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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fasel
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gründete mit einigen Leuten aus verschiedenen Ländern auch das „Poweriser Showteam Europe“ als professionelle Promotion-Truppe für die Stelzen. Auch mich lud er dazu ein, verschaffte mir die ersten Messeauftritte. Ein bisschen vor Interessierten herumhüpfen, dabei Spaß haben und noch ein Taschengeld verdienen – da machte ich gern mit.
    Für unsere Show-Auftritte fragten wir uns: Was kann man mit den Stelzen zeigen, was Zuschauer begeistert? Erstens kann man mitten auf der Straße sehr hoch springen. Das wirkt schon mal beim Zusehen ganz apart. Zweitens kann man weit springen. Warum nicht über Gegenstände? Und warum nicht über ganz große Gegenstände? Und warum dann das Ganze nicht auch noch mit Salto?
    Das Verletzungsrisiko beim Spaß mit den Stelzen war nicht zu unterschätzen. Mein Freund und Trainingspartner Gergö und ich waren zum Beispiel zur „Nacht des Sports“ in Freiburg eingeladen. Dort sollten wir vor Jogi Löw und anderen Ikonen der Sportwelt mit unseren Powerisern eine Showeinlage zeigen. Die Generalprobe lief perfekt, es klappte alles. Aber Gergö war nach 5 Stunden Training nicht mehr ganz auf der Höhe. Beim Ausspringen knickte er um: Kreuzband, Innenband und Meniskus gerissen. Jede Art von Sport konnte er für das nächste halbe Jahr vergessen.
    Ich habe das nicht als Warnsignal gesehen. So etwas passiert eben beim Sport; das hat mich nicht abgeschreckt.
    Zumal ein weiterer Aspekt dazukam, der für mich attraktiv war: Dank der Stelzen konnte ich mir mit den Show-Auftritten ein nettes Taschengeld dazuverdienen. Manche Veranstalter zahlten bis zu 500 Franken für fünf Minuten. Kein schlechter Tarif!
Die Idee mit „Wetten, dass..?“
    Es gibt zahlreiche Stuntkoordinatoren, die für TV-Sender und Filmproduktionen arbeiten. Mit einigen von ihnen trat ich in Kontakt, um mit meinen bereits erlernten Fähigkeiten etwas zum Studium dazuzuverdienen, und bot ihnen meine Dienste an, wie zum Beispiel mal eine Treppe herunterzustürzen oder mich von einem Auto anfahren zu lassen. In meiner Bewerbungsmappe lagen auch ein paar Fotos von Sprüngen mit den Powerisern. Auf den Bildern fliege ich elegant durch die Luft.
    Eine Woche später meldete sich ein Stuntkoordinator und PR-Mann. Er trug einen Künstlernamen und sagte mir, er fände die Sache mit den Sprungstelzen interessant. Ob ich ihm dazu nicht noch ein bisschen Material liefern könnte?
    Ich fragte ihn, warum. Er erklärte mir: „Ich habe Kontakte zum Team von Gottschalks Sendung ,Wetten, dass..?‘ und besorge der Redaktion Vorschläge für Wetten und Wettkandidaten. Das wäre doch was für dich. Da kannst du richtig Geld verdienen!“
    Ich war etwas skeptisch. Aber ich schickte ihm weiteres Material. Daraus bastelte er einige Ideen zusammen: Ich könnte innerhalb von zwei Minuten während eines Saltos 20 in drei Metern Höhe angebrachte Lampions in der Luft ausknipsen. Oder eine weitere Idee: Während eines Rückwärtssaltos könnte ich Flaschen mit dem Gummifuß der Stelze öffnen. Irgendwann fragte er, ob ich auch über Autos springen könnte ... Ja, klar, das hatte ich schon ausprobiert.
    Die nächste Frage: Könnte ich innerhalb einer bestimmten Zeit 10 fahrende Autos mit den Stelzen überspringen, ohne sie zu berühren? Auch das müsste möglich sein.
    Ich fand diese Vorschläge grundsätzlich in Ordnung. Aber ein Auftritt bei „Wetten, dass..?“? Dem stand ich eher ablehnend gegenüber. Ich war schließlich auf dem Weg, ernsthaft Schauspieler zu werden und fand, dass ich mich mit einem solchen Auftritt zum Affen machen würde.
    Der PR-Mann, der sich fast schon ein wenig wie mein Manager verhielt, schrieb trotzdem an das ZDF. Fünf Ideen schlug er in diesem Brief vor. Die Redaktion der Sendung zeigte sich interessiert – vor allem an der Autowette.
    Für seine Kontaktanbahnung wollte er eine Menge Geld von mir haben. Was mich neben der Tatsache, dass ich ihn nie offiziell mit meiner Vertretung beauftragt hatte, besonders stutzig machte, war sein Versuch, jeden Kontakt mit der Redaktion von „Wetten, dass..?“ unter seine alleinige Kontrolle zu bringen. Er ermahnte mich, dass alles, was ich mit dem Sender zu bereden hätte, nur über ihn laufen dürfte. Hinzu kam, dass er sich plötzlich Dritten gegenüber als mein „Trainer“ vorstellte, was er

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