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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fasel
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bestimmt nicht zu!“
    Meine Mutter erzählte ihm dann, dass ich vorhatte, ihn um seine Mitwirkung bei der Wette zu bitten. Ich wollte nur Leute dabeihaben, denen ich hundertprozentig vertraute. Das war bei meinen Freunden absolut der Fall, aber ich wünschte mir noch einen etwas erfahreneren Mitstreiter, einen, der mich auch in geistlicher Hinsicht unterstützen würde.
    Also rief ich meinen Vater an und fragte ihn: „Papa, könntest du mir bei der Wette helfen? Fahr eins der Autos!“
    Mein Papa war ja vorgewarnt und sagte: „Okay, das mache ich.“
    Ich wusste damals nicht, was ich da von meinem Vater verlangte. Erahnen konnte ich es, als er mit den Proben begann. „Als ich zum ersten Mal auf meinen Jungen zufahren sollte, bin ich instinktiv voll in die Bremsen gestiegen“, erinnert sich Papa. „Ich konnte es nicht ertragen, auf mein eigenes Kind zuzuhalten.“
    Doch Papa musste diese Hemmungen überwinden, wenn die Nummer klappen sollte – genauso wie meine vier Freunde, die in den anderen Fahrzeugen saßen. Also übten wir, wochenlang, wann immer sich ein Moment Zeit dafür ergab.
    Schließlich bremste Papa nicht mehr. Er ging auf die berechneten 22 Stundenkilometer und hielt sie stoisch durch. Und er machte auch nicht die Augen zu, wenn ich über sein Auto hinweg meinen Salto schlug.
    Wir fühlten uns bereit.
Entscheidungen
    Unmittelbar vor dem Unfall gab es eine Situation, die mich heute im Rückblick aufhorchen lässt. Eine unverhoffte Schwierigkeit stellte mich plötzlich vor die Entscheidung, welchem Weg ich den Vorrang geben sollte.
    Ich tanzte mal wieder auf allen erreichbaren Hochzeiten: Während ich die Kurse in meinem Studiengang absolvierte, steckte ich parallel dazu mitten in der Ligasaison beim Turnen. Jeden Abend war ich im Landesleistungszentrum in Hannover zu finden.
    Doch in der Wettkampfvorbereitung bekam ich starke Atembeschwerden; im Training konnte ich mich plötzlich vor stechendem Schmerz kaum noch auf den Beinen halten. Unser Mannschaftsarzt vermutete, dass sich mein Zwerchfell und die Bauch- und Rippenmuskeln beim Atmen in die Quere kamen. Er und die Therapeutin sagten, dass es gut sein könne, dass dies eine Folge des Atem- und Zwerchfelltrainings in Fächern wie Körperstimmbildung oder Sprecherziehung an der Schauspielschule war. Nun hatte also mein neu ausgeprägtes Zwerchfell zwischen meinen Bauchmuskeln schlicht zu wenig Platz.
    Als ich der Sprecherzieherin von meiner Einschränkung erzählte, sagte sie: „Dann solltest du vielleicht beim Turnen kürzertreten.“
    Das bedeutete also: Meine beiden Lebensmodelle standen sich gegenseitig im Weg. Ich nahm den Konflikt zur Kenntnis, entschied mich aber, Turnsport und Schauspielerei weiterhin miteinander zu vereinbaren, soweit das eben möglich war.
    Interessanterweise tat sich dieser Zwiespalt genau in der heißen Zeit vor der Wette auf, in der ich mich immer wieder fragte, warum ich das eigentlich machte. Den Auftritt bei „Wetten, dass..?“ hatte ich für mich stillschweigend als einen persönlichen Wendepunkt definiert. Danach wollte ich keine weiteren akrobatischen Engagements mehr wahrnehmen, sondern mich voll auf das Schauspielstudium konzentrieren.

6. Das Drama nimmt seinen Lauf
    Das Team des ZDF lernte ich bei der sogenannten Testwette kennen. Das war eine Veranstaltung, bei der die Kandidaten ihre Wettidee live vorführen konnten. Der Sinn dahinter: Nur etwas, was auch wirklich in einer vergleichbaren Halle oder in einem bestimmten Zeitbudget irgendwo draußen zu produzieren ist, eignet sich für „Wetten, dass..?“
    In meinem Fall fand die Testwette in München statt. Austragungsort war die Olympiahalle. Mit dabei auch die Redakteurin der Show, Beate Weber. Sie war seit der Gründung der Sendung dabei und verfügte über einen unglaublichen Erfahrungsschatz. Im Gespräch mit ihr fühlte ich mich sofort gut aufgehoben.
    Das Team wollte bei meiner Wette vor allem die Frage klären, wie weit Ablauf- und Anfahrtsweg sein mussten, um zu planen, ob das Ganze in die Halle passte. Wie breit musste die Bahn sein, damit es genügend Ausweichplatz gab? Wie lang waren die Bremswege, die Parkflächen für die fünf Autos? Alles wollte minutiös durchgeplant sein.
Beulen im Neuwagen
    Eine erste teure Erfahrung machten das ZDF-Team und ich gleich beim Probesprung, diesmal der Einfachheit halber

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