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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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wenn du mir das nächste Mal begegnest!«
    Damit drehte sich der Rätselmönch um und hüpfte in den strömenden Regen hinaus.
    1 »Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, wiegt gering im Vergleich zu dem, was in uns liegt.«
Oliver Wendell Holmes, sen. (amerikanischer Dichter und Schriftsteller, 1809–1894)
    2 »Geh nicht vor mir, vielleicht folge ich dir nicht. Geh nicht hinter mir, vielleicht führe ich dich nicht.«
Albert Camus (französischer Schriftsteller, 1913–1960)

6
Der Ring des Wassers
    Jack starrte auf den Weg, auf dem der Verrückte verschwunden war, und war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob er den Mönch überhaupt gesehen hatte. Die Begegnung war so seltsam gewesen, dass sie ihm ganz unwirklich vorkam. Das Gedächtnis hatte er bereits verloren, deshalb erschien es ihm durchaus möglich, dass der Mönch nur seiner durch Übermüdung, Anstrengung und Nahrungsmangel überhitzten Fantasie entsprungen war.
    Das Amulett in seiner Hand war dagegen wirklich, dasselbe galt für seine Schmerzen. Sein Blick fiel auf die Fußspuren im Morast, die zum Waldrand führten. Sie stammten weder von ihm noch von Ronin. Also mussten sie dem Rätselmönch gehören. Es regnete inzwischen noch heftiger und die Spuren lösten sich rasch auf. Doch wenigstens wusste Jack jetzt, dass er nicht im Begriff war, verrückt zu werden.
    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
    Hatte der Rätselmönch ihn damit gemeint? Solche geheimnisvollen Ratschläge kannte Jack sonst nur von Sensei Yamada. Zu seiner Überraschung ergaben die Worte des Mönchs in diesem Fall sogar einen Sinn. Wenn er jetzt in seiner verzweifelten Lage einfach aufgab, würde er wie ein toter Fisch hinweggespült. Als Alternative konnte er gegen den Strom schwimmen und die Schwierigkeiten überwinden, mit denen er konfrontiert war. Ganz hoffnungslos war seine Lage schließlich nicht. Der Rätselmönch hatte das Amulett erkannt. Es gehörte dem Großen Buddha, wer immer das war und wo immer er sich befand. Jack wollte Ronin fragen, wenn er aufwachte.
    Der Weg, der zum Schrein führte, wurde durch den sintflutartigen Regen allmählich überschwemmt. Aus einem Rinnsal war ein Bach geworden, der in vielen Windungen hangabwärts floss und im Wald verschwand. Jack sah zu, wie das Wasser ein großes, braunes Blatt erfasste. Das Blatt fing sich an einem Haufen Steine, dann wurde es darum herum gespült und verschwand.
    Wenn du auf ein Hindernis stößt, fließe wie ein Gebirgsbach darum herum und setze deinen Lauf fort.
    Das Blatt hatte Jack an Soke erinnert, den Großmeister der Ninja, und seine Lehre von den fünf Ringen, den fünf grundlegenden Elementen der Welt – Erde, Wasser, Feuer, Wind und Himmel. Sie lagen den Gedanken der Ninja über das Leben und dem Ninjutsu zugrunde. Der Ring des Wassers handelte Sokes Erklärungen zufolge von der Anpassungsfähigkeit und dem nagare , dem Fließen, dessen Prinzip durch das unaufhaltsame Dahinströmen eines Flusses veranschaulicht wurde. Jack begriff, dass er den Ring des Wassers anwenden musste, wenn er überleben wollte – er musste sich den Umständen anpassen, sich der Strömung überlassen und mit ihrer Hilfe die Hindernisse überwinden.
    Das Ninjutsu konnte ihm in seiner gegenwärtigen Situation mehr nützen als die Ausbildung zum Samurai, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Zu bizarr war die Vorstellung, die Fähigkeiten eines Ninja wie Drachenauge, der ihm einst nach dem Leben getrachtet hatte, könnten jetzt seine Rettung sein.
    Ein erster Schritt war es, sich auf die Selbstheilung zu konzentrieren. Jack setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden, legte die Hände aneinander und verschränkte die Finger. Nur Zeigefinger und Daumen blieben gestreckt. So bildete er das Handzeichen für sha . Dazu stimmte er einen leisen Sprechgesang an. »On haya baishiraman taya sowaka …«
    Tief im Innern spürte er eine Wärme, die sich langsam in seinem ganzen Körper ausbreitete. Sha war eins der neun geheimen Handzeichen des kuji-in , denen die Ninja magische Kräfte zuschrieben. Ihre Wirkung beruhte auf dem Ring des Himmels, jenes Elements, das für die unsichtbare Kraft des Universums stand. Sie machte Jack sich jetzt zunutze.
    Nach einer Weile verstummte er und berührte vorsichtig seine aufgesprungene Lippe und das geschwollene Auge. Zwar spürte er keine äußerliche Veränderung, aber die Schmerzen schienen ein wenig nachgelassen zu haben. Allerdings musste er denselben Vorgang noch einige

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