Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Dérouca, wo hinter jedem Busch Montforts Soldaten lauern? Oder gar die verdammten Templer? Sieh mich nicht so zweifelnd an. Ja, wir holen unsere Leute aus dem Loch! Ich habe es dir doch versprochen. Dann machen wir unsere Burgen zu Stützpunkten des Widerstandes. Ehre den Söhnen der Helden! Verstehst du? Und wenn der Jüngste Tag nicht dazwischen kommt, wird man noch in tausend Jahren von uns reden. Von dir und mir. Von Toulouse, der Paratge und der frérèche. "
Er zog den Freund hoch, schüttelte ihn. „Hör endlich auf, dich vor Dingen zu fürchten, die es nur in deinem Kopf gibt. Wer die meisten Lanzen bricht, wer sich am längsten auf dem Pferd hält, ohne den Helm abzutun, der erhält den schönsten Lohn. Nur Schwärmer werden vorzeitig zu Boden gestreckt. Also, was ist jetzt mit unserer Losung? Rache für Carcassonne, Rache für Dérouca ...“
Damian atmete tief durch. Er wickelte das Kruzifix vorsichtig in sein altes Hemd. „Rache für Termes! Wir reiten heute Nacht!“
In der Burg von Bugarach: Als es draußen sacht zu schneien begann, stieg Sancha zum Ausguck empor, um nach Hagelstein und den jungen Rittern Ausschau zu halten. Es war wie die Tage zuvor: Keine Reiter in Sicht. Alles war still hier oben, nur der helle Schall des Ambosses aus der Dorfschmiede war zu hören. Doch das andauernde Klingeln und Hämmern verschaffte ihr heute Unbehagen, denn sie war gereizt, bedrückt und wütend in einem. Sie hatte Angst.
Sancha zog den Handschuh aus und betrachtete den Ring mit dem blauen Saphir, der nun wieder an ihrem Finger steckte. Dass Falk ihre Kleinodien gleichsam „unter die Säue“ warf, enttäuschte sie maßlos. War es nicht ausgesprochen närrisch von ihm, zu glauben, er könne vor ihr, seiner Herrin, etwas verbergen? In Collioure war ihm diese Frau keine Silbe wert gewesen, da war er ihr, Sancha, wie immer tatkräftig zur Seite gesprungen, vor allem, als sich Leonora gegen das Vorhaben stemmte. „Wenn die Dame Petronilla in der Morgendämmerung und im Reisegewand Eurer Schwester in die Sänfte steigt, wer sollte den Tausch bemerken?“, hatte er sie wortreich zu überzeugen versucht. „Die beiden haben dieselbe Gestalt! Do ñ a Sancha, Gala und ich reiten hingegen im Pulk der Bediensteten. Bis zum Weiler Bugarach ist unser Weg gleich. Dort regle ich den Aufenthalt – der Kastellan vertraut mir seit langem – dann folge ich Euch hinterher. In Bugarach ist Eure Schwester in Sicherheit. Niemand wird erfahren, wer sie ist, außer dem Kastellan natürlich. Das verspreche ich. “
Wie immer hatte Leonora irgendwann nachgegeben, sich aber höchste Verschwiegenheit ausbedungen.
Höchste Verschwiegenheit - und nun das! Sancha schauderte, wenn sie auch nur daran dachte. Die halbe Welt würde morgen von ihrem mysteriösen Hiersein Kenntnis haben - und daran trug ausgerechnet der Narr die Schuld.
„Grazide Guilho war die Frau Eures Herolds“, hatte sie der hiesige Bayle aufgeklärt, nachdem der Knecht – das Antlitz erdfahl - sie händeringend nach unten in den Burghof gebeten hatte.
Der Bayle, ein grauhaariger Mann mit grober Stimme, war selbst ziemlich aufgewühlt gewesen; kaum in der Lage, den Schweißhund, der ihn begleitete, zu bändigen. Und noch bevor Sancha sich von der Schreckensmeldung erholt hatte, war der Ring zum Vorschein gekommen.
„Das war kein ehrlicher Totschlag, Gräfin, auch keine Notwehr“, meinte der Bayle vielsagend, „und wie Ihr am Ring seht, war der Mörder auch kein Räuber. Obendrein haben wir in Grazides Hütte Geld gefunden. Vermutlich das Eures Herolds. Es tut mir leid, Gräfin, aber ich muss ihn sprechen!“
Sancha biss sich auf die Lippen und zog Galas warmen Umhang, den sie sich in der Eile übergestreift hatte, enger um den Hals. „Verdächtigt Ihr etwa Herrn von Hagelstein der Tat?“, stieß sie hervor. „Er befindet sich noch immer in Toulouse und kann das Verbrechen - schon zeitlich gesehen - nicht verübt haben. Also nehmt das Geld, um die Frau zu bestatten, Bayle. Lasst auch eine Messe lesen, wie es sich gehört. Aber zuvor sagt mir, wie sie ums Leben kam.“
Der Dorfvorsteher knurrte den Hund an, den es fortwährend zu den Ställen hinüberzog, wo der Knecht seinen Besen schwang und vermutlich die Ohren aufstellte.
„Nun, ihre Nachbarn haben sie entdeckt, Gräfin“, polterte der Bayle weiter. „Heute, bei Sonnenaufgang. Der Mörder hat sie nackt und mit durchtrennter Kehle auf den Misthaufen ihres Hofes geworfen. Der Ring steckte noch am
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