Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Beinlinge, Fellstiefel und einen weichen, wadenlangen Bliaud, denn er hatte ein Bad genommen, das mit Kräutern gegen seine Erkältung versetzt gewesen war. Um den Hals hatte ihm die Pagen ein warmes Tuch geschlungen.
„Wie geht es dir inzwischen, Liebster?“, fragte ihn Elize. „Fühlst du dich noch immer kraftlos? Soll ich noch einmal den Leibarzt rufen lassen?“
Montfort deutete wortlos auf einen noch gefalteten und gesiegelten Brief, der vor ihm auf dem Tisch lag.
„Was ist damit?“
„Eine Eilbotschaft an mich. Ein blonder Mann hat sie an der Pforte abgegeben, ohne auf Antwort zu warten. Siegelführer ist - du wirst es nicht glauben, Elize - Sancha von Toulouse!“
„Toulouse? Sind sie bereit, aufzugeben? Das wäre herrlich!“ Elize trat hinter ihn, stützte sich auf seine breiten Schultern, schmiegte ihre Wange an seine, fühlte wie er noch immer glühte. „Endlich unterwerfen sie sich dir.“
„Unterwerfen? Die Seelenverderber? Niemals! Und was diese Sancha angeht, so ...“
Er schickte die Pagen hinaus, die an der Wand auf einer Bank saßen, brach das Siegel und und öffnete den Brief. „ Au nome de Jésu-Christ … Sieh an, die Hure aus Aragón beherrscht Frances !“, zischte er.
„Warum auch nicht. Beruhige dich und lies weiter, Liebster!“
Montfort räusperte sich . „Ihr werdet Euch erstaunen, Sire, von mir zu hören ...“
„ … das will ich meinen“, knurrte er. Dann straffte er unwillig die Schultern. „ Elize, ich bitte dich! Stütz dich nicht immer so schwer auf mich. Lass mich allein.“
Verdrossen warf Elize ihren Pelz aufs Bett, öffnete eine der Truhen und tat, als sichtete sie die darin befindliche Wäsche. Sie konnte warten ...
„Also, das ist doch schier unglaublich“, hörte sie ihren Gemahl kurz darauf sagen.
„Was denn?“
„Sie fordert mich auf, nach Bugarach zu reiten, auf die Burg des Herrn von Pecaire. Und nun, halt dich gut fest, Elize: Sie wollen dort das Tor der Myrrhe gefunden haben.“
Elize konnte nicht anders: Sie lachte laut. „Nach Bugarach? Hab ich es dir nicht gesagt!“
„Ich verstehe dich nicht?!“, herrschte er sie an.
„ Mon Dieu , ich habe es dir doch seinerzeit erzählt! Als ich die Rocaberti und ihren Liebsten, den Spielmann, belauschte, ging es um eine Goldmine im Berg Bugarach. Aber warum teilen sie ihre Entdeckung dir mit? Du bist ihr Feind!“
Simon senkte die Mundwinkel. „ Tiens , Sancha von Toulouse hat aus ihrer Sicht heraus offenbar nur die Wahl zwischen dem Ausschlag und der Krätze. Absolut unannehmbar ist allerdings ihre Forderung, meine Begleitung betreffend. Drei Ritter ...“
„Dann handelt es sich wohl um eine Falle?“
„Das ist nicht auszuschließen!“ Simon lehnte sich zurück und sah zur Kassettendecke empor. „Die junge Gräfin steht seit ihrer Eheschließung mit einem Fuß im katharischen Lager. Überdies soll sie eine Liebschaft mit dem Troubadour Miraval gehabt haben, einem Erzketzer. Und bekanntlich wacht derjenige morgens mit Flöhen auf, der sich mit Hunden schlafen legt. Dennoch spricht aus ihren Worten nicht der übliche Schleim der häretischen Bosheit. Mich dünkt, sie weiß genau, was sie will.“
Elize spitzte den Mund. Ei, du wohl auch! , dachte sie. Simon brauchte ihr nichts vorzumachen. So krank er sich heute auch fühlte, brannte er bereits darauf, morgen loszureiten. „Aber was verspricht sich die Gräfin von dieser Einladung?“
„Sie ist an einem Tausch interessiert. Eine Reliquie gegen die Rückgabe des Toulouser Schlosses sowie aller weiteren von mir noch besetzten Gebiete der Stadt. Aber es gibt noch eine weitere Forderung: Die Freilassung dreier Gefangener.“
Nun stieß Elize einen spitzen Schrei aus. „Sprich nicht weiter, Simon! Die Rocaberti und ihr Liebhaber, nicht wahr?“
„Und der Graf von Termes.“
„Oh! Und du meinst, das alles ist diese Reliquie wert?“
Simon ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er legte den Schal ab und betastete seinen Hals. „Noch immer geschwollen. Der zerstampfte Wegtritt taugt nichts!“
„Weil du zu ungeduldig bist, Simon, zu ungeduldig!“
Er stemmte sich aus dem Stuhl und trat an den Kamin, um sich die Hände zu wärmen, wie er sagte. Dort warf er einige Pinienzapfen ins Feuer. Sie knackten und prasselten und ein würziger Duft verbreitete sich im Raum. Elize gesellte sich zu ihm.
„Und? Wirst du die Rocaberti jetzt ausliefern?“
Montfort wirkte wie abwesend. „Mich erstaunt nur, dass sie mich ruft“, sagte er nach
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