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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fasel
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Fernsehens wohl am besten beschreibt: „Samuel, schau, das hier ist nur Unterhaltung. Da passen schwere Themen nicht rein. Das Ganze ist doch gut gelaufen! Die Menschen da draußen bewundern dich und nehmen Anteil an deinem Schicksal. Was willst du mehr?“
Märchenstunde
    Wenn ich mir heute im Nachhinein den Umgang mit bestimmten Fernsehformaten, Zeitschriften und Zeitungen anschaue, bin ich ziemlich ernüchtert. Oder besser gesagt: Ich habe mittlerweile besser begriffen, wie die Medien funktionieren. Was sie von mir und meiner Familie wollen. Und welche Themen sie annehmen und verbreiten wollen – und welche nicht. Ich musste lernen, dass manchen Leuten ganz andere Dinge wichtig sind als mir.
    Selbst klare Vereinbarungen, dass das, was über mich veröffentlicht werden sollte, noch von mir gegenzulesen und eventuell zu ergänzen ist, sind nicht komplett eingehalten worden. Manchmal bekam ich um 18:30 Uhr einen Text, für den der Redaktionsschluss mit 19:00 Uhr angegeben war. Aber Korrekturen und Bemerkungen in einen Text schreiben, wenn man buchstäblich keinen Finger rühren kann und zufällig auch niemand da ist, der das in einer so kurzen Frist erledigen kann, ist etwas schwierig.
    Wirklich falsche Informationen haben aber eher die „Abschreiber“ produziert, die ihre Artikel einfach aus anderen Meldungen zusammenbastelten. So landeten manchmal Dinge in solchen Berichten über mich, von denen ich selbst noch nichts gehört hatte oder die schlichtweg nicht stimmten. Ein schönes Beispiel ist das Thema „Samuel Koch und die Frauen“. Wie sieht es bei mir in Sachen Liebe aus? Diese Frage hat sich natürlich kaum ein Reporter verkniffen, aber ich habe sie wohlweislich nie wirklich beantwortet – ich wusste es nämlich selbst nicht so genau.
    Eine Zeitung brachte eine rührselige Story darüber, dass ich nach dem Unfall mit meiner Freundin Schluss gemacht hätte, um ihr den Weg für eine neue Beziehung mit einem gesunden Mann frei zu machen. Die Geschichte hatte nur einen minimalen Fehler: Sie stimmte nicht. Denn ich war weder vor noch während des Auftritts bei „Wetten, dass..?“ liiert.
Flüchtiges Medium
    Das Fernsehen, das wurde mir klar, ist ein sehr flüchtiges Medium. „Das versendet sich!“ – den Satz habe ich gehört, als ich mit einem Kamerateam vom Fernsehen arbeitete und eigentlich das tun wollte, was ich vom Film her kenne: So lange um die beste Szene, die treffendste Aussage ringen, bis die im Kasten ist. Auch wenn man dafür fünf Anläufe braucht. Aber die gab es nicht. „Das versendet sich“ heißt nämlich nichts anderes als: Fernsehen ist Kunst in der Zeit. Der emotionale Eindruck zählt. Und wenn mal was nicht optimal gelaufen sein sollte – nicht schlimm. Ist sowieso spätestens nach drei Minuten wieder vergessen!
    Viele Fernsehleute machen es sich ein bisschen einfacher, als ich das vom Film her kenne. Die schon zitierte Aussage: „Das ist doch nur Unterhaltung! Da passen schwere Themen nicht rein!“ geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Genau so ist es. Und was habe ich eigentlich mit meiner Teilnahme bei „Wetten, dass..?“ schon anderes geboten? Auch da ging es doch erst einmal um die Sensation für die Zuschauer, um Nervenkitzel für drei Minuten. Vielleicht war mein ursprünglicher Wunsch einfach vermessen gewesen, im Gespräch mit Michelle Hunziker und Thomas Gottschalk etwas Tiefgründigeres loszuwerden. Das hätte ich ja auf jeden Fall versucht. Wenn ich mir nicht vorher das Genick gebrochen hätte.
    Nein, eine Samstagabendshow ist wohl nicht das Medium, das für die Offenbarung tieferer Einsichten geeignet ist. Bewegte Bilder, dramatische Musikuntermalung, sparsame Texte – gut und schön, für den Moment.
    Die meisten Redakteure der Medien, die über mich berichtet haben, taten das nach meiner Einsicht bislang professionell. Der größte Teil von ihnen hat sauber recherchiert, sie haben verschiedene Quellen benutzt, sie haben die Fakten nicht allzu sehr durcheinandergebracht, sie waren nicht tendenziös in ihrer Berichterstattung. Aber es gab auch Negativbeispiele.
    â€žEs gibt Journalisten, die kennen den Unterschied zwischen Bronchitis und Lungenkrebs nicht!“, merkt meine Mutter dazu an. „Manche Medienleute schienen trotz ihrer Recherchen wirklich keine Ahnung zu haben, mit welcher Art von Problemen Samuel

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