Samuel Koch - Zwei Leben
hatten auseinandersetzen können, für ihn bei der Erfüllung der Wettaufgabe keine Rolle spielte: âIch möchte betonen, dass der Kameramann in meinem Fahrzeug kein Problem für mich und meinen Fahreinsatz war. Ich konnte ihn völlig ausblenden. Bei den Proben war ich nach jedem Sprung und anschlieÃendem Halt jedes Mal von Neuem überrascht, dass hinter mir noch jemand aussteigt!â
Viele gute Gründe
Der Auftritt bei âWetten, dass..?â sollte der Abschluss meines wenig strukturierten Lebens der letzten drei Jahre sein. Ãber Mundpropaganda wurde mir vermittelt, dass meine Chancen, Wettkönig zu werden, sehr gut standen. Das weckte in mir die Hoffnung, dass ich mich bald nicht mehr mit so vielen unterschiedlichen Jobs beschäftigen müsste. Fünf Sprünge sollten mich von meiner Zeit der Experimente in die Zukunft katapultieren. So gesehen würde der Auftritt bei Thomas Gottschalk eine erwünschte Zäsur sein. Ein Wendepunkt.
Noch einmal ging ich alle Aufzeichnungen durch. Das Timing. Die Autos. Die Eigenheiten jedes Anlaufs und Sprunges. Was die Sprünge anging, war ich mir meiner Sache so sicher, dass ich mich nun mit so wichtigen Themen beschäftigte, wie, welche Schutzkleidung ich anziehen sollte, in welcher Hose mein Hintern nicht so fett aussah, ob die Farbe des Helms zum Rest passte und was die Fahrer tragen sollten.
Am meisten beschäftigte mich noch die Frage, was ich während der Liveshow im Gespräch mit Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker sagen sollte und wie. Sollte ich einfach nur meine Freunde grüÃen oder mehr?
Vergessen wir mal, dass ich als Wettkönig im Falle eines Sieges auf einen Schlag den GroÃteil meines Studiums hätte finanzieren können. Und vergessen wir unsere Vorfreude auf die Aftershow-Party mit Gottschalk, Hunziker, Otto Waalkes, Sara Nuru, Cameron Diaz und den anderen wichtigen Menschen.
Dann blieb für mich noch ein Grund, diesen Auftritt durchzuziehen: Ich hatte die Wunschvorstellung, die Gelegenheit zu nutzen, um vielleicht noch einige Sätze zu sagen, die man nicht unbedingt in so einer Unterhaltungssendung erwartete, nämlich darüber, was mir sonst noch wichtig ist im Leben. Nach wie vor wusste ich nicht, was genau und wie ich es sagen sollte, und beschloss dann, das einfach zu improvisieren.
Ich hatte mir vorher oft die Frage gestellt: Ist der Auftritt bei âWetten, dass..?â nicht der falsche Rahmen für so etwas? SchlieÃlich ist das bloà Klamauk, Show, Entertainment, schlichte Unterhaltung. Sicherheit in meiner Entscheidung gaben mir die Gespräche mit Freunden. Sie bestärkten mich: âDu hast eine Begabung dafür, Menschen zu unterhalten, also nutze sie!â
Generalprobe
SchlieÃlich kam der Freitagabend, der 3. Dezember 2010. Am nächsten Tag sollte mein Auftritt stattfinden. Während meiner Generalprobe wurden noch Lichteinstellungen angepasst. Nach dieser Pause, in der meine Muskeln abkühlten, lieà ich den letzten Sprung über den BMW-Geländewagen aus. Mein Vater und ich gingen früh ins Hotel in Düsseldorf. Er schlief schlecht.
Am Samstagabend standen wir in der Messehalle bereit. Die Halle brummte. Wir waren voller Vorfreude.
Zwei Stunden vor Sendebeginn wurde ich gefragt, ob man die Polster, die zum Waschen der Autos entfernt worden waren, auf dem Mini, dem Audi und dem BMW weglassen könnte, da sie unschön aussähen und ich sie ja bisher auch nicht gebraucht hätte.
Da ich zu diesem Zeitpunkt keine Diskussionsthemen brauchte, die meine Konzentration störten, und keine unnötigen Mühen machen wollte, sagte ich: âKlar.â
7. Aufwachen
Für mich war es nach dem Unfall Nacht. Was geschah in der Messehalle in Düsseldorf bei âWetten, dass..?â, nachdem ich mit dem Kopf auf dem Audi aufgeprallt war?
Mein Vater hat bei der Analyse, die er zwei Wochen später über die Vorgänge verfasste, eine wissenschaftliche Definition von zwei Experten zitiert: âEin Sturz ist ein unvorhergesehenes und ungeplantes Ereignis, das den Betroffenen aus liegender, sitzender oder höherer Position mit Kopf, Rumpf oder GliedmaÃen auf den Boden oder einen Gegenstand aufschlagen lässt.â Und weiter: âDer Sturz ist ein multifaktorelles Geschehen, das von inneren (in der Person gelegenen) und äuÃeren Faktoren (des Umfeldes) ausgelöst wird. Zumeist führt nicht ein einzelner
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