Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
wenn du willst. Und es tut mir leid, dass ich deinen Stock verloren habe, Jack. Dafür habe ich das Übungsschwert gerettet, Ronin! Willst du es wiederhaben?«
»Behalte es«, brummte Ronin und ging schneller, weniger um den Vorsprung zu Kazuki und seiner Bande zu halten, als um Hanas pausenlosem Geschnatter zu entgehen.
»Wirklich?« Hana steckte das Schwert stolz in ihren Obi. »Mein erstes Schwert! Zeigst du mir, wie man damit kämpft, Ronin? Ich will auch ein Samurai sein wie du und Jack.«
»Dazu muss man geboren werden.«
»Aber Jack ist nicht einmal Japaner!«
»Er wurde von einem Samurai adoptiert. Und ein Dieb ist er auch nicht!«
»Ach so!« Hana war angesichts Ronins kurz angebundener Antworten ein wenig verdattert. Sie überlegte kurz. »Du könntest mich doch adoptieren!«
Ronin blieb abrupt stehen und wurde blass. Er wollte antworten, überlegte es sich dann aber doch anders und ging weiter.
Hana sah Jack an. »War das ein Ja? Oder ein Nein?«
Jack zuckte unverbindlich die Schultern, doch wie er Ronin kannte, hatte der mit diesem Vorschlag nicht viel im Sinn. »Lass uns lieber weitergehen«, sagte er.
Sie marschierten weiter und machten nicht einmal zum Mittagessen Pause. Zweimal mussten sie ein Stück zurückgehen, um anderen Reisenden oder einem Dorf auszuweichen. Bei Einbruch der Dämmerung gingen sie ein flaches Tal entlang. An einem Bach fanden sie einen abgeschiedenen Platz.
»Hier schlagen wir unser Nachtlager auf«, erklärte Ronin und bereitete den Boden für eine Feuerstelle vor.
Hana ging, um Kleinholz zu sammeln. Jack schnitt von einem Baum einige Äste ab und bastelte daraus ein einfaches Gestell, auf dem sie ihre nassen Kimonos trocknen konnten. Ronin öffnete den Stoffbeutel, in dem sie ihren Proviant aufbewahrten, und fluchte laut.
»Was ist?«, fragte Jack.
Ronin leerte, ohne zu antworten, den Beutel. Ein mit Reis gefüllter Strohbehälter, ein kleiner Kochtopf, eine Zwiebel, ein halber Kohlkopf und zwei weiße Rettiche fielen heraus, außerdem mit einem unheilvollen Klirren einige Tonscherben. Beim Aufprall auf dem Wasser des Felsenbeckens war die letzte Sakeflasche des Samurai zu Bruch gegangen.
Hana, die in diesem Augenblick mit dem Brennholz zurückkehrte, sah nur noch, wie Ronin den Kohlkopf packte, sich auf einen Baumstumpf setzte und wütend darauf einhackte.
»Lass mich das machen«, sagte sie, aus Furcht, von dem Kohl könnte mehr auf dem Boden landen als im Kochtopf. »Mach du lieber Feuer.«
Ronin brummte mürrisch vor sich hin, drückte Hana den Kohlkopf in die Hand und ging daran, Zweige auseinanderzubrechen und auf einen Haufen zu werfen. Jack hielt es für das Beste, Ronin sich selbst zu überlassen, und half Hana bei der Zubereitung des Essens. Sie hörten Ronin noch ein paarmal fluchen, als er versuchte, das Reisig anzuzünden. Doch dann brannte das Feuer und Ronin setzte sich davor und begnügte sich damit, hin und wieder mit einem Stock darin herumzustochern. Ihre Mahlzeit fiel zwar karg aus, doch schienen die Gemüsesuppe und der Reis Ronins Lebensgeister ein wenig zu beleben.
»Die Nachricht von Arakis Niederlage wird sich rasch verbreiten«, sagte er an Jack gewandt. »Außerdem ist diese Skorpion-Bande hinter dir her. Du musst also so schnell wie möglich nach Nagasaki und von dort die Heimreise antreten.«
»Zuerst muss ich nach Nara.«
Ronin schüttelte den Kopf. »Das Risiko lohnt sich nicht.«
»Aber Kazuki wird damit rechnen, dass ich nach Nagasaki gehe.«
»Stimmt. Und er wird die großen Straßen benutzen, um dir zuvorzukommen und den Weg abzuschneiden. Sogar ich hätte meine Zweifel daran, dass du ganz allein eine ganze Bande besiegen kannst.«
»Ich muss das Risiko eingehen, denn ich muss unbedingt nach Nara. Dort befindet sich das Tagebuch meines Vaters. Außerdem will ich wissen, was mir zugestoßen ist. Mir fehlen in meiner Erinnerung einige Tage meines Lebens. Dieser Botan kann mir vielleicht sagen, was passiert ist.«
»Aber du hast doch jetzt deine Perle, deinen Kimono und deine Schwerter wieder zurück. Ist das Tagebuch deines Vaters denn wirklich so wichtig?«
Jack nickte. Ronin und Hana hatten sein volles Vertrauen verdient. Sie hatten in den vergangenen Tagen zur Genüge bewiesen, dass sie treu zu ihm standen. »Es ist eigentlich viel mehr als ein Tagebuch«, begann er. Und dann erzählte er ihnen, warum der Portolan so bedeutsam war.
Als er geendet hatte, fragte Ronin: »Dieses Logbuch ist also unersetzlich und demnach
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