Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
fliehen«, erklärte Schädelgesicht.
Captain Kurogumos Blick wanderte zu dem auf den Planken liegenden Manzo und dann nach oben. »Und wohin genau will er fliehen?«
Schädelgesicht öffnete den Mund und schloss ihn verunsichert wieder. Der Kapitän durchbohrte ihn mit seinen pechschwarzen Augen.
»Er … stiftet Unfrieden.«
»Er ist ein Gaijin«, erwiderte Captain Kurogumo. »Und ein Samurai, den man nicht unterschätzen sollte. Sperrt ihn wieder in den Käfig.«
Schädelgesicht und die anderen Piraten verbeugten sich gehorsam. »Ihr habt den Kapitän gehört«, rief Schädelgesicht. »Hol ihn runter, Schlange.«
»Warum ich?«, protestierte der Pirat.
»Weil du doch sonst auch zum Segel raufkletterst und …«
» SUIGUN !«, brüllte der Ausguck auf dem Vormast.
Die Piraten erstarrten.
»Wo?«, rief Captain Kurogumo und fletschte unwillig seine Haifischzähne.
»Auf Steuerbord«, antwortete der Ausguck und zeigte auf eine nahe Insel. »Meeres-Samurai!«
Auch Jack konnte von seinem Platz an der Spitze des Großmasts die Schiffe sehen, die in diesem Moment aus einer versteckten Bucht ausliefen. Das Flaggschiff war ein gewaltiges atake-bune, auf dessen Großsegel eine riesige goldene Muschel prangte. Es wurde von drei kleineren seki-bune und vier Galeeren mit offenem Deck flankiert. Offenbar handelte es sich um die Patrouille aus Imabari. Ihrem überraschenden Auftauchen und der Schnelligkeit ihres Angriffs nach zu schließen, hatte sie den Piraten hier aufgelauert.
»Alle Mann auf die Plätze!«, befahl der Kapitän.
Jack war vergessen, auf dem Schiff brach hektisches Treiben aus. Alle eilten auf ihre Plätze, ergriffen Waffen, legten Brustpanzer an und machten sich zur Verteidigung bereit. Das Schanzkleid wurde mit einem schwarzen Brokatstoff verhängt, Feuerlöscheimer wurden gefüllt und auf Deck gestellt, Musketen schussbereit gemacht. In kürzester Zeit war aus dem ungeordneten Haufen Piraten eine geübte Kampfmaschine geworden.
Die Meeres-Samurai näherten sich angetrieben von Ruderern und dem Wind in den Segeln rasch über das Wasser. Der beharrliche Rhythmus der Schiffstrommeln wurde immer lauter und drängender. Jack sah, wie sich auf den oberen Decks Reihen von Bogenschützen für die erste Salve bereit machten.
Das war genau die Gelegenheit, die er und seine Freunde sich so sehnlich erhofft hatten. Im Getümmel einer Schlacht konnten sie fliehen. Er sprang genau in dem Moment in die Takelage, in dem die erste Salve von Pfeilen auf das Schiff hagelte – darunter Brandpfeile, die die Segel in Brand setzen sollten. Er bekam ein Tau zu fassen, schwang einen Moment in der Luft, konnte dann die Beine um das Tau legen und hangelte sich zum Deck hinunter.
Die Piraten waren voll und ganz mit den Angreifern beschäftigt und Jack schlüpfte unbemerkt zwischen ihnen hindurch zum Käfig. Neben dem bewusstlosen Manzo lag noch der Enterhaken. Jack hob ihn auf. Die letzten Meter legte er im Laufschritt zurück. Von hinten trat er an den Wächter heran und schlug ihm den hölzernen Stiel des Enterhakens über den Kopf. Der Pirat, der nicht mit dem Angriff gerechnet hatte, ging wie ein gefällter Baum zu Boden.
Im selben Augenblick, in dem er dort aufschlug, stieg ein markerschütterndes Geschrei auf. Jack fuhr herum, weil er glaubte, sein Fluchtversuch sei bemerkt worden, doch es handelte sich um das Schlachtgeschrei der Winddämonen. Die drei seki-bune hatten die Schwarze Spinne umzingelt. Musketen krachten, der beißende Gestank von Schießpulver breitete sich aus und Brandpfeile flogen zischend durch die Luft. Eine Kanone wurde abgefeuert, der Knall rollte wie Donner über das Wasser. Im nächsten Moment stieg vor dem Bug der Schwarzen Spinne eine gewaltige Wasserfontäne auf. Eine zweite Salve von Pfeilen mit stählernen Spitzen regnete auf das Deck nieder. Drei Ninja-Piraten schrien getroffen auf.
Einige Pfeile schlugen klappernd gegen den Bambuskäfig, einer flog zwischen zwei Stäben hindurch und traf einen Gefangenen in den Arm. Im Käfig knieten Miyuki und Yori über dem bewegungslos auf dem Boden liegenden Saburo. Sie hatten mit dem sha- Ritual aufgehört und Miyuki atmete nicht mehr für Saburo.
Er kam zu spät!
Jack rammte die Spitzen des Enterhakens zwischen die Stäbe der Tür und warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Der Riegel gab nach und die Tür sprang auf. Er eilte zu seinen Freunden.
»Ist Saburo … tot?« Er wagte es kaum, das unheilvolle Wort
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