Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Male wiederholen, um dadurch insgesamt die Heilung seines Körpers zu beschleunigen.
Während seiner Meditation hatte der Regen nachgelassen und Jack beschloss, sich im Wald umzusehen.
Soke hatte ihn auch gelehrt, sich draußen in der Natur zurechtzufinden, ein Wissen, das im Ring der Erde gründete, und Jack wusste, welche Beeren, Früchte und Nüsse essbar waren und welche nicht und, wichtiger noch, wo er sie fand.
Er stand auf und überließ den bewusstlosen Ronin, der die Arme schützend um die Sakeflasche gelegt hatte, seinem Schnarchen.
Jack verspeiste die Nüsse und Beeren, die er hatte finden können, und legte ein Häufchen davon neben den immer noch schlafenden Samurai. Plötzlich spürte er ein Schwert am Hals.
»Wer bist du?«, knurrte Ronin.
»Ich bin’s, Jack!«, rief er erschrocken.
Ronin kniff die Augen zusammen und drückte das Schwert noch fester an Jacks Hals.
»Der Gaijin-Samurai!«, fügte Jack verzweifelt hinzu.
»Was willst du?«
»Ich habe dir etwas zu essen gebracht.«
Ronin sah auf das Häufchen Nüsse und Beeren hinunter.
»Du bist mir ein schönes Eichhörnchen«, brummte er, ließ Jack los und machte sich über eine saftige rote Beere her. »Woher kenne ich dich?«
Jack starrte ihn entgeistert an. »Du hast mich im Teehaus vor den Polizisten gerettet.«
»Wirklich?«
»Und du wolltest mir helfen, meine verlorenen Habseligkeiten wiederzufinden.«
»Das wollte ich?«
Jack starrte ihn immer noch mit offenem Mund ungläubig an. »Du hast also alles vergessen?!«
Ronin warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich mag betrunken sein«, knurrte er, »aber morgen Früh bin ich wieder nüchtern und du bist immer noch hässlich! Und jetzt verschwinde!«
Seine groben Worte weckten Jacks Zorn. »Du bist mir ein schöner Samurai!«
Ronin sprang auf, packte Jack und drückte ihn gegen die Wand des Schreins. »Was hast du gesagt?«
»Ich … ich dachte, Samurai würden zu ihrem Wort stehen«, stotterte Jack, erschrocken über den plötzlichen Wutausbruch des Mannes. »Du hast versprochen, mir zu helfen. Folgst du nicht dem Bushido?«
»Du hast kein Recht, das zu fragen!« Ronin spuckte Jack ins Gesicht. »Bevor du jemanden kritisierst, gehe erst eine Meile in seinen Schuhen!«
»Würde ich ja, wenn ich welche hätte«, erwiderte Jack.
Ronin sah auf Jacks schlammverkrustete und mit Blasen übersäte Füße hinunter und brummte belustigt. Seine Wut schien verflogen.
»Jetzt erinnere ich mich!« Er grinste. »Ich habe deinen Mut bewundert. Du warst unterlegen, hast dich aber trotzdem tapfer gewehrt.«
Er ließ Jack los und strich die Falten seines Kimonos glatt.
»Wenn ich gesagt habe, dass ich dir helfe, dann tue ich das auch. Ich stehe zu meinem Wort.«
Er setzte sich wieder, nahm einen Schluck aus der fast leeren Flasche und hustete heiser. »Was wollten wir noch gleich tun?«
»Wir hatten noch keinen Plan.« Jack setzte sich vorsichtig dem verkaterten Samurai gegenüber. Ronins Laune war so unberechenbar wie das Meer. Jack beschloss, die Begegnung mit dem Rätselmönch nicht zu erwähnen. »Aber hast du schon einmal von dem Großen Buddha gehört?«
»Natürlich.«
»Weißt du, wo wir ihn finden?«
»Das hängt davon ab, welchen du suchst.«
Jack schwieg verwirrt und zog dann das Amulett heraus. »Den, dem dieses omamori gehört.«
Ronin starrte den seidenen Beutel mit zusammengekniffenen Augen an. »To … dai … ji.«
Jack sah ihn verständnislos an.
»Das steht hier«, erklärte Ronin und zeigte auf die drei Schriftzeichen. »Todai-ji. So heißt der buddhistische Tempel, aus dem das Amulett stammt.«
»Ist das weit weg?«
»Vielleicht einen Tagesmarsch. Er liegt in Nara.«
Jack begriff, dass der Mönch ihm doch gesagt hatte, wohin er gehen sollte. Wenn du rückwärts gehst, in Aran … Nara!
»Kannst du mich hinbringen?«
»Es wäre mir eine Ehre.« Ronin lehnte sich zurück und nahm einen großen Schluck Sake. »Sobald es aufhört zu regnen.«
7
Eine schreckliche Vergangenheit
Ein schweres Unwetter brach über sie herein. Blitze zuckten über den Himmel und es schüttete wie aus Kübeln. Jack saß neben Ronin im Schrein und starrte missmutig nach draußen in die hereinbrechende Dämmerung. Leider konnte er sich immer noch nicht an die vergangenen Tage erinnern. Ronin trank die letzten Schlucke Sake und sank erneut in einen tiefen Schlummer. Kurz danach wurde auch Jack von Müdigkeit übermannt. Er legte sich hin und lauschte auf das Trommeln des Regens
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