wie Schlagzeuger, jederzeit ihre Hände und FüÃe völlig unabhängig voneinander steuern können. Das schien bei mir nicht der Fall zu sein. Die Psychologin, die die Tests begleitete, vermutete im Abschlussgespräch, dass es mir hier wohl bald zu langweilig werden würde. âSuchen Sie sich lieber was anderesâ, empfahl sie mir.
Wieder musste eine Entscheidung her. Sollte ich mich wirklich für 20 Jahre bei der Bundeswehr verpflichten, um dann doch etwas zu machen, was ich nicht hundertprozentig wollte?
Eine âzufälligeâ Begegnung
Nach den gescheiterten Tests in Fürstenfeldbruck hatte ich mir München ein bisschen angeschaut. Unter anderem war ich auch in den Bavaria-Filmstudios gewesen. Dort hatte ich einfach einige Leute angequatscht: âWas macht ihr denn hier und wieso? Was muss man tun, um hier reinzukommen?â
Einer meiner Zufalls-Gesprächspartner war Set-Aufnahmeleiter und verwies mich mit meinen Fragen und dem Wissen über freie Praktikumsstellen an das Produktionsbüro der Telenovela, für die er gerade drehte.
Ich hakte nach und bekam einen Platz als Regiepraktikant in Aussicht gestellt. Zwar war ich noch für den Studiengang Sportwissenschaften und Pädagogik an der Bundeswehruni eingeschrieben, doch nachdem ich mich neben der Sache mit den gescheiterten Pilotenplänen nur noch wenig mit dem netten Haufen identifizieren konnte, entschied ich mich gegen meine ursprünglichen Pläne: Nach 16 Monaten beim Bund reichte ich Resturlaub ein und wurde entlassen.
Das war ein groÃer Schritt, zu dem ich mich nach sehr kurzer Bedenkzeit entschloss. Eigentlich hatte ich den denkbar besten Job bei der Bundeswehr, und nun würde ich von jetzt auf gleich ins kalte Wasser springen.
Das Praktikum bei den Bavaria-Filmstudios ging im November 2009 los und lief bis zum Februar 2010. Für mich war das ganz schön hart: jeden Tag 12 Stunden am Filmset, danach Training. Es war ein eiskalter Winter in München. Manchmal hatte ich das Gefühl, gleich auf meinem Fahrrad festzufrieren. Aber es machte mir viel SpaÃ, mit den netten Leuten vom Film zu arbeiten. Ich fühlte mich gut aufgehoben und war fasziniert davon, in die Theater- und Filmwelt einzutauchen, und abends noch mit einigen der Leute, meist Schauspielern, um die Häuser zu ziehen. Die waren offen, tolerant und lustig, was mir Lust auf mehr machte. Doch ich übertrieb es mit dem Feiern und dem Lotterleben und handelte mir einigen Ãrger ein.
Durch eine komplexe Verkettung unglücklicher Umstände, die ich leider selbst provoziert hatte, verlor ich zu guter Letzt meine Unterkunft in München. Da saà ich nun, die hoffnungsvolle Karriere bei der Bundeswehr abgebrochen, an einem kalten Winterabend auf der StraÃe und wusste nicht, wohin. Ich hatte das Gefühl, den Tiefpunkt meines Lebens erreicht zu haben. Noch bevor ich mich meiner Wurzeln erinnern und in mein Smartphone âEvangelische Kircheâ eingeben konnte, stand vor mir eine Gruppe von StraÃenevangelisten. Ich kam mit einigen von ihnen ins Gespräch.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich weit von meinen ursprünglichen Idealen wegbewegt und eine Beziehung zu Gott spielte nur noch eine sehr untergeordnete Rolle in meinem Leben. Schon während der Bundeswehrzeit und erst recht dann beim Film hatte ich mich gründlich verlaufen und einige Dinge gemacht, die ich heute bereue. Zeitweise war ich ein ganz schönes Arschloch gewesen.
Und nun redete ich also mit Gerry aus Nigeria und Bertrand aus Trinidad-Tobago. Beides tiefgläubige Christen, beides echte Charaktere. Bertrand sah
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