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Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradford Chris
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Piraten ihren Reichtum beim Würfelspiel wieder loswurden. In einer Bretterbude hatte ein Tätowierer sein Geschäft eingerichtet. Er stach mit seiner Nadel gerade einem Winddämon einen schwarzen Seedrachen in den muskulösen Arm. In dem Laden daneben feilschten eine Frau und ein Mann erbittert um eine bedrohlich aussehende Streitaxt – die Besitzerin, die den geforderten Preis offenbar nicht bekam, drohte ihrem Kunden damit, die scharfe Klinge an ihm auszuprobieren.
    Beim Gehen spürte Jack, wie die Blicke vieler Piraten ihm folgten. In den Blicken lag allerdings nicht das übliche Staunen über seine blonden Haare und blauen Augen, sondern Gier.
    Auch Li Ling bemerkte es. »Gerüchten zufolge bis du dem Shogun hundert koban wert«, flüsterte sie. »Tot oder lebendig!«
    Jack wusste nicht, ob er lachen oder sich ernsthaft sorgen sollte. Aber egal wie hoch die Belohnung derzeit war, er war für diese Piraten eine wandelnde Schatztruhe und konnte nur hoffen, dass Tatsumakis Einfluss weit genug reichte, ihn vor diesen gesetzlosen Gesellen zu schützen.
    »Aufgepasst!«, schrie jemand.
    Li Ling zog Jack unter das vorstehende Dach des nächsten Ladens. Von oben stürzte ein Schwall schmutzig braunen Wassers herunter und klatschte in die Lagune.
    »Diesen Regen willst du nicht auf den Kopf bekommen, glaub mir.« Li Ling grinste.
    Als Jack wieder über das Geländer nach unten sah, fiel sein Blick zufällig auf das Boot, das sich im Schatten von Captain Wanizames Weißem Hai versteckte.
    Die Freiheit lag zum Greifen nahe.

45
Windhexe
    »Lass dir doch die Zukunft lesen«, schlug Li Ling vor und zeigte auf einen dunklen, rauchgeschwängerten Verschlag, von dessen Dachbalken tote Schlangen, getrocknete Eidechsen und Fledermausflügel herunterhingen. »Es ist hier Brauch, dass jeder Pirat die Windhexe besucht.«
    »Warst du auch bei ihr?«, fragte Jack. Er riss seinen Blick von dem Boot los und betrachtete den makabren Laden zweifelnd.
    Li Ling nickte strahlend. »Die Windhexe weiß alles. Sie meinte, ich würde eines Tages eine große Piratin werden und über das ganze Südchinesische Meer herrschen.« Sie bedeutete Jack, einzutreten. Er wollte sich wehren, aber sie schob ihn weiter. »Es lohnt sich wirklich‹«, versprach sie. »Ich warte hier auf dich.«
    Widerstrebend betrat Jack den Verschlag der Windhexe. Er musste sich bücken, um unter den vielen Schleiern hindurchzugehen, die wie Spinnweben von der Decke hingen. Es stank nach Schwefel und versengten Haaren. Zwei Kerzen flackerten im Dämmerlicht und in einem steinernen Herd glühten die Überreste eines Feuers. Auf dem Boden verstreut und zu Bündeln geschnürt lagen getrocknete Kräuter. Aus kleinen, an der rückwärtigen Wand gestapelten Käfigen tönten Trippeln und schrilles Quieken, und schwarze Schatten huschten durch das Dunkel. In der Mitte des Raums stand ein grob gezimmerter Tisch mit einer Schale. Daneben lagen einer kleiner Haufen Tierknochen und ein Dolch. Von der Windhexe war nichts zu sehen.
    Jack zögerte. Sollte er sie rufen? Im Grunde war er froh, dass sie nicht da war, denn er konnte mit solchen magischen Praktiken sowieso nichts anfangen. Er wandte sich gerade zum Gehen, da erwachte ein Haufen Lumpen zum Leben.
    »Fürchte dich nicht, näherzutreten«, krächzte eine Altweiberstimme. »Fürchte nur den Stillstand.«
    »Ich … ich habe es mir anders überlegt«, murmelte Jack entschuldigend und wich zur Tür zurück.
    »Wer so weit kommt und vor dem letzten Schritt umdreht, ist umsonst gereist«, sagte die Windhexe. »Wenn du den Weg kennenlernen willst, der vor dir liegt, Jack-kun, musst du die fragen, die ihn zurückkommen.«
    Als Jack seinen Namen hörte, blieb er abrupt stehen. Er hatte angenommen, dass die Alte den Leuten einfach sagte, was sie hören wollten, doch schien sie viel mehr zu wissen.
    »Setz dich!«, befahl sie und zeigte mit einem knochigen Finger ungeduldig auf den Platz vor ihr.
    Jack setzte sich misstrauisch ihr gegenüber. Er konnte ihr durch Lumpen verhülltes Gesicht nicht erkennen, roch aber ihren stinkenden Atem und sah ihre pechschwarzen Augen glitzern.
    »Das Glück begünstigt die Schönen«, sagte die Hexe und betrachtete forschend sein Gesicht.
    Jack überlief eine Gänsehaut. »Ich kann Euch nicht bezahlen«, gestand er.
    Die Windhexe schnalzte verärgert mit der Zunge. Dann schnellte ihre Hand aus den Lumpen und packte ihn an den Haaren. Bevor er es verhindern konnte, hatte sie ihm schon mit dem Dolch einige

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