Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Bein gebrochen hatte.
Sancha bedeutete Olivier, Holz nachzulegen.
„Der Mord an Adelheid war offenbar von langer Hand geplant“, fuhr Hagelstein fort, als das Feuer wieder aufloderte, „und Mätzli, die von alldem nichts wusste, war der Lockvogel. Dass mir die Nacht nach Bodos Eröffnung vorkam wie drei Nächte in einer, werdet ihr euch denken können. Einmal wollte ich die Tat begehen, ein anderes Mal nicht.“
„Und wie habt Ihr Euch entschieden, Herr von Hagelstein?“ Damians Gesicht glühte.
„Am nächsten Morgen bat ich mir Bedenkzeit aus. Graf Bodo gewährte mir eine Woche, während derer ich Bekanntschaft mit Frau Adelheid machte, die, so dünkte es mich, eine brave und tugendsame Frau und Mutter war. Am achten Tag nahm mich Bodo beiseite: ´Nun, habt Ihr alles vorbereitet? Ich reite noch heute mit meinen Rittern gen Nürnberg. Der Zeitpunkt ist günstig.`
Ich nickte, war verzweifelt. In der Nacht schlich ich mich in die Schlafkammer der Gräfin. Ich trat an ihr Bett, fasste sie beim Arm und hielt ihr zugleich den Mund zu. Der Mond leuchtete voller Unschuld zum Fenster herein, während sich in meinem Herzen schwärzestes Höllendunkel ausbreitete. ´Gewährt mir Gnade, Herrin!`, flüsterte ich verzweifelt und noch einmal: ´Gnade!`
Adelheid starrte mich entsetzt an und zog meine Hand vom Mund. ´Was wollt Ihr von mir, Junker? Weshalb erfleht Ihr mein Mitleid? Was habt Ihr getan?`
´Ich soll das Werk noch tun, um das ich Eure Gnade erbitte`, erwiderte ich mit leiser Stimme.
´Seid Ihr trunken, Junker Falk?` Adelheid, das Laken bis zum Kinn hochgezogen, setzte sich auf. ´Hinaus mit Euch, verlasst meine Kammer!`
Da erklärte ich ihr alles und bat sie um ihren Rat.
Die Burgherrin atmete schwer. Sie dachte nach. Dann befahl sie, dass ich mich hinter ihrer Truhe versteckte, rief nach ihren treuesten Damen und dem Haushofmeister, der ihr ergeben war, erklärte ihnen alles und bat weinend um Beistand.
Die Nacht war noch dunkel, als Adelheid von ihren kleinen Söhnen Abschied nahm, die in der Nebenkammer schliefen, und dabei den ältesten so heftig in die Wange biss, dass dieser aufschrie. Auf die entsetzte Frage ihrer Damen, weshalb sie das getan hätte, erwiderte sie unter Tränen: ´Ich will ihn zeichnen, auf dass er diesen Abschied nie vergisst! Sorgt ihr dafür, meine Frauen, dass der Knabe erfährt, woher er die Narbe hat und wer die Schuld daran trägt, dass ich die Burg verlassen muss – nämlich sein Vater!`
Die Frauen hatten indes lange Seile und Bänder geschnitten, mit denen sie, unter der Mithilfe des Haushofmeisters, Adelheid, ihre Begleiterin und mich aus einem der Erkertürme hinabließen, so dass wir nicht die Wachen passieren mussten, die Graf Bodo ergeben waren.“
Hagelstein atmete tief durch. Dann fuhr er fort:
„In der Nähe einer Gabelung, an der der Steilpfad begann, der zum Eingang der Burg führte, warteten wir auf den Haushofmeister. Er brachte uns Pferde. Dann trennten sich unsere Wege.“
„Und wie ging es weiter?“ Oliviers Augen leuchteten, offenbar war dies eine Geschichte nach seinem Gefallen.
„Nun, ich ritt zielstrebig nach Bamberg zurück, wo ich mich am Mainufer, in der Nähe von Rübsams Haus, verbarg. Als Fritzo Tags darauf mit Mätzli die Messe besuchte, brach ich in sein Haus ein, nahm das wertvolle Buch an mich und legte an seine Stelle das Bündel mit dem Kraut.“
„Dem Zeiland?“
Hagelstein nickte. „Auch Daphne mezereum genannt. Was habt ihr nur ständig damit?“
„Je nun! Wir haben Euch seinerzeit beobachtet, bei der Kastellanin. Was hattet Ihr an diesem Tag mit dem galligen Zeug vor?“
Sancha hob die Brauen. Lag hier der Grund, weshalb es ständig Streit gab? Misstrauten sie Falk?
„Gewiss nicht, jemanden zu töten, Olivier von Termes“, antwortete der Narr. „Gift in den Händen eines Toren bringt den Tod, aber es bewirkt Gedeihliches unter der Obhut eines guten Heilers. Und um ein solcher zu werden, zog es mich in die Welt hinaus.“
„Aber auch, um Rübsams und Bodos Rache zu entgehen, nicht wahr?“
Hagelstein nickte. „Ja, Damian, auch aus diesem Grund. Obendrein weiß ich bis heute nicht, ob es Bodo nicht doch noch gelang, Adelheid zu töten und mir die Schuld zuzuschieben.“
„Aber weshalb betreibt Ihr seit Jahren diese Heimlichtuerei um Eure Kräuter? Kaum dass Ihr uns einmal in Eure Kammer habt sehen lassen, wenn es darin brodelte und kochte.“
Nun grinste Hagelstein verschmitzt. Eitel strich er sich das Haar aus
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