Samurai 3: Der Weg des Drachen
Falken stand Moriko, das Mädchen von der Yagyu Ryu. Sie hielt ihren Bogen in der Hand. Seelenruhig, als nehme sie an einem Wettkampf teil, legte sie den nächsten Pfeil an.
Akiko riss einen Pfeil aus ihrem Köcher, doch dann hielt sie inne und starrte ihn erschrocken an. »Das sind die Pfeile mit den Holzspitzen!«
»In Wirklichkeit habe ich das Bogenschießen gewonnen!«, schrie Moriko. Sie zielte auf Akiko und schoss.
Akiko kniete hin, spannte ihren Bogen und schoss den stumpfen Yabusame-Pfeil ab. Morikos Pfeil flog an ihrem Ohr vorbei und schnitt eine Haarsträhne ab. Akikos Pfeil verfehlte sein Ziel nicht. Er traf Moriko mitten auf die Brust. Moriko taumelte unter der Wucht des Aufpralls zurück.
Akiko zog einen zweiten Pfeil aus dem Köcher. Moriko, die nach Luft schnappte, aber nicht verletzt war, legte ihrerseits wieder einen Pfeil mit stählerner Spitze auf. Jack sah hilflos zu. Akiko war einen kurzen Augenblick vor Moriko fertig. Sie schoss. Der Pfeil flog kerzengerade und traf Moriko auf die Stirn. Moriko taumelte nach hinten auf die brennende Halle des Falken zu, brach zusammen und blieb bewusstlos liegen.
»Nein, ich habe gewonnen«, sagte Akiko mit einem zufriedenen Lächeln.
Bevor jemand sie erneut angreifen konnte, zog Jack rasch seine Schwerter aus dem Waffenhaufen und gab Yori, Kiku und Akiko die drei noch übrigen Langschwerter.
»Wir müssen den anderen helfen.«
In der gegenüberliegenden Ecke des Hofes waren Takuan und Emi von gegnerischen Samurai umringt. Takuan war noch von seiner Verletzung geschwächt und konnte kaum das Schwert heben, das er gefunden hatte. Akiko schoss sofort einen Pfeil, der seinen Gegner zu Fall brachte.
Yamato hob seinen Stock und eilte den beiden zu Hilfe. Akiko rannte ihm hinterher und legte im Laufen den nächsten Pfeil ein. Jack wollte den beiden folgen, da sah er, dass Moriko vom Boden aufstand. Unsicher schwankend legte sie einen Pfeil ein.
Jack rannte los, wusste aber, dass er sie nicht rechtzeitig erreichen würde.
»Stirb!«, kreischte Moriko mit sich überschlagender Stimme und zielte auf Akikos Rücken.
34
Gehängt
In diesem Moment kapitulierte die Halle des Falken vor dem Feuer. Das Dach stürzte vollkommen ein und die hölzerne Stützkonstruktion brach krachend auseinander.
Moriko hatte keine Chance.
Eine ganze Wand klappte plötzlich zur Seite und begrub sie unter einer Lawine aus brennendem Holz und glühender Asche. Jack sah ihr weißes, angstverzerrtes Gesicht, ihre brennenden Haare und den schwarzen Mund, der sich zu einem Schrei öffnete, den er nicht hörte. Dann verschwand sie mit Pfeil und Bogen in den Händen unter den rauchenden Trümmern.
Von der anderen Seite starrte Kazuki wie gelähmt auf die Stelle, an der Moriko verschwunden war. Durch den Rauch und die Flammen fiel sein Blick auf Jack. Mit hassverzerrtem Gesicht stürmte er in Richtung des Butokuden.
Diesmal wollte Jack ihn nicht entkommen lassen. Er ließ Yori und Kiku bei Saburo zurück und lief um die Trümmer der Halle herum und an kämpfenden Samurai vorbei zum Hintereingang des Butokuden.
Vorsichtig spähte er hinein. Gespenstisch leer lag die Übungshalle vor ihm. Die Flammen draußen warfen unstete Schatten auf die Pfeiler und Wände und der Kampflärm hallte von der hohen Decke zurück wie das Geschrei längst gefallener Krieger.
Kazuki stand in der Nische und spritzte Lampenöl über die Wände. Offenbar wollte er nun die ganze Schule niederbrennen.
Jack zog seine Schwerter und schlich hinein. Vorsichtig stieg er über einige am Boden liegende Waffen, die Schüler weggeworfen hatten, die sich an der Waffenwand bedient hatten, und näherte sich Kazuki von hinten.
Jetzt konnte er Kazuki endlich für die vielen Schikanen und Bosheiten der vergangenen drei Jahre büßen lassen. Noch einige wenige Schritte und er würde ihn mit seinem Schwert durchbohren.
Doch da fielen ihm Masamotos Begrüßungsworte am ersten Schultag ein und er hielt inne.
Der Weg des Kriegers bedeutet, zu allen Zeiten nach dem Ehrenkodex der Samurai, dem Bushido, zu leben. Ihr sollt bei allem, was ihr tut, mutig und aufrichtig sein.
Es war falsch, Kazuki jetzt aus persönlichen Rachegelüsten zu töten. Er musste den Verräter seiner gerechten Strafe zuführen. Bestimmt wollte Masamoto darüber selbst entscheiden.
»Ergib dich, Kazuki«, sagte er und drückte Kazuki die Spitze seines Langschwerts in den Rücken.
Kazuki drehte sich langsam um und hob die Hände über den Kopf.
Jack hatte
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