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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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das nicht“, sagte ich. „Die behalten uns jetzt
im Auge. Und ich würde das sowieso nicht machen wollen.“
    „Was hat dieses Mädchen eigentlich gesagt, damit sie den Teller nicht
leer essen musste? Die, der wir letztes Mal die Leber geschickt haben?“, fragte
Klops.
    „Ann, sie heißt Ann.“
    „Was hat sie denn gesagt? Zu der Betreuerin.“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Frag sie mal. Vielleicht hat sie einen Trick. Vielleicht kannst du es
doch noch mal wiederholen.“
    Klops wusste nichts. Keiner in der Truppe wusste etwas. Der Preis für
den Trick würde darin bestehen, dass es plötzlich Mädchen im Schloss gab. Ich
wäre gezwungen, es zu erklären. Jetzt wollte ich es nicht. Ich hatte so viel
anderes, worüber ich nachdenken musste.
    „Es kostet doch nichts, sie zu fragen“, sagte Janne.
    „Kriegt man dies Schloss nun mal zu sehen?“, fragte Ann. „Du hast
versprochen, es uns zu zeigen.“
    Ich hatte sie auf dem Ast gefunden, der über das Wasser ragte. Es war
die erste Stelle, an der ich nach ihr suchte. Neben ihr saß Kerstin. Das war
auch keine Überraschung.
    „Da gibt's nicht viel zu sehen“, sagte ich. „Bis jetzt ist es ja nur
eine Höhle.“
    „Versuch nicht, dich rauszureden“, sagte Kerstin.
    „Es macht bestimmt mehr Spaß, es anzugucken, wenn es fertig ist“,
sagte ich.
    „Dann musst du eben auch warten“, sagte Ann, „mit dem, was im
Speisesaal passiert ist.“ Sie hob die Hände, als trüge sie einen Teller.
    „Hab schon kapiert.“
    Ich sah mich um. Hier war es ruhig. Niemand fuhr mit dem Karussell.
Niemand schaukelte. Niemand warf oder dribbelte mit einem Ball. Alle warteten
aufs Essen. Die meisten würden wer weiß was essen. Und das wussten die hier im
Camp. Lass die Kinder hungern, dann essen sie wer weiß was.
    „Okay“, sagte ich schließlich, „morgen.“
    „Dürfen wir das Schloss morgen sehen?“, fragte Ann.
    „Das hab ich doch grad gesagt.“
    „Möchtest du jetzt wissen, was passiert ist? Mit dem Leberteller?“
    „Morgen.“
    Ich wollte es jetzt nicht wissen. Ich wollte es allein schaffen im
Speisesaal. Ich wusste nicht, wie, aber ich wollte versuchen, es allein zu
schaffen.
     
    Die Sonne ging immer noch unter. Schon seit Stunden. Es war, als ob
sie auch darauf wartete, was heute Abend im Speisesaal passierte. Die Sonne war
neugierig, die schickte ihre Strahlen in jeden Winkel, um alles unter Kontrolle
zu haben.
    Es klirrte und klapperte lauter als sonst. Mir war ganz schwindlig,
als wir reingingen und uns setzten. In meinen Ohren rauschte es, fast so, als
hätte ich eine Ohrfeige bekommen.
    Als die Betreuerin den Teller mit Grütze vor mich hinstellte, wurde
es stiller. Die anderen hatten ihr Essen noch nicht bekommen.
    „Iss das jetzt auf, dann bekommst du danach auch das andere leckere
Essen“, sagte sie.
    Aus der Küche roch es nach Makkaroni. Vielleicht gab es sogar Wurst
dazu. Ich sah Klops an. Er wartete wie alle anderen. Ich guckte auf den Teller
vor mir, obwohl ich es nicht wollte. Der wartete auch. Grütze und Milch warteten
darauf, in meinen Magen zu strömen und sich dort ein Nest zu bauen, anzufangen
zu wachsen. Bald würde mir vergammelter Hafer aus dem Mund wachsen. Als ich mir
das vorstellte, musste ich fast kotzen. In meinem Kopf drehte es sich. Ich
schloss die Augen und fühlte die Tränen kommen. Wenn ich die Augen öffnete,
würden es alle sehen.
    Ich dachte an meinen Plan, aber für den war es jetzt zu spät. Die
Tränen hatten alles verdorben. Jemand sagte etwas, aber ich verstand nichts.
In meinem Kopf drehte es sich noch mehr. Ich hielt die Augen weiter
geschlossen. Ich hatte ein Gefühl, als säße ich draußen auf dem Karussell und
jemand drehte es, immer schneller und schneller.
    Dann wurde ich ohnmächtig.
     
    „Guter Trick!“
    Es drehte sich nicht mehr. Ich öffnete die Augen und sah, dass ich im
Schlafsaal im Bett lag. Es war Klops' Stimme, die ich gehört hatte.
    Er und Janne saßen auf meiner Bettkante, eine Betreuerin war nicht zu
sehen.
    „Die haben Schiss bekommen“, fuhr Klops fort.
    „Das war kein Trick“, sagte ich.
    „Nein?“
    „Wahrscheinlich ist mir schwindlig geworden, weil ich ein paar Tage
nichts gegessen habe“, sagte ich. “War trotzdem gut.“
    „Die Alte ist angestürzt gekommen“, sagte Janne.
„Haben die mich hier raufgetragen?“
    „Nein, du bist selbst gegangen. Kannst du dich
nicht erinnern?“
    „Nein.“
    „Du bist auch nicht vom Stuhl gefallen oder so.“ Klops wollte

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