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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fasel
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noch über ein stehendes Auto. Schon als ich in die Halle gekommen war, hatte ich gemerkt, dass der Boden zu glatt für die Stelzen sein könnte. Achselzucken bei den Beteiligten. Ich schnallte mir trotzdem meine Poweriser an, machte mich warm, hüpfte einige Trockensaltos zur Probe.
    Dabei merkte ich schon, dass es brenzlig werden würde. Das bestätigte sich beim ersten Probesprung über das stehende Auto. Plötzlich spürte ich, wie meine Stelzen wegrutschten. Ich kam nicht richtig zum Absprung – und krachte mit meinen Stelzen auf das nagelneue Auto, das das Team dort aufgestellt hatte. Nichts Ernstes passiert, vielleicht zwei, drei blaue Flecken.
    Das schöne neue Auto hatte nun allerdings einige grobe Blessuren. War damit meine Wette geplatzt?
    Das Team diskutierte mit mir. Skepsis. Konnte das denn überhaupt gehen? Hatte ich vielleicht den Mund zu voll genommen? Woran lag es, dass es nicht geklappt hatte? Ich zeigte wieder auf den Hallenboden und sagte: „Wir brauchen einen griffigeren Untergrund, damit ich genug Halt für den Absprung kriege.“
    Also: Ein anderer Bodenbelag musste her. Doch woher sollte der so schnell kommen? In der Vorhalle wurden wir fündig. Hier war der Boden nicht so glatt und glänzend wie im Innenraum. Dafür war die Decke reichlich niedrig. Wir maßen alles aus; es reichte gerade so. Mir war klar, jetzt ging es um die Wurst. Wenn der Sprung jetzt noch mal danebengeht, kannst du dich mitsamt deinen Stelzen und deiner komischen Wette vom Acker machen.
    Solche Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich zum zweiten Mal an diesem Tag meine Stelzen anschnallte. Sorgfältig kontrollierte ich nochmals den Sitz der Stelzen. Prüfte den Boden, ob er wirklich genug Halt gab. Maß mit sorgsamen Schritten die optimale Distanz zum Sprung aus. Konzentration. Ein Stoßgebet, ein Psalmvers.
    Dann sprintete ich los. Sprang ab. Die Stelzen krallten sich in den Boden. Und diesmal schwebte ich mit einem hübschen Salto über das Auto. Es bekam keinen weiteren Kratzer ab.
    Jetzt war das Staunen groß. Jubel, Pfeifen, Klatschen von den Zuschauern. „Eine geile Nummer!“, rief jemand aus dem Publikum. „Okay!“, sagte einer aus der ZDF-Crew. „Der Junge kann es wirklich!“
    Jetzt wusste ich: Meine Wette war von „Wetten, dass..?“ akzeptiert worden. Die Planung konnte weiterlaufen.
Vorgeplänkel
    Eine der nächsten „Wetten, dass..?“-Sendungen fand in Hannover statt. Die Redakteurin schenkte mir zwei Karten. So konnte ich mit Chris, der mir bei der Vorbereitung der Wette half, live von Anfang an die Show erleben, in der ich bald selbst eine Rolle spielen sollte. Zudem konnte ich schon mal Kontakte zur Vorbereitungstruppe, zum Aufnahmeleiter und zum Requisiteur knüpfen. Mit Letzterem hatte ich besonders oft zu tun. Er hat für die Wette 70 Meter Leichtathletik-Tartan bestellt. Damit wurde dann der Boden in der Düsseldorfer Messehalle ausgelegt, damit ich nicht ins Rutschen kam.
    Auch wenn man das nicht glaubt: Bürokratie gehörte ebenfalls zu „Wetten, dass..?“ So gab es einen Kandidatenfragebogen sowie eine Beurteilung der Wette durch einen TÜV-Gutachter, außerdem musste ich in aller Form einen Lebenslauf einreichen. Natürlich legte das ZDF Wert darauf, dass der TÜV unsere Wette abgenommen hatte; auch die eigens vom Sender beauftragten Sicherheitsingenieure hatten die Wette geprüft und waren zu dem Schluss gekommen, dass sie zu verantworten sei. Die Ampel stand also auch von dieser Seite aus auf Grün.
    Meine erste Vorstellung der Wette klingt angesichts dessen, was hinterher daraus wurde, eher putzig. Sie sollte ursprünglich aus meiner Sicht gerne einen optisch witzigen Charakter haben. Die Reihenfolge der zu überspringenden Fahrzeuge hatte ich mir in den ersten Überlegungen so vorgestellt: Fahrrad, Motorrad, Golfcart und schließlich als größter Brocken ein Kleinwagen, wie etwa ein Smart. Doch diese Idee wurde schnell verworfen. Wie ich heute weiß, wäre das Überspringen von Personen ohnehin nicht gestattet gewesen.
    Natürlich wollte das Team von „Wetten, dass..?“ die Show so attraktiv wie möglich gestalten. Und ich wollte ebenfalls keine seichte oder langweilige Nummer abliefern. Nach einigen gemeinsamen Überlegungen wurde klar, dass die Wette auf einem höheren Level einsteigen sollte. Und so kam es

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