Samuel Koch - Zwei Leben
Bundeswehr in solchen Ländern schien mir daher ethisch richtig und wichtig.
Der Plan war folgender: Im Grundwehrdienst wollte ich versuchen, alle Prüfungen für die Offizierslaufbahn zu stemmen. Wenn das klappte, danach Pilotenausbildung und Studium absolvieren. Das hätte allerdings im Gegenzug bedeutet, dass ich mich für 20 Jahre bei der Bundeswehr hätte verpflichten müssen. Warum nicht, wenn ich damit Pilot werden konnte?
Zudem wurden Ausbildung und Studium finanziert, und ich würde sogar einen Sold beziehen, mit dem ich von zu Hause unabhängig sein und mehr für meine Geschwister und deren Ausbildung übrig lassen konnte.
Kurzum, meine Entscheidung stand fest: âIch versuchâs bei der Bundeswehr.â Im Oktober 2008 rückte ich ein. Ich kam als Jäger zur frisch aufgestellten Rekrutenkompanie 8 in Sigmaringen zur Grundausbildung. Die Ausbilder bemühten sich, uns wirklich Vernünftiges beizubringen â von der Orientierung im Gelände über den sachgerechten Umgang mit Geräten und Waffen und politischer Bildung bis hin zu einer Sanitätsausbildung.
Wir mussten ganz schön ran. Die Grundausbildung war hart. Wann immer noch Zeit war, raffte ich mich auf, noch in eine Turnhalle zu fahren. Mein Turntraining kam zu kurz â wie bei vielen der anderen Sportler war meine Leistungsfähigkeit am Ende der Grundausbildung schlechter als vorher.
Eines hatte ich mir vorgenommen: Ich wollte mich bei der Bundeswehr etwas zurücknehmen. Es schien mir an der Zeit, ernsthafter zu werden. SchlieÃlich wollte ich Offizier werden. Das bedeutet hohe Verantwortung. Also versuchte ich erst einmal, zu den Vorgesetzten möglichst unauffällig freundlich zu sein und unerkannt in meiner Rekrutengruppe mitzuschwimmen. Doch nach wenigen Tagen wurde ich zur Vertrauensperson für die 80 Rekruten der Kompanie gewählt.
Alexander (Kamerad bei der Bundeswehr):
Ich habe Samuel während unserer gemeinsamen Bundeswehrzeit als sehr ruhigen, aber auch verspielten Jungen kennengelernt. Die erste Situation, in der Sammy mir aufgefallen ist, war, als er während der Aufstellung zur Formation meinte, ein Eis essen zu müssen. Die Mischung aus solchen sympathischen Ideen und seinem Ehrgeiz, immer der Beste zu sein, gefiel mir. Ich kann mich an keinen Augenblick erinnern, in dem Sammy die Kontrolle über sich verloren hat und unfreundlich zu einem Mitmenschen wurde. Im Gegenteil, er hat stets Zeit für ein Gespräch gefunden und sich für andere eingesetzt. Genau aus diesen Gründen wurde er von den Kameraden zur Vertrauensperson gewählt.
Und wieder kam eins zum anderen: Zum feierlichen Gelöbnis sollte eine Rede gehalten werden. In Absprache mit Kompanien der anderen Standorte wurde mir von meinem Kompaniechef mitgeteilt: âKoch, das machen Sie mal. Sie können das.â Und Koch hielt die Rede.
Meine Ausbildungskompanie machte mir das Angebot, als Hilfsausbilder und Stabsdienstsoldat in Sigmaringen zu bleiben â keine schlechte Basis für die angestrebte Offizierskarriere. Dann war da ja noch die Unmenge von bürokratischen Tests, die ich parallel zu meiner Wehrdienstzeit absolvieren musste.
Ich machte mir die Zeit möglichst angenehm. Eine Bitte von mir lautete: âIch möchte mehr für meinen Turnsport trainieren dürfen als in den drei Monaten in der Grundausbildung.â Der Bitte wurde entsprochen. Nach 17:00 Uhr war Dienstschluss für mich, danach konnte ich trainieren, so viel ich wollte.
Diese Gelegenheit nutzte ich weidlich. Während des Grundwehrdienstes konnte ich sogar den Trainerlehrgang im Kunstturnen absolvieren, weil ich Sonderurlaub dafür bekam; Sonderurlaub gab es auch für meinen Einsatz bei den deutschen Meisterschaften in Frankfurt, wo ich eine Woche verbrachte. Für das Bundeswehrsozialwerk absolvierte ich eine Schulung und betreute eine dreiwöchige Kinderfreizeit auf Rügen.
Nach einer Weile stellte ich fest, dass mein Zeitbudget doch nicht für ein ordnungsgemäÃes Turntraining ausreichte. Deshalb entschloss ich mich nach einem halben Jahr, das Angebot der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim, Baden, anzunehmen, in die Presseabteilung zu wechseln. Einer der Gründe dafür war die Tatsache, dass ich wieder in der Nähe meines Vereins war und dort trainieren konnte.
Parallel zu meinem Offizierstest schrieb ich nun auch Beiträge für die Pressearbeit der
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