Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
auch im Angesicht von Folter und Tod nicht gebrochen werden durfte.
»Schlagt ihm die Hände ab«, befahl Captain Arashi ungeduldig.
Ein Samurai trat mit gezogenem Langschwert vor. »Streck die Arme aus.«
Der Pirat weigerte sich, deshalb riss eine zweite Wache seine Arme nach vorn. Blitzend sauste die stählerne Klinge durch die Luft, im nächsten Moment war die Strafe vollzogen. Zwei weiche, fleischige Klumpen fielen auf das Deck. Der Pirat schrie gellend auf und drückte die blutenden Stümpfe an seine Brust.
»Er blutet mir das ganze Schiff voll«, schimpfte der Kapitän. »Werft ihn den Haien vor.«
Entsetzt über seine sadistische Grausamkeit, wandte Jack sich ab. Die Meeres-Samurai waren genauso brutal und unbarmherzig wie die Winddämonen. Seine Hoffnung auf Gnade für sich oder seine Freunde schwand zusehends.
Ein dritter Pirat, der die Antwort verweigerte, wurde mit nacktem Oberkörper an den Mast gefesselt. Ein stämmiger Samurai hielt ein kurzes Tau mit neun gewachsten Schnüren in der Hand, die jeweils in einem kleinen Knoten endeten.
»Einhundert Peitschenhiebe«, befahl Captain Arashi.
Jack stockte der Atem. Einhundert Peitschenhiebe waren ein Todesurteil.
Der Samurai begann mit der Auspeitschung. Die verknoteten Schnüre schnitten in den nackten Rücken und rissen die Haut herunter. Der Pirat begann gellend zu schreien. Nach vier Dutzend Hieben hatte der Rücken sich in eine blutige Masse verwandelt.
Doch die Bestrafung ging weiter … 49 … 50 … 51 … 52 …
Das Fleisch begann sich von den Rippen zu lösen und der Pirat hing schlaff an den Tauen, mit denen er gefesselt war.
… 74 … 75 … 76 …
Der Pirat schrie nicht mehr. Der Samurai hatte ihn zu Tode geprügelt.
Captain Arashi trat vor Yori, der am ganzen Leib zitterte. »Dich muss ich hoffentlich nicht erst überreden, Kleiner.«
Yori blickte ängstlich zu ihm auf. »Aber wir sind keine Piraten. Wir sind Samurai!«
Captain Arashi hob belustigt die Augenbrauen. »Die Ausrede habe ich noch nie gehört.«
»Aber es stimmt. Die Winddämonen haben uns gefangen genommen.«
»Das behauptest du, aber warum sollte ich dir glauben? Mein befehlshabender Offizier sagt, du hättest gegen seine Leute gekämpft.«
»Wir wollten nur von dem Piratenschiff fliehen.«
Captain Arashi schlug Yori mit dem Handrücken auf den Mund. »Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt.«
»Aber ich lüge nicht«, beharrte Yori. Ein dünnes Rinnsal Blut lief aus seinem Mundwinkel. »Wir waren auf Pilgerfahrt nach Shikoku und dann wurde unser Schiff angegriffen …«
Captain Arashi hörte ihm nicht mehr zu, sondern sah auf Saburo hinunter. »Was ist mit dem los?«
»Die Piraten haben ihn vergiftet«, sagte Miyuki.
Der Kapitän schnaubte. »Eine schlagfertige Antwort, aber glaube nicht, dass ich euch deshalb für unschuldig halte.« Er versetzte Saburo einen Tritt, doch Saburo rührte sich nicht. »Werft die Leiche über Bord.«
» NEIN !«, protestierte Jack mit gesenktem Kopf. »Er ist nur gelähmt!«
Captain Arashi kniff die Augen zusammen, stieg über Saburo und trat dicht vor den Piratenjungen mit dem Strohhut. Er setzte die Messingspitze seines Stocks an die Krempe und schob den Hut aus dem Gesicht.
»Bei den Stürmen des Meeres, ich hätte nie erwartet, dass ich dir begegne!«
23
Im Kielraum
»Der Shogun wird uns für die Ergreifung des Gaijin-Samurai reich belohnen«, verkündete Captain Arashi an die Besatzung gewandt. Er betrachtete die fünf Jugendlichen vor ihm. »Bringt sie unter Deck und lasst sie bewachen. Wir kehren nach Imabari zurück. Ich will, dass wir bis zum Morgen dort sind.«
Jack und seine Freunde wurden von den Winddämonen getrennt. Von Cheng wurde angenommen, dass er zu ihnen gehörte, und er protestierte auch nicht, als eine Wache ihm befahl, zusammen mit Miyuki Saburo zu tragen. Er wollte offenbar lieber sein Glück als gesuchter Samurai versuchen statt als verurteilter Pirat.
Wachen geleiteten sie nach unten. Das Innere des atake-bune war düster, erhellt nur von wenigen Öllampen und rautenförmigen Lichtbündeln dort, wo die Sonne durch Schießscharten und Kanonenluken fiel. Das erste und das zweite Deck dienten ausschließlich dem Kämpfen. Entlang der Bordwände standen Kanonen, die allerdings, wie Jack bemerkte, den europäischen Geschützen weder an Größe noch an Schusskraft gleichkamen. Die Meeres-Samurai schienen ihre Feinde vor allem mit kleineren Waffen anzugreifen – neben den Luken waren
Weitere Kostenlose Bücher