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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fasel
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Koch sind, wünschen wir Ihnen alles Gute! Sie können es ja auch gebrauchen!“
Entdecke die Möglichkeiten
    Die Aufmerksamkeit, die mein Unfall in der Öffentlichkeit erregt hat, ist einerseits ein Fluch. Die ständigen Anfragen sind mühsam zu bewältigen und setzen mich unter Druck, den vorgefertigten Bildern zu entsprechen. Andererseits ist sie auch ein Segen, indem sie dem Unfall in manchen Situationen ein bisschen Sinn verleiht. Die meisten Menschen, denen man im Rollstuhl begegnet, sind nicht so öffentlich verunglückt. Sie bleiben oft unbeachtet, manchmal werden sie von ihren Mitmenschen sogar bewusst ausgeschlossen. Durch die große Aufmerksamkeit, die mir entgegengebracht wird, konnte ich zum Beispiel als Botschafter für einen Rollstuhl-Marathon fungieren. Für das Projekt „Fohrenhof“ im Schwarzwald, bei dem Behinderte und Nichtbehinderte Seite an Seite arbeiten, durfte ich die Schirmherrschaft übernehmen.

Ein Graffiti für Samuel unter einer Brücke in Lörrach.

10. Die Rolle der Medien
    Seit dem 4. Dezember 2010 bin ich ein öffentlicher Mensch – ob ich das will oder nicht. Schon in der Düsseldorfer Universitätsklinik mussten die Fenster der Intensivstation abgedunkelt werden, weil Paparazzi nur wenige Stunden nach dem Unfall versuchten, mich durch die Fenster zu fotografieren. Die Ärzte erließen eine Nachrichtensperre. Das Personal erhielt über die üblichen Datenschutzauflagen hinaus Kommunikationsverbot. Das alles half meinen Eltern dabei, die ersten Tage zu überstehen, ohne unter Schock von Reportern „ausgemolken“ zu werden. Auch wenn die publizistischen Grundsätze des Deutschen Presserats es untersagen, Menschen auszufragen, die extreme Stresssituationen erlebt haben – es gibt leider Journalisten, die sich nicht unbedingt daran halten.
    Ein Freund erklärte mir später, dass es unter Boulevard-Journalisten die Begriffe „Witwenschütteln“ und „Sargdeckelöffnen“ gibt. Die bedeuten nichts anderes als: „Triff einen Beteiligten möglichst noch unter Schock – hau ihn an, frag ihn aus, er wird dir alles erzählen, was du brauchst, um eine tolle Story zu schreiben!“
    Mein Vater erinnert sich: „In der Nacht stand vor der Notaufnahme ein aufgeregt telefonierender Mensch. Erst im Nachhinein habe ich begriffen, was das bedeutete, denn keine halbe Stunde später wimmelte es vor der Tür von Fotografen. Und nebenan mein Sohn bei der Untersuchung – wir wussten noch nichts über seinen Zustand. Ich wollte mich gerne verkriechen, nichts mit alledem zu tun haben. Es war aber wohl besser, vorbereitet zu sein. Wir vereinbarten sogar, dass es gut wäre, eine Pressemitteilung rauszugeben. Äääh, wie macht man so etwas? Zum Glück waren Profis dabei, obwohl das ihren feuchten Augen nicht anzumerken war. Zu sehr betroffen waren alle. Zusammen mit der Klinik veröffentlichten wir einige persönliche Worte. Fast überall wurden sie komplett übernommen:
    Wir brauchen nach wie vor Geduld: Bevor man etwas über die Prognosen für Samuel sagen kann, müssen erst einmal die aktuellen Verletzungen heilen. Aber sein Zustand ist stabil und das freut uns. Ursprünglich dachten wir, wir könnten jeden Brief persönlich beantworten, aber inzwischen erhalten wir so viel Post, Päckchen und E-Mails, dass wir nur sporadisch antworten können. Es ist nicht allein die beeindruckende Masse, sondern auch der Inhalt, über den wir uns freuen und den wir Samuel vorlesen. Wir möchten alle wissen lassen, wie viel Kraft, Trost und Zuversicht die Worte und Anteilnahme oder ähnliche Schicksale uns geben. Wir bedanken uns für jedes Gebet. Trotz der tragischen Situation erfahren wir auch Schönes in unserem Umfeld. Wir werden Weihnachten mit der ganzen Familie im Paraplegiker-Zentrum in der Schweiz feiern. Täglich haben wir uns gefragt, wie es zu diesem tragischen Unfall kommen konnte, bei einer von Samuel zuvor Hunderte Male geprobten sportlichen Aufgabe. Doch allmählich können wir gedanklich ein wenig loslassen und erleben jeden Tag neu.
    Später wurde dann Samuels Aufenthaltsort bekannt und damit kamen noch mehr Medienvertreter. Doch der penetrante Ansturm blieb aus. Reporter kamen auf uns zu, sprachen uns – behutsam! – an und ließen uns sofort wieder in Ruhe, wenn wir nichts sagen mochten. Wie froh waren wir

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