Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
weißt du dann, dass sie die anderen
bewachen?“
    „Ann“, sagte er. „Sie hat sich unter der Treppe versteckt, als sie
alle raufgeschickt haben. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat. Du kannst
sie selber fragen.“
    „Ist Ann hier?!“, hörte ich Kerstin sagen. Sie hatte die ganze Zeit
hinter mir gestanden. „Wo ist Ann?“
    „Sie wartet bei den anderen“, sagte Micke.
    „Was willst du eigentlich von uns?“, fragte ich. „Oder was wollt ihr.
Du und Weine.“
    „Wir müssen gemeinsam kämpfen“, antwortete Micke. „Sonst schaffen wir
es nicht.“ Er sah zu Kerstin. „Die Alte ist so verda... komisch. Noch komischer
als sonst. Und Christian auch.“
    „Haben sie die Polizei angerufen?“, fragte Janne. „Weißt du das? Eine
Vermisstenanzeige gemacht?“
    „Nicht, soviel ich weiß“, sagte Micke. „Aber wir können Ann fragen.“
     
    14
     
    Sie kamen aus dem Wald, einer nach dem anderen. Weine führte die Reihe
an. Diesmal sah er nicht aus, als wollte er jemandem ein Bein stellen. Die
ganze Zeit schaute er sich um, als rechnete er jeden Augenblick damit,
überfallen zu werden.
    „Wer sind die denn?“, fragte der mit den Federn. „Sind das auch
Samurai?“
    „Nein“, antwortete ich, „das sind Räuber.“
    „Vertraust du denen?“
    „Ungefähr genauso sehr wie den Erwachsenen.“
    „Dann sollten wir sie vielleicht entwaffnen?“
    „Wir können sie nicht gefangen nehmen“, antwortete ich. „Dann hätten
wir nichts anderes zu tun, als sie zu bewachen.“
    Weine kam zur Mauer. Er sah mich an, lächelte jedoch nicht. Er sah
ängstlich aus. Aber er hatte keine Angst vor uns. Er sah sich immer wieder um,
als könnte ihm das, vor dem er sich fürchtete, hierher gefolgt sein und wartete
in den Schatten auf ihn.
    „Ihr habt also hergefunden“, sagte ich.
    Weine zeigte auf Micke.
    „Es war doch nötig“, sagte Micke.
    „Was ist nötig?“, sagte ich.
    „Dass wir uns zusammentun“, sagte Weine.
    „Was ist mit den anderen, den Kleinen?“, fragte ich.
    „Eingesperrt.“
    „Was passiert mit ihnen?“
    Weine zuckte mit den Schultern.
    „Sie haben Angst.“
    Ich sah Ann auf Kerstin zulaufen.
    „Ich hab mir solche Sorgen gemacht“, sagte Ann.
    Kerstin umarmte sie, ohne zu antworten.
    Ich ging zu ihnen.
    „Ann?“, sagte ich.
    Sie schaute auf. Aus der Nähe erkannte ich sie kaum wieder. Ihr
Gesicht wirkte älter, als wären in den letzten Stunden zehn Jahre vergangen.
Die braunen Haare klebten ihr an der Stirn, als wäre sie hierher geschwommen.
Eins war mal sicher, sie war nicht mehr hochnäsig.
    „Ich hab gehört, dass du dich versteckt hast“, sagte ich.
    „Ja ... unter der Treppe.“
    „Hat dort niemand gesucht?“
    „Nein ... sie hatten es so eilig.“
    „Womit?“
    „Alle einzuschließen.“
    „Warum das?“
    „Damit nicht noch mehr abhauen konnten, glaube ich.“
    „Warum sollten noch mehr abhauen?“
    Ich fühlte mich wie ein Detektiv, der sie verhörte.
    „Sie ... haben uns geschlagen“, sagte Ann. „Chr... Christian und die
Alte. Sie waren wie verrückt.“
    Sie sah Kerstin an, als sie Christians Namen nannte. Kerstin guckte
weg.
    „Und die Betreuerinnen?“
    „Die waren nicht mehr da“, antwortete Ann. „Die sind in einem Auto
weggefahren.“
    „In einem Auto? Ist heute Abend irgendwo Tanz?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Aber die Alte und Christian sind also noch da?“
    „Ja, und die Köchin.“
    „Die sind wirklich verrückt“, sagte Weine, „schlimmer als vorher.
Krank im Kopf.“
    „Du musst es ja wissen“, sagte Janne, „das sind ja deine Kumpel.“
    „Niemals.“
    „Warum kommen sie nicht in den Wald?“, fragte ich und wandte mich
wieder zu den anderen um. „Warum sind sie euch nicht gefolgt?“
    „Im Augenblick planen sie irgendwas“, sagte Micke.
    „Was wollen die denn überhaupt?“, fragte Janne.
    „Vielleicht holen sie noch mehr Erwachsene“, sagte Micke.
    „Verdammt“, sagte Weine.
    „Ich dachte, du magst Erwachsene, Weine“, sagte
Janne.
    Weine griff nach dem Schwert, das er am Gürtel trug. Es war ein
plumpes Schwert, wie das eines Kindes.
    „Hört auf!“, rief ich.
    Weine ließ den Schwertschaft los.
    „Ich will nicht, dass er so redet“, sagte er.
    „Warum sollten sie mehr Erwachsene rufen, wenn sie die Betreuerinnen
haben fahren lassen?“, sagte ich.
    „Vielleicht sind ihnen die Betreuerinnen zu nett.“ Micke sah mich an.
„Sie wollen andere haben.“
    „Nein“, sagte ich, „die wollen nicht noch mehr

Weitere Kostenlose Bücher