Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
sagte Tiger verächtlich. »Sie kommen schon zu uns hoch.«
»Aber ich bin für eure Piratenkönigin sehr wertvoll«, rief Jack verzweifelt. »Ich muss den Portolan weiter übersetzen.«
»Für uns bist du auch sehr wertvoll«, erwiderte Schädelgesicht. »Wir haben für deinen Kopf zehn koban pro Mann und unsere Begnadigung ausgehandelt.«
In Panik überlegte Jack, mit welcher Samurai- oder Ninja-Technik er sich diesmal befreien konnte. Doch er war so hilflos wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte.
Eine Gestalt kam die Anhöhe heraufgestiegen. Sie trug schwarze Ninja-Kleider und hob sich vom Sternenhimmel ab wie ein schwarzes Gespenst. Vor ihnen blieb sie stehen und das Mondlicht glänzte in ihrem Auge … einem einzigen grünen Auge.
47
Ein Geist aus der Vergangenheit
Jacks Herz setzte einen Schlag aus und er schien auf einmal keine Luft mehr zu bekommen. Verständnislos starrte er die schauerliche Erscheinung vor ihm an. Das war unmöglich. Er hatte doch gesehen, wie Drachenauge in den Tod gestürzt war. Der Ninja war tot, ein für alle Mal.
Doch jetzt stand er vor ihm – ein Geist aus der Vergangenheit, der ihn erneut heimsuchte.
Jack hätte womöglich geglaubt, er sei verrückt geworden, wenn er der Einzige gewesen wäre, der die Erscheinung sah. Doch die vier Piraten hatten sofort ihre Schwerter gezogen und hielten den Ninja damit in Schach.
»Wer seid Ihr? Wo ist Captain Arashi?«, wollte Schädelgesicht wissen. Er klang nervös und gereizt.
Der Ninja schien die drohend auf ihn gerichteten Schwerter nicht zu bemerken.
»Dokugan Ryu«, antwortete er mit einer knappen Verbeugung.
Tiger und Schlange wechselten einen unbehaglichen Blick, als sie den Namen hörten.
»Ich vertrete die Interessen des Shogun persönlich«, fuhr Drachenauge fort. Hinter ihm erklomm eine Abteilung Meeres-Samurai die Anhöhe.
»Zuerst die Belohnung«, erwiderte Schädelgesicht, bemüht, Herr der Lage zu bleiben.
Drachenauge nickte widerstrebend einem Samurai zu, der daraufhin vortrat und eine kleine Holztruhe auf den Boden stellte. Er öffnete sie. Darin lagen aufeinandergestapelt vierzig ovale Münzen.
Das ist mein Leben also wert, dachte Jack resigniert. Weniger als drei Koban pro Jahr!
Angesichts des schimmernden Goldes trat ein Glitzern in die Augen von Schädelgesicht. »Und unsere Begnadigung durch Daimyo Mori.«
Drachenauge reichte ihm eine Pergamentrolle, die mit rotem Wachs versiegelt war. Der Pirat prüfte das offizielle Siegel des Daimyo im Mondlicht.
»Sieht echt aus«, sagte er und nickte Tiger zu.
»Es wäre klug von euch, mir nicht zu misstrauen«, sagte Drachenauge. »Ihr habt die Belohnung. Wo ist der Portolan?«
Schädelgesicht sah ihn verwirrt an. »Der Portolan? Den haben wir nicht.«
Drachenauge funkelte ihn wütend an. »Wo ist er dann?«
»Das gehört nicht zu unserer Abmachung«, widersprach Schädelgesicht.
»Beantworte meine Frage«, fuhr Drachenauge ihm barsch über den Mund. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Tiger die Truhe mit den Münzen an sich nehmen wollte.
Blitzschnell schnitt eine stählerne Klinge durch die Luft, so schnell, dass man sie irrtümlich für eine Sternschnuppe hätte halten können. Tiger fiel auf den Rücken, sein Kopf trennte sich von den Schultern und rollte hüpfend den Hang hinunter.
Mit einem Ruck schnippte Drachenauge das Blut des Piraten von seinem Ninja-Schwert. Die Klinge schwebte nur wenige Zoll vor Jacks Gesicht. In diesem kurzen Augenblick erkannte er die wellenförmige Härtelinie auf der Klinge und den am Heft eingeätzten Namen des Schwertschmieds – Kunitome. Das war der letzte Beweis dafür, dass kein Geist vor ihm stand. Bei dem Schwert handelte es sich um Schwarze Wolke , die berüchtigte Waffe Drachenauges.
Der Ninja wandte seine Aufmerksamkeit wieder Schädelgesicht zu. »Zwinge mich nicht, meine Frage zu wiederholen«, schnarrte er.
Erzürnt über die Ermordung seines Kameraden, stürzte sich Manzo auf Drachenauge. Der trat nur zur Seite, ließ den Piraten an sich vorbeirennen und stieß ihm sein Schwert in den Rücken. Manzo stöhnte gurgelnd und fiel über die Klippe.
Jetzt stürzte sich Schädelgesicht auf Drachenauge und schlug mit seinem Schwert zu, doch Drachenauge wehrte ihn ab und ging blitzschnell zum Gegenangriff über. Der Pirat merkte erst, dass er verloren hatte, als sein Schwert zu Boden fiel. Seine rechte Hand umklammerte noch den Griff.
Er drückte den blutenden Armstumpf an die Brust, ging in die Knie und
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