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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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her.“
    Auf der anderen Seite der Landzunge, wo das Wasser tiefer war, gab es
auch einen Steg. Wer tauchen wollte, musste dorthin gehen. Als Klops endlich
tauchen gelernt hatte, wollte er gar nichts anderes mehr tun. Er war mutiger
geworden und wagte sich weit hinaus.
    Die Betreuerinnen hatten gerade verkündet, es sei Zeit, die Sachen
einzusammeln und zurück zur Strafanstalt zu marschieren. Die Sonne schickte
sich an unterzugehen.
    Ich machte mich auf den Weg zur Landzunge.
    „Wo willst du hin, Tommy?“
    Normalerweise hätte ich nicht geantwortet, aber jetzt drehte ich mich
um.
    „Klops ist nicht da. Ich will ihn holen.“
    „Er heißt nicht Klops.“ Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt.
„Er ist doch kein Klops.“
    Ich hatte ein unangenehmes Gefühl, als ahnte ich, dass ihm etwas
passiert war.
    „Dann lauf und hol ihn“, sagte sie.
    Ich ging auf die Landzunge zu und begann zu laufen. Während ich
zwischen den Kiefern vorwärts stürmte, hörte ich Schreie. Klopsschreie. Ich
umrundete die Landzunge und sah den Steg und den Strand.
    Weine und einer seiner Idioten standen bis zu den Knien im Wasser und
zwischen ihnen versuchte Klops sich loszustrampeln. Seine Schreie wurden jäh
abgeschnitten, als sein Kopf unter Wasser verschwand.
    Weine hatte mich noch nicht gesehen. Er hatte genug mit dem Versuch zu
tun, Klops zu ertränken. Ich lief an der letzten Kiefer vorbei. Jetzt würden
Wörter als Waffe gegen Weine nicht mehr helfen. Aber ich hatte kein Schwert. Es
lag unter dem Handtuch. Ich hatte es nicht mitschmuggeln können, während die
Betreuerin mich im Auge hatte.
    Weine guckte auf, als ich durchs Wasser watete.
    „Lasst ihn los!“
    Er ließ Klops los. Der andere Idiot hatte schon losgelassen.
    Klops gab Geräusche von sich, als wollte er sich übergeben. Er
versuchte sich aufzurichten, fiel aber wieder ins Wasser.
    Ich hob die Fäuste.
    „Wagst du es auch, mit jemandem zu kämpfen, der nicht kleiner ist als
du, du Feigling?!“
    „Misch dich hier nicht ein, Tommy.“
    „Kenny“, sagte ich.
    Weine sah aus, als könnte er sich nicht zwischen Klops und mir
entscheiden. Aber Klops hatte sich schon ans Ufer geschleppt. Der andere Idiot
rührte sich nicht.
    „Und zwei gegen einen“, sagte ich, „zwei größere gegen einen
kleineren.“
    Weine bewegte sich immer noch nicht.
    „Eigentlich hattest du es ja auf mich abgesehen, nicht?“ Ich machte
ein paar Schritte auf ihn zu. „Eigentlich geht es um mich, nicht?“
    „Er ist frech“, sagte Weine. „Er war frech und brauchte eine
Abreibung.“
    „Ich werd dir eine Abreibung verpassen“, sagte ich und machte noch
einen Schritt auf ihn zu.
    Weines Idiot sah aus, als wäre er lieber woanders.
    „Tommy! Weine!“
    Der Ruf tönte so laut über den See, als wären Weine und ich am anderen
Ufer. Jetzt sah ich wieder das Segelboot. Es schien um die Landzunge
herumgesegelt zu sein, als ich sie überquerte. Vielleicht stand jemand an Deck
und beobachtete mich mit einem Fernglas. „Jetzt kommt ihr aber sofort zurück!“
     
    „Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll,
Tommy.“
    Die Alte saß hinterm Schreibtisch. Ich weiß nicht, wozu sie ihn
brauchte. Niemand hatte sie jemals schreiben sehen.
    „Du prügelst dich“, fuhr sie fort, „du isst deinen Teller nicht leer.“
    Zum Abendessen würde die Grütze wieder auf den Tisch kommen. Sie würde
kälter sein, die Milch blauer, oder vielleicht auch grün, wie der Seegrund.
    „Warum isst du nicht?“
    Die Alte hatte sich plötzlich erhoben, und von dort, wo ich saß, ragte
sie auf wie ein Turm. Sie verdeckte die Sonne, die jetzt fast hinterm See
versunken war.
    „So kannst du nicht weitermachen.“
    So könnt ihr nicht weitermachen, dachte ich.
Wir werden ja sehen, wer am längsten durchhält.
    „Wir werden nicht nachgeben“, sagte die Alte, als hätte sie meine Gedanken
gelesen. Das war in diesem Moment vielleicht auch nicht besonders schwer.
„Glaub das bloß nicht, Tommy.“
    „Kenny“, sagte ich.
    „Ja, ja, und dann noch dieser Kinderkram.“ Sie
setzte sich wieder, und die Sonnenstrahlen trafen direkt in meine Augen. Die
Alte war wie ein Schatten. „Du schaffst Unruhe unter den anderen, Tom-m-y.“ Sie
zog den Namen in die Länge. Tom-m-y. So war sie. Sie wollte ihre ganze Macht zeigen. Die Macht der Erwachsenen.
Das war das Schlimmste.
    „Und dann die Sache beim Badeausflug. Jetzt fängst du auch noch
Prügeleien an.“
    „Ich hab mich nicht geprügelt“, antwortete ich.

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