Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
eingebrockt.«
»Wir sind freiwillig mitgekommen«, erinnerte Miyuki ihn. »Wir kannten das Risiko.«
»Aber inzwischen wärt ihr wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt, statt in diesem Höllenloch zu sitzen.«
»Besser in Ketten und mit Freunden zusammen«, sagte Yori, »als in einem Garten unter Fremden.«
Jack seufzte. Yori hatte für alles eine passende Antwort. »Ich weiß nicht, womit ich so gute Freunde verdient …«
»Habt ihr das gehört?«, fiel Miyuki ihm ins Wort und war auf einmal hellwach.
Jack und die anderen verstummten.
»Ich meine, ich hätte Schüsse …«
Der unmissverständliche Knall einer Muskete ertönte, gefolgt von panischen Schreien und aufgeregten Befehlen. Die Schläge der Trommel über ihnen wurden lauter, und Jack spürte, dass das Schiff seinen Kurs änderte.
»Was ist da los?«, fragte Yori.
Jack wollte antworten, da explodierte der Rumpf des Schiffes. Planken zerbrachen und das wilde, vernarbte Gesicht eines Drachen mit krummen Zähnen und blutroten Augen erschien im Kielraum. Das ganze Schiff erzitterte unter dem Aufprall.
Die beiden Wachen wurden die Treppe hinuntergeschleudert und kreischten entsetzt. Jack und die anderen wurden auf den Boden geworfen.
Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, war der Drache verschwunden und durch das Loch im Rumpf strömte Wasser. Der Kielraum wurde überflutet und die beiden Wachen stiegen hastig die Treppe hinauf.
»Nehmt uns mit!«, rief Cheng und rüttelte in ohnmächtiger Angst an dem Gitter.
Das Wasser um sie stieg, während droben Kanonen donnerten und Musketenschüsse knallten. Das atake-bune erzitterte wieder und legte sich auf die Seite.
Jack trat mit einem Vorwärtstritt gegen die Tür, doch das Gitter gab nicht nach und er verstauchte sich das Bein.
»Lass mich versuchen«, sagte Miyuki. Sie trat gegen das Schloss, doch auch das hielt. Sie beugte sich darüber und betrachtete es genauer. »Vielleicht kann ich es knacken. Aber ich brauche dafür etwas Dünnes, Spitzes.«
Hastig suchten sie das Gefängnis nach einem losen Nagel oder einem anderen Gegenstand ab, der als Dietrich dienen konnte. Doch im Kielraum war es dunkel und sie fanden nichts. Das Wasser stieg weiter und überschwemmte den Sims, auf dem Saburo lag. Cheng richtete ihn hastig auf. Jacks Pilgerjacke schwamm davon. Jack hielt sie fest und spürte Akikos Perle im Jackenaufschlag.
»Hier!«, rief er und reichte Miyuki die Perle mit der goldenen Anstecknadel.
Miyuki watete durch das Wasser zum Gitter, steckte die Nadel in das Schloss und ruckelte daran. Die ganze Zeit über strömte Wasser durch das klaffende Loch.
Jack und Cheng mussten Saburo auf die Beine stellen.
»Ich … kann die Finger bewegen«, sagte Saburo und brachte ein schiefes Lächeln zustande.
»Hoffentlich schwimmst du auch auf dem Wasser!«, sagte Jack. Er schwankte unter Saburos Gewicht.
Das Wasser reichte ihnen inzwischen schon bis zur Brust und es stieg weiter. Yori stand bereits auf Zehenspitzen. Und Miyuki kämpfte immer noch mit dem Schloss.
»Das Gold ist zu weich … es verbiegt sich …«
Sie tauchte unter. Yori begann Wasser zu treten. Der Abstand zwischen Wasseroberfläche und Decke des Kielraums war nur noch knapp einen Kopf hoch. Saburo streckte angestrengt das Kinn über das Wasser und hustete.
»Wir werden ertrinken!«, rief Cheng verzweifelt.
25
Ein Floß
Das Wasser schlug bereits gegen ihre Münder. Miyuki war immer noch nicht aufgetaucht und die Luft, die ihnen zum Atmen blieb, wurde immer knapper. Das atake-bune erzitterte unter einer weiteren Explosion.
»Yori … halte Saburos Kopf hoch«, keuchte Jack. »Ich sehe nach Miyuki.«
Yori, der selber Mühe hatte, sich über Wasser zu halten, fand mit den Füßen Halt auf dem schmalen Sims und stützte Saburo. Jack holte ein paar Mal tief Luft und tauchte. Er spähte durch das trübe Wasser und sah einen dunklen Schatten vor dem Gitter. Miyuki hatte die Füße gegen einen Balken gestemmt und drückte mit aller Macht gegen die Tür. Jack schwamm zu ihr und sah, dass sich vor der Tür ein Stück einer Planke des Rumpfes verklemmt hatte. Miyuki bedeutete ihm, dass sie das Schloss geöffnet hatte. Gemeinsam warfen sie sich gegen die Tür, doch sie klemmte. Sie versuchten es noch einmal und die Tür gab ein wenig nach. Sie drückten wieder. Jacks Lungen brannten vor Anstrengung und er konnte sich Miyukis verzweifelte Atemnot vorstellen.
Nach und nach ging die Tür weiter auf … bis der Spalt groß genug war,
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