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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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versuchen,
Kerstin zu finden. Und uns. Ich tastete nach meinem Schwert. Es war noch
genauso schwer und scharf wie vorher. Das Schwert war bereit. War ich bereit? War
die Truppe bereit? Wenn wir wirklich Samurai waren, dann waren wir zu allem
bereit. Ich hörte ein Geräusch. Es könnte ein knackender Zweig gewesen sein.
Geräusche trugen weit durch den stillen Wald. Jetzt hörte ich wieder etwas.
    „Da draußen ist jemand“, flüsterte Janne und nickte zum Wald.
    Wir sahen keine Bewegung und warteten, aber es kamen keine Geräusche
mehr.
    „Wer ist das?“, flüsterte Klops.
    „Wir brauchen nicht zu flüstern“, sagte ich. „Die wissen, dass wir
hier sind.“
    „Könnte ein Reh sein“, sagte der Bogenschütze.
    Er hatte einen Pfeil in die Sehne gelegt und den Bogen gespannt, als
wäre er bereit, jedes Tier zu erschießen, das aus dem Wald trat. Der Pfeil war
nadelspitz. Wer davon getroffen wurde, würde Probleme bekommen.
    Wieder knackte es, diesmal lauter. Wer sich da im Wald bewegte,
versuchte nicht zu schleichen. Es könnte ein Tier sein, das entfernt an uns
vorbeilief.
    „Kenny!“
    Ich zuckte zusammen, wir zuckten alle zusammen. Ein Tier, das sprechen
konnte?
    Jetzt sahen wir, wie sich etwas bei einem Baum in etwa zwanzig Meter
Entfernung bewegte. Eine weiße Hand, die winkte.
    „Nicht schießen. Es ist Micke!“
    Er musste den Bogenschützen gesehen haben. Sein Pfeil war genau auf
den Baum gerichtet. Der Bogenschütze hielt den Bogen weiter gespannt.
    Ich hatte Mickes Stimme erkannt. Aber ich traute ihm nicht.
    „Bist du allein?“, rief ich.
    „Weine ist bei mir. Und seine Truppe.“
    „Was wollt ihr?“
    „Wir wollen Frieden.“ Ich meinte sein Gesicht zu sehen. „Wir kommen
mit friedlichen Absichten.“
    „Du hast uns verraten, Micke.“
    „Darf ich zu euch kommen und es euch erklären?“
    „Wo sind die anderen?“
    „Sie warten ein Stück tiefer im Wald. Kenny! Du musst mich zu euch
kommen und reden lassen. Es ist wichtig. Auf Leben und Tod, Kenny!“
    Ich lauschte, ob ich etwas von Weine und seiner Clique hörte, aber es
war still. Keine aufgeschreckten Vögel oder andere Waldtiere. Waren Weines
Soldaten nah, dann konnten sie sich geschickt durch den Wald bewegen.
    „Senk den Pfeil ein wenig“, sagte ich zu dem Bogenschützen. „Aber
lass ihn drin.“
    „Jetzt komme ich“, sagte Micke. „Nicht schießen.“
    „Halt das Schwert über den Kopf“, sagte ich.
     
    Es war seltsam, aber ich freute mich, ihn zu sehen. Trotzdem ließen
wir ihn nicht aus den Augen. Niemand jubelte, als er über die Mauer stieg.
Micke schielte zum Bogenschützen, der immer noch den Bogen gespannt hielt,
aber er fragte nicht, wer das war, und auch nicht nach dem mit den Federn. Er
fragte nach jemand anders.
    „Ist Kerstin hier?“
    „Warum willst du das wissen?“
    „Du hast ja keine Ahnung, was im Camp los ist, Kenny!“
    „Was hat das mit ihr zu tun?“, fragte ich.
    „Was willst du?“, hörte ich Kerstins Stimme.
    Ich drehte mich um. Sie stand, in die Decke eingewickelt, neben dem
Windschutz.
    „Kerstin!“ Er machte einen Schritt vorwärts, immer noch das Schwert
über dem Kopf. „Hier bist du!“ Er sah mich an. „Was für ein Glück.“
    „Was ist im Camp passiert?“, fragte ich.
    „Darf ich das Schwert runternehmen?“
    „Leg es auf die Erde.“
    Der Bogenschütze zielte auf ihn, als Micke das Schwert vor meine Füße
legte. Ich mochte nicht hinsehen. Mir gefiel es nicht, wenn jemand gezwungen
wurde, sein Schwert abzulegen.
    „Das andere auch“, sagte ich.
    Er zog wortlos sein Wakizashi hervor und legte es neben das Katana.
Jetzt war er gleichsam nackt, aber das schien ihm egal zu sein, noch.
    „Was ist passiert?“, wiederholte ich.
    „Die scheinen jetzt vollkommen durchgedreht zu sein“, sagte er. „Die
Alte und Christian. Vor allem die Alte.“
    „Was machen sie?“
    „Niemand darf die Schlafsäle verlassen. Niemand darf
raus.“
    „Daran ist doch nichts Besonderes?“, sagte Janne, der neben Micke
stand. „So ist das doch immer.“
    „Aber jetzt haben sie Wachen aufgestellt. Die Alte und Christian, und
ich glaube, auch die Köchin. Sie laufen die ganze Zeit hin und her, und wenn
man ihnen in die Quere kommt, verliert man sein Leben.“
    „Aber du bist doch rausgekommen, und Weine und seine Clique“, sagte
ich.
    „Genau“, sagte der Bogenschütze.
    „Wir sind gar nicht erst reingegangen“, antwortete Micke. „Nach der
Suchaktion sind wir abgehauen.“
    „Woher

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