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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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seid nicht
da.“
    „Das stimmt“, sagte Klops fröhlich.
    „Was werden sie also machen? Wieder Leute auf die Suche schicken?“
    „Oder doch die Bullen anrufen?“, fuhr der mit den Federn fort.
    Ich sah Kerstin an. Solange sie hier saß, würden sie damit warten, die
Polizei zu rufen. Ich glaube, die Alte und Christian wussten, dass sie bei uns
war. Bald würden sie wieder auf die Suche gehen und hierher kommen, aber erst,
wenn es ganz dunkel geworden war.
    Im Moment war Kerstin bei uns sicher, aber nicht für immer. Wir waren
selber nicht in Sicherheit. Die waren verrückt. Sie waren nicht nur erwachsen.
    „Ihr seid doch selber auch abgehauen?“, sagte Janne.
    „Meinen Eltern genügt es, wenn ich am Tag, bevor die Schule beginnt, wieder
nach Hause komme“, sagte der Bogenschütze.
    „Manno“, sagte Klops.
    „Bei mir genügt es, wenn ich an dem Tag nach Hause komme, bevor ich
konfirmiert werde“, sagte der mit den Federn.
    „Wirst du denn konfirmiert?“, fragte Klops.
    „Nein.“ Der mit den Federn lachte.
    „Dann gehst du ja nie nach Hause“, sagte Klops.
    „Ich hab das Kanu. Ich kann wer weiß wohin paddeln. Habt ihr gesehen,
wie die Erde aussieht? Überall ist Wasser.“ Er sah mich an. „Ich kann bis nach
Japan paddeln. Du kannst mitkommen.“
    „Wir wollten doch nach New York State“, sagte der Bogenschütze, „ins
Land der Mohikaner. Amerika.“
    „Das liegt auf dem Weg nach Japan.“
    „Liegt es nicht.“
    „Es kommt drauf an, in welche Richtung man paddelt“, sagte der mit den
Federn. „Nee, das stimmt nicht. Die Erde ist rund. Man kommt immer dort an, wo
man hinwill, wenn man nur lange genug unterwegs ist.“
    „So ist er immer“, sagte der Bogenschütze und sah mich an. „Wollen wir
jetzt die Barsche grillen?“
     
    Ich kann nicht behaupten, dass alle satt wurden. Aber jeder durfte
probieren und es war das Beste, was ich in diesem Sommer gegessen hatte
zusammen mit den Würstchen, die uns die Frau in der Stadt geschenkt hatte. Wir
hatten kein Salz, aber das störte wohl niemand. Ich fragte Kerstin, wie es ihr
schmecke, und sie sagte gut. Sonst war sie still. Eine Weile zitterte sie
wieder, aber dann war es vorbei.
    Klops aß auch etwas von der knusprigen Barschhaut.
    „Davon kriegt man ja nur noch mehr Hunger“, jammerte er.
    „Wir haben auch einen Nachtisch“, sagte ich. „Die Schokoladenbonbons.“
    „Können wir uns denn trauen, die zu essen?“, sagte Klops.
    „Warum sollte ich es nicht wagen?“, sagte ich. „Die gehören doch mir,
oder?“
    „Schokoladenbonbons“, sagte der Bogenschütze, „so was hab ich nicht
mehr gegessen, seit wir vor ein paar Wochen eine Tüte im Selbstbedienungsladen
gefunden haben.“
    „Das waren Pralinen, und wir haben sie nicht gerade gefunden“, sagte
der mit den Federn.
    „Schokolade ist Schokolade. Gefunden ist gefunden.“
    „Ich hol sie“, sagte ich, stand auf und ging zu dem Versteck.
    Es war leer.
    Die Glut war wie ein rotes Auge, das in den dunkelblauen Himmel
starrte. Wir saßen darum herum und dachten an Schokolade. Es ist unmöglich, von
Schokolade zu reden und dann nicht mehr daran zu denken.
    Ich hatte meine Schokolade zweimal verloren und ich weiß nicht,
welches Mal schlimmer war.
    „Weine“, sagte Klops. „Oder Micke.“
    „Wahrscheinlich alle beide“, sagte Janne. „Ich will ihre Köpfe.“
    „Nein“, sagte ich, „die gehören mir.“
    „Nehmt ihr den ganzen Kopf?“, fragte der mit den Federn.
    „Immer.“
    „Uns reicht der Skalp. Aber es ist noch ehrenhafter, den Feind nur zu
berühren, ohne ihn zu töten.“
    „Wir dürfen nicht zurückkehren ohne den Kopf des Besiegten“, sagte
Klops. „Das ist Ehrensache.“ Er sah fast wie ein Lehrer aus, als er uns
anguckte. „Es ist auch Ehrensache für den Feind. Sie werden geehrt, wenn wir
ihre Köpfe mitnehmen.“
    „Wie viele hast du denn schon?“, fragte der
Bogenschütze. „Ich meine Köpfe.“
    „Ähh ... fünf“, sagte Klops. „Oh. Darf man die mal
sehen?“
    „Sie sind ... an einem geheimen Ort.“
    „Kann ich mir vorstellen.“ Der Bogenschütze
grinste. „Und wie viele Skalps hast du?“, fragte Janne. „Nur zwei. Von
Lehrern.“
    „Eigentlich nur ein paar Haare“, sagte der mit den
Federn. „Bei den Indianern fing das Skalpieren damit an, dass man dem Feind ein
Haarbüschel wegnahm.“
    „Das zählt auch“, sagte der Bogenschütze.
    „Wisst ihr, dass eigentlich der weiße Mann mit dem Skalpieren
angefangen hat?“, sagte der

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