Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
Vom Netzwerk:
Knöchel seiner Hand weiß hervortraten. Wie dumm von ihm, zu verraten, dass Akiko überlebt hatte!
    Doch solange Kazuki hinter Jack her war, hatte er keine Zeit, Akiko zu suchen. Anders hingegen, wenn Jack Japan verließ, um nach England heimzukehren – dann hatte Kazuki freie Hand, an Akiko schreckliche Rache zu nehmen. Die Vorstellung, dass Akiko etwas zustoßen könnte, war Jack unerträglich. Er musste mit Kazuki zu einem Entscheidungskampf zusammentreffen. In einem Anfall hilfloser Wut zerbrach er den Ast in seiner Hand. Das Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken und er zwinkerte ein paarmal.
    »Kann ich dich etwas fragen?«, flüsterte Hana.
    Jack nickte und warf den zerbrochenen Ast ins Feuer.
    »Wenn du deinen Portolan in Nara gefunden hast, kann ich dann mit dir nach Nagasaki kommen?«
    Jack wusste nicht gleich, was er darauf antworten sollte, und zögerte.
    »Ich glaube, das wäre keine gute Idee«, sagte er schließlich. »Es wäre zu gefährlich. Ich weiß nicht einmal, ob du überhaupt mit nach Nara kommen solltest. Sowohl der Shogun als auch die Skorpion-Bande sind hinter mir her. Außerdem will ich in Nagasaki Japan verlassen und nach Hause zurückkehren.«
    »Aber was soll ich hier?«, fragte Hana betrübt. »Seit ich mit dir und Ronin zusammen bin, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.«
    Jack spürte förmlich die Einsamkeit in ihrem Herzen. »Hm … wäre es dann nicht besser, bei Ronin zu bleiben?«
    Hana sah zu dem Samurai hinüber, der in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Traurig schüttelte sie den Kopf. »Das würde er nicht wollen. Es war dumm von mir, ihn zu fragen, ob er mich adoptiert!«
    Sie wandte sich zum Gehen. »Vergiss einfach, dass ich dich gefragt habe. Mich will sowieso niemand. Ich bin eine hinin .«
    »Eine hinin? «
    »Eine Ausgestoßene, ein Niemand.«
    »Das bist du nicht!«, erwiderte Jack entschieden. »Du bist Hana!«
    »Bin ich das wirklich? Ich kenne nicht einmal meinen richtigen Namen. Ich nenne mich nur ›Hana‹, weil ich das jemand habe sagen hören und es mir gefiel. Damals hatte ich mich in einem Busch versteckt und eine Frau blieb davor stehen, zeigte darauf und sagte: ›Hana, hana.‹ Ich glaubte im ersten Moment, sie meinte mich! Dabei zeigte sie nur ihrer Tochter die Blumen …«
    Tränen waren Hana in die Augen getreten.
    Jack wusste nicht, was er sagen sollte. Er zog den durchnässten Origami-Kranich aus dem Ärmel seines Kimonos und gab ihn Hana.
    »Den hat mir mein guter Freund Yori als Glücksbringer für den Heimweg geschenkt. Jetzt sollst du ihn haben. Er soll dich immer daran erinnern, dass du kein Niemand bist. Du hast mich als Freund.«
    Hana nahm den Kranich und lächelte. »Danke«, sagte sie leise und wischte sich über die Augen. »Das bedeutet mir sehr viel. Ich habe noch nie einen richtigen Freund gehabt.«
    Jack streckte die Hand aus. »Sieh mal, wenn du an seinem Schwanz ziehst, dann schlägt er mit den Flügeln.«
    Hana kicherte und Jack war froh, dass er wenigstens einmal einem anderen Menschen das Gefühl geben konnte, einen Freund zu haben. Bisher hatte immer er sich um die Anerkennung und Freundschaft der anderen bemühen müssen.
    Er sah Hana an und dann den schnarchenden Ronin. Und mit einem Mal wurde ihm klar, dass sie alle drei Ausgestoßene der japanischen Gesellschaft waren – ein herrenloser Samurai, eine Diebin und ein Ausländer. Aber das Schicksal hatte sie zusammengeführt und deshalb waren sie keine Ausgestoßenen mehr. Sie waren Freunde.

34
Die Nase des Buddhas
    Jack riskierte einen Blick unter Ronins Strohhut hervor und der Atem stockte ihm. Noch nie hatte er ein so gewaltiges und großartiges Bauwerk gesehen.
    Die große, vollständig aus Holz erbaute Halle des Todai-ji beherrschte die ganze Landschaft. Sie war so breit wie ein Berg und höher als der höchste Turm, und die Mönche und Pilger, die auf dem Tempelgelände davor unterwegs waren, wirkten neben ihr wie Ameisen. Die Wände waren weiß gestrichen, die Balken in einem tiefen Rotbraun, das wie die Rüstung eines Königs glänzte. Das obere Dach wurde von zwei krummen Hörnern bekrönt, die in der Morgensonne golden blitzten.
    Jack ging hinter Ronin und Hana den breiten Weg entlang, der auf die Treppe des Tempels zuführte. Auf beiden Seiten erstreckte sich ein schöner Garten mit sorgfältig gestutzten Büschen, der von Hunderten von Rehen und Hirschen bevölkert wurde. Einige davon fraßen Futter aus der Hand der Mönche. Hana

Weitere Kostenlose Bücher