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Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Titel: Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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auf.
    Obwohl er noch mindestens fünf weitere Schalen Reis hätte essen können, stand er auf und hielt dem Mädchen seine Schale hin. Sie blickte besorgt auf und hob dann den Topf hoch, um ihm zu zeigen, dass er leer war. Mit einem Kopfschütteln bedeutete sie ihm, dass es nichts mehr zu essen gebe.
    »Für dich«, sagte Jack und bot ihr erneut seinen Reis an.
    Doch das Mädchen schien sein Japanisch nicht zu verstehen und er musste ihr die Schale in die Hände drücken. Erst jetzt begriff sie, was er wollte. Sie warf Toge einen raschen Blick zu, wartete aber nicht auf seine Erlaubnis. Mit einem Lächeln bedankte sie sich bei Jack und zog sich hastig in ihre Ecke zurück. Die Bauern wechselten überraschte Blicke. Sie hatten nicht mit dieser großzügigen Geste gerechnet.
    »Siehst du, ich wusste gleich, dass er für einen Samurai ein gutes Herz hat«, flüsterte Sora hinter vorgehaltener Hand dem erstaunten Kunio zu.
    »Aber er hätte den Reis auch uns geben können«, brummte Kunio leise.
    Jack verstand jedes Wort, tat aber so, als habe er nichts gehört. Er setzte sich wieder und überlegte, was er tun sollte. Die Bauern waren ehrlich zu ihm gewesen und hatten ihm ihr ganzes Essen gegeben in der ungewissen Hoffnung, er könnte ihnen helfen. Als Samurai, der an den Verhaltenskodex des Bushido gebunden war, fühlte er sich deshalb zumindest verpflichtet, ernsthaft über ihre Bitte nachzudenken.
    Die Aufgabe klang einfach und er war gewiss imstande, mit einigen Dieben fertigzuwerden. Außerdem war es sowieso aussichtslos, die Reise nach Nagasaki mitten im Winter und ohne jeden Proviant fortsetzen zu wollen. Zuerst musste er wieder zu Kräften kommen. Gleichwohl musste er diesen Vorteil gegen das Risiko einer weiteren Verzögerung abwägen. Womöglich holten die Samurai des Shoguns ihn ein. Und Kazuki und seine Bande waren ihm bestimmt auch bald wieder auf den Fersen.
    »Ich befinde mich auf einer wichtigen Pilgerreise«, erklärte er. »Ich könnte nicht lange bleiben.«
    »Aber das macht nichts!«, rief Toge hoffnungsvoll. »Ein Monat reicht vollkommen aus – bis zum nächsten Neumond.«
    Jack dachte nach. Das Dorf lag abgelegen von der belebten Hauptstraße, seine Feinde würden ihn also während seines Aufenthalts dort kaum finden. Und wenn das Wetter sich besserte und die Straßen wieder frei waren, konnte er jederzeit aufbrechen.
    »Was zahlt ihr mir?«
    Die Bauern wechselten verlegene Blicke. Toge hüstelte und murmelte dann: »Wir sind Bauern und können Euch nur mit Reis bezahlen. Zwei Mahlzeiten am Tag und die Unterkunft.«
    Er würde sich zwar erholen, dachte Jack, aber Proviant konnte er von diesem kärglichen Lohn nicht kaufen.
    Als Toge merkte, dass ihr Kandidat schwankte, fügte er rasch hinzu: »Drei Mahlzeiten am Tag. Und den Proviant, den Ihr für Eure weitere Reise braucht.«
    »Seht Euch unser Dorf doch erst einmal an«, schlug Sora vor. »Dann könnt Ihr Euch immer noch entscheiden.«
    Das Angebot klang immer verlockender. Jack wusste zwar, dass es am vernünftigsten gewesen wäre, sich überhaupt nicht darauf einzulassen, andererseits war Arbeit genau das, was er in seiner Lage brauchte. Die Frage war nur, ob die Bauern wissen durften, wer er war. Aber das konnte er immer noch überlegen. Wenn sie sich gegen ihn wandten, konnte er aus einem abgelegenen Dorf zumindest leichter fliehen als aus einer belebten Stadt. Und hatte er wirklich die Wahl? Die einzige Alternative zum Angebot der Bauern war es, in Okayama ums Überleben zu kämpfen, einem feindseligen Ort, in dem es vor Samurai nur so wimmelte und er früher oder später auf jeden Fall entdeckt und gemeldet würde.
    Er wandte sich an die Bauern. »Ich nehme euer Angebot an.«

3
Neko
    Sora und Kunio schienen äußerst erleichtert. Toge reagierte ein wenig zurückhaltender, aber Jack schrieb das seiner herben Art zu.
    »Wir brechen morgen Früh auf«, erklärte Toge.
    Er zog eine große Strohmatte unter dem Holzboden hervor und legte sie zusammen mit einem Bündel Stroh neben Jack.
    Die Bauern zogen sich an das andere Ende des Speichers zurück und legten sich zum Schlafen nebeneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Jack hatte den ganzen Bretterboden für sich allein. Als Samurai gebührte ihm nach der Rangordnung der japanischen Gesellschaft der beste und bequemste Platz.
    Er verteilte das lose Stroh als Schlafunterlage. Dabei fiel sein Blick wieder auf das Mädchen im hinteren Teil des Raums, das in einem Trog mit eisverkrustetem

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