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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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geführt! „Wenn Ihr mir diesen Gondran zusätzlich ausliefern wollt, Sire", antwortete sie rasch, „einverstanden. Doch was ist mit dem Herrn von Termes?“
    Montfort zog die Wangen ein. „Dieser Häretiker ist vor zwei Jahren, am Tag des Heiligen Athanasius, verstorben.“
    Ein grauenvoller Schrei ließ Sancha und Montfort herumfahren.
    „Das werdet Ihr mir büßen!“, schrie Olivier und riss sein Schwert vom Boden hoch.
    Doch Damian und Hagelstein schnitten ihm sofort den Weg ab. Sie hielten den Rasenden mit eisernem Griff fest und entwendeten ihm die Waffe.
    Vom Schrei alarmiert, stürzten nun allerdings Montforts Ritter herein.
    „ Ce n`est rien!“ , rief ihnen Montfort zu. „Es ist nichts! Steckt die Waffen zurück und stellt euch vor die Tür.“

    Sanchas Herz flatterte wie Raymonds Vögel in ihren Käfigen. Sie konnte nur an eines denken: Olivier von Termes hatte gerade alles zunichte gemacht – und sich obendrein Montfort zu erkennen gegeben. Und da kam es auch schon:
    „Ist das der Sohn des Ketzers?“
    „Ja. Olivier von Termes. Er steht ebenfalls in meinen Diensten. Es tut mir leid, Sire, dass er sich nicht besser in der Gewalt hatte. Ich werde ihn bestrafen. Aber Ihr selbst habt Kinder, versteht vielleicht den Schmerz eines Sohnes um seinen Vater.“
    Unmerklich nickte Montfort, ließ aber den jungen Termes nicht aus den Augen.
    Olivier starrte wortlos auf den Boden. Das lange, dunkle Haar verdeckte sein Gesicht.
    „Dann bleibt es dabei, Madame“, sagte Montfort, „acht Tage nach diesem findet die Übergabe statt.“
    „Ja, Sire. So ist unser Abkommen.“ Sie geleitete den Heerführer zu einem kleinen Tisch, den sie vor Tagen in die Gruft geschleppt hatten, und schlug das Buch auf, in dem der vorbereitete Kontrakt lag, den es zu unterzeichnen galt.
    Noch während Montfort den Namen "Termes" aus dem Vertrag strich und "Gondran" einfügte, vernahm Sancha mit einem Mal eigentümliche Geräusche, die sie an Falks Suche mit Hilfe seiner Stiefel erinnerten. Sie runzelte die Stirn. Waren Hühner in die Kapelle eingedrungen? Und da! Erneut wieherte ein Pferd. Was war da oben nur los? Sie warf einen fragenden Blick auf Falk, der ebenfalls unruhig schien. Plötzlich schwante ihr schlimmes Unheil.
    „Sire“, stieß sie fast tonlos hervor, als Montfort die Feder beiseite legte, „Sieht so Euer Wort aus, noch bevor die Tinte trocken ist, mit der Ihr den Vertrag unterzeichnet habt? Habt Ihr Eure Soldaten mitgebracht?“
    Sie hatte noch nicht ausgeredet, als Montforts Ritter schon nach oben eilten, die Schwerter blankgezogen. Falk und die Jungen hinterdrein.
    "Gott ist mein Zeuge, nein!“, rief Montfort, ebenfalls hinauseilend, „Aber ich wünschte, ich hätte es getan!“

12.

    Zuerst dachte Sancha, es habe nun auch in der Kapelle geschneit. Sie kniff die Augen zu, riss sie wieder auf - doch das Meer von weißen Mänteln stand noch immer vor ihr.
    Neben ihr atmete Montfort. Schnell, zu schnell ...
    „Das habe nicht ich zu verantworten, Sire“, stieß sie mit gepresster Stimme hervor.
    „Ich weiß“, schnarrte er zurück.
    Zwei Ritter aus der ersten Reihe traten vor. Weißer Umhang, rotes Tatzenkreuz, Kettenhemd, Helm, Schwert ...
    Sancha gefror das Blut in den Adern. Bei Gott, dieses Vogelgesicht kannte sie: Pons - oder ihrethalben auch Gilon, der Bretone! Und neben ihm Balduin von Lizerant, dessen kalte, unverschämte Augen sie von Kopf bis Fuß maßen.
    Sancha war außer sich. Für ihre flügelschnellen Worte bekannt, fielen ihr erstmals keine ein, so wütend war sie, so enttäuscht. Wie kam Lizerant eigentlich an diese stattliche Anzahl von Rittermönchen? Befanden sich die Bézu-Templer darunter? Bei beiden Niederlassungen handelte es sich um aragónesische Ordenshäuser. Unterstanden sie allesamt der Komturei Mozón, von der die Suche nach dem Tor fraglos ausgegangen war?
    Lizerant und Pons nahmen den Helm vom Kopf und steckten ihn unter den linken Arm.
    „Im Namen Jesu Christi und unseres Ordens“, bellte der Komtur, „gebt uns das Soudarion heraus!“
    Mit einem Mal kehrten die Worte in ihren Kopf zurück, wut- und hassgetränkt, doch Sancha hielt sie eisern im Zaum. „Mit welchem Recht stellt Ihr hier Forderungen im Namen des Tempels, Komtur?“
    „Mit dem Recht des Eigentümers und im Auftrag unseres Großmeisters Wilhelm von Chartres, dem wir diesseits und jenseits des Meeres Gehorsam schulden.“
    „Nun, Komtur, dann tut es uns leid für Euch und für Wilhelm von Chartres“,

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