Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Kumpane. Bewacht wurden sie von einer Abteilung Samurai, die mit Speeren bewaffnet waren.
Die Lage der vier Freunde hatte sich noch verschlimmert. Jetzt waren sie Gefangene der Meeres-Samurai und wurden außerdem für Ninja-Piraten gehalten!
Die Wachen teilten sich und ließen einen Samurai in einer prächtigen blauen Rüstung durch. Sein Gesicht war streng und sein Blick kalt wie Stein. Er hatte hagere Wangen und ein dünnes Oberlippenbärtchen, das rechts und links der herabgezogenen Mundwinkel nach unten hing. Er trug einen reich verzierten Helm, an dessen Spitze eine große goldene Muschel prangte. In der rechten Hand hielt er einen kurzen Stock mit einer harten Spitze aus Messing, in dessen Oberfläche sturmgepeitschte Wellen eingraviert waren.
»Ich bin Captain Arashi, Befehlshaber der Seestreitkräfte von Daimyo Mori.«
Einige Piraten holten scharf Luft, als sie das hörten. Captain Arashi zwirbelte seinen Schnurrbart zwischen Daumen und Zeigefinger, offenbar zufrieden über die Reaktion, die er mit seinen Worten hervorgerufen hatte. »Freut mich, dass ihr von mir gehört habt – oder wenigstens von meinem Ruf. Wenn ihr meine Fragen beantwortet, fällt eure Bestrafung kürzer aus … allerdings genauso schmerzhaft.«
Er schob dem Winddämon vor ihm, dem Piraten mit den gekreuzten Schwertern, die Spitze seines Stocks unter das Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu blicken.
»Wo liegt euer Versteck?«
Der Pirat schwieg. Blitzschnell stieß Captain Arashi ihm die Messingspitze in den Hals. Der Pirat taumelte zurück, würgte laut und schnappte nach Luft.
»Ich stelle jede Frage nur einmal«, sagte Captain Arashi unbewegt. »Und ich erwarte eine wahrheitsgemäße Antwort.«
Der Pirat starrte ihn finster an, dann spuckte er ihm Blut auf die Füße.
Captain Arashi schüttelte betrübt den Kopf und wandte sich an zwei Wachen. »Kielholen.«
Der Pirat riss entsetzt die Augen auf, doch die beiden Wachen hatten ihn schon ergriffen und fesselten ihm die Hände auf den Rücken. Dann zerrten sie ihn zur Steuerbordreling und schlangen ihm ein dickes Tau um die Brust. Das Tau hing an einem Block an der unteren Rah und führte unter dem Schiffsrumpf hindurch. Das andere Ende wurde um die Knöchel des Piraten gebunden.
»Hochziehen«, befahl der Kapitän.
Die Wachen zogen den Mann hoch und schwenkten ihn über die Reling. Grimmig sahen die anderen Piraten zu, wie er über dem Wasser schwebte.
»Das ist hoffentlich eine Lektion für euch alle«, sagte der Kapitän und bedeutete den Wachen mit einem Wink, die Leine loszulassen.
Schreiend verschwand der Pirat außer Sicht und schlug klatschend auf dem Wasser auf.
»Wollen sie ihn ertränken?«, flüsterte Yori entsetzt.
Jack, der von Seeleuten an Bord der Alexandria von der Strafe des Kielholens gehört hatte, schüttelte den Kopf. »Nein, noch viel schlimmer.«
Die Wachen zogen an dem Tau, bis es sich spannte. Dann holten sie es von der Backbordseite her ein. Einmal verhakte es sich offenbar am Kiel und die beiden brauchten Hilfe, um es wieder loszubekommen.
Nach einiger Zeit tauchte der Pirat auf der Backbordseite wieder auf … oder das, was von ihm übrig geblieben war.
Yori hielt sich einer Ohnmacht nahe die Augen zu. Der Pirat war an den Muscheln am Schiffsrumpf entlanggeschrammt und die scharfen Kanten hatten Haut und Fleisch von Bauch, Brust und Gesicht gerissen. Er war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Nur noch die Tätowierung mit den gekreuzten Schwertern wies darauf hin, wer er gewesen war. Aus den offenen Wunden strömte Blut.
»Eine passende Strafe für einen Piraten«, sagte Captain Arashi zufrieden.
Er ließ den Gefolterten hängen, damit alle sahen, was für ein grausames Schicksal sie erwartete. Luft strömte blubbernd durch die zerrissenen Lippen. Der Ninja-Pirat war noch nicht tot.
»Noch einmal!«, befahl der Kapitän, gleichgültig gegenüber den Qualen des Mannes.
Die Winddämonen standen in angewidertem Schweigen da, während ihr Kamerad noch einmal unter dem Schiff durchgezogen wurde. Diesmal tauchte nur noch ein zerfetzter, lebloser Körper aus dem Wasser auf.
Captain Arashi trat vor den nächsten Winddämon in der Reihe.
»Wo liegt euer Versteck?«
Trotz der an der Rah baumelnden, grässlich zugerichteten Leiche gab der Pirat keine Antwort. Die Winddämonen schienen einen eigenen Ehrenkodex zu haben, dachte Jack, etwas wie Bushido oder ninniku, einen Eid, mit dem sie sich zum Schweigen verpflichtet hatten und der
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