Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
erweisen, ein guter Herrscher zu werden. Die Anlagen und den Mut dazu hast du. Einen Rat noch, weil mir die Sache nicht aus dem Kopf gehen will: Berichte dem Heiligen Vater vom Soudarion . Möglichst unter vier Augen. Montfort war eitel. Er wird über seine Niederlage vor den Templern nicht gesprochen haben.“
"Honorius soll von der Geschichte erfahren?"
„Unbedingt. Und bevor Bischof Fulco davon erfährt. Vielleicht erreichen wir damit die Freilassung der Gefangenen und die Aufhebung der Exkommunikation deines Vaters. Beides liegt mir am Herzen. Außerdem kann es sich auch für dich persönlich auszahlen, der Überbringer einer so wichtigen Nachricht für die Christenheit zu sein.“
„Seid klug wie die Schlangen ...“, zitierte Roç, zufrieden schmunzelnd.
„Was meinst du? Lassen wir uns für einige Zeit beurlauben oder quittieren wir für immer unseren Dienst?“, fragte Olivier, als er sich bei Damian einfand, um mit ihm über die Zukunft zu reden.
„Um Faidit zu werden? Jetzt, wo Montfort tot ist? Sieht so dein Lebensplan aus?“
„Beim bärtigen Ganymed, Toulouse ist frei, aber es geht doch noch immer um Carcassonne, um Dérouca, um Termes. Um hundert andere Burgen, die sich in Franzosenhand befinden. Und um deine Mutter. Schon vergessen?“
Damian schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Aber ...“
"Je nun, wenn du dich noch immer nicht entscheiden kannst", sagte Olivier nach einer Weile, "wird sie wohl irgendwann im Loch verfaulen.“
„Wie kannst du nur so reden!“
„Verdammt! Ich bin eben nicht von so feinem Geist wie du. Ich liebe die Bücher nicht . Ich kann die Apokalypse nicht auswendig aufsagen. Ich rede wie mir der Schnabel gewachsen ist, und der sagt dir gerade, dass ich mir mein Eigentum zurückhole. Ob mit oder ohne deine Hilfe. Punktum. Aus.“
„Denkst du vielleicht, ich lass dich im Stich? Ich stehe auf deiner Seite. Rache für Termes! Nur ...“
„Nur, was?“
„Doña Sancha ...“ Damian kratzte sich verlegen am Kopf. „Also, die Herrin hat mir Gala versprochen. Die Hochzeit soll in zwei Wochen stattfinden. Am Vortag des Festes der Enthauptung des Täufers. Es ist der Tag, an dem Toulouse seine Befreiung feiert. Was siehst du mich so entsetzt an? Danach, also nach der Hochzeit, reite ich mit dir nach Carcassonne.“
Olivier beugte sich zu ihm hinüber und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Am Morgen nach deiner Hochzeitsnacht? Was spinnst du dir da bloß zusammen! Überhaupt: Erzähl mir nicht, dass es dich in deinem Alter schon zur Heirat drängt. Es ist dein Riemen, der lichterloh brennt, nichts weiter! Doch Weiber, die sich vögeln lassen, gibt es überall."
"Aber die Gräfin ..."
"Die Gräfin, die Gräfin! ... Je nun, dass sie dir diesen Vorschlag gemacht hat, erstaunt mich nicht. Es ist eine Art Wiedergutmachung am Narren."
„Kann sein“, brummte Damian unlustig. „Aber gerade der sagt: Nie um feile Lieb` sich schert, wer nach rechter Lieb` begehrt. Nach rechter Lieb! Verstehst du?"
„Oha!“, Oliviers Augen blitzten, „dann heirate sie eben, deine Gala, liebe sie, mach ihr sieben Kinder! Meinen Segen hast du. Ich komme auch allein zurecht."
Damian hatte sich seit Tagen vor diesem Gespräch gefürchtet. Er schalt sich einen Feigling, starrte auf den Tisch - und schwieg mal wieder.
Doch in Olivier gärte es munter weiter. Er stolzierte eine Weile in der Kammer herum, dann begann er erneut zu lästern. "Frühe Hochzeit – lange Liebe! Ich seh` dich schon dick und fett wie deine Pfründner werden, mit Gala, euren Bälgern und den blökenden Lämmern. Nicht wahr? So stellst du dir dein Leben auf Bugarach doch vor, oder?“
„He, he, was ist denn heute los mit dir?“
„Was mit mir los ist? Was ist mit dir los? Du träumst dir gerade ein Lebensglück zusammen, das es so nicht geben wird. Bugarach wird nie Dérouca sein, so wie Dérouca nie Carcassonne war! Verflucht, kapierst du denn nicht, dass es für uns alle kein Glück auf Erden gibt, solange ringsum Krieg und Barbarei herrschen? Nicht für Toulouse und die guten Grafen hier am Hof, nicht für Comminges oder Foix oder all die anderen noch immer entrechteten Barone des Südens.“ Olivier beugte sich zu ihm hinunter und warf sich in die Brust. „Auch nicht für mich, den zukünftigen Grafen von Termes! Solange man uns immer wieder das Land und unseren Glauben wegnimmt, Damian, ändert sich nichts. Und selbst wenn wir es schaffen sollten, deine Mutter zu befreien – wovon
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